«Esoteriker» und der Umgang mit dem Coronavirus
von Lucius Werthmüller
28. März 2020
Liebe Psi-Freundinnen und -Freunde
In erster Linie hoffen wir, dass es Ihnen und ihren Liebsten gut geht – sowohl gesundheitlich als auch psychisch.
Es ist «atemberaubend», mit welcher Geschwindigkeit die Zahl der infizierten Personen weltweit steigt und das Coronavirus das öffentliche Leben nahezu lahmgelegt hat.
Am 31. Dezember 2019 erreichten uns erste Meldungen über eine mysteriöse Lungenkrankheit, die in der zentralchinesischen Metropole Wuhan ausgebrochen war. Am 15. Januar wird das neuartige Coronavirus erstmals im Ausland bestätigt. Am 25. Februar wird der erste Fall in der Schweiz bestätigt. Am 28. Februar verbietet der Bundesrat alle Grossevents mit mehr als tausend Personen und erlässt Hygieneregeln.
Zu diesem Zeitpunkt haben wir die für die folgende Woche geplanten Séancen mit Kai Mügge abgesagt. Danach haben sich die Ereignisse überschlagen. In immer kürzeren Abständen wurden die Massnahmen verschärft. So war bald klar, dass wir Grossanlässe verschieben müssen; dann kamen die mittelgrossen dazu, bis wir uns vor zwei Wochen entschieden haben, alle Anlässe bis vorerst Ende April abzusagen.
Wir stiessen mit diesen Massnahmen bei einem Teil unserer Kundinnen und Kunden auf Unverständnis. Wir erhielten Rückmeldungen im Tenor der folgenden:
(…) ich bin enttäuscht und traurig darüber dass diese vom System inszenierte Epidemie auch von Euch aufgegriffen wird, schade.......somit möchte ich mich von Eurem Verein distanzieren und abmelden und wünsche Euch noch viel Erfolg beim Panikmachen...
Daneben wurden wir auf Statements von Experten wie Wolfgang Wodarg aufmerksam gemacht, der Corona nicht für gefährlicher hält als ein übliches Grippevirus und die ergriffenen Massnahmen als reine Panikmache abtut. Seine Thesen und die Kritik daran finden Sie hier oder hier.
Während man bei früheren Katastrophen versuchen konnte, sich an einem anderen Ort auf diesem Globus in Sicherheit zu bringen, ist bei dieser Pandemie die ganze Welt betroffen – es gibt keinen Hinterausgang. Dass dies viele Menschen verunsichert, ist klar und verständlich.
Solche Ausnahmesituationen bringen in uns positive und negative Kräfte ans Licht. Auf der positiven Seite sehen wir eine grosse Solidarität von unzähligen Menschen, die Angehörigen von Risikogruppen Hilfe anbieten oder in finanzielle Not Geratene unterstützen. Wir sehen Pflegende die bis an den Rand ihrer Kräfte gehen, um Betroffenen zu helfen – selbst wenn sie sich selber damit gefährden.
Auf der anderen Seite stelle ich fest, dass viele sich esoterisch oder spirituell gebende Menschen und Gruppen die Verunsicherung nutzen, um ihr eigenes Süppchen zu kochen.
Einerseits gibt es die eher harmlosen «Kriegsgewinnler», die die Situation nutzen, um ihre wunderbaren Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung des Immunsystems an die Leute zu bringen. Oft schüren sie überhöhte Erwartungen und behaupten nebenbei gerne, dass sie Krebs heilen können.
Es geht über diejenigen, die stark auf ein Thema als Grundübel fixiert sind und nun aufzeigen wollen, dass die 5G-Technologie, Impfungen, die Pharmaindustrie, Fleischkonsum (die Liste liesse sich erweitern…), schuld an dieser weltumspannenden Krise sind. Es gibt weiter Menschen mit Doktortitel, die behaupten, dass es gar kein Virus gebe und dies pseudowissenschaftlich begründen. Ihnen allen gemein ist, dass ihre Argumente auf den ersten Blick plausibel erscheinen und etwas Wissen oder Recherche (manchmal reicht auch gesunder Menschenverstand) nötig ist, um sie als manipulativ und falsch zu enttarnen.
Und es reicht bis zu teilweise kriminellen Verschwörungstheoretikern, die wahlweise China, die USA, zionistische Verschwörer oder «Reptiloide» beschuldigen, das Virus absichtlich in die Welt gesetzt zu haben, um ihre Ziele zu erreichen. Sie sehen dunkle Mächte am Werk, die die Krise inszenieren, um uns zu überwachen und zu versklaven, das Bargeld abzuschaffen, uns Überwachungschips einzupflanzen und überhaupt die vielbeschworene «Neue Weltordnung» zu schaffen.
Diese Verschwörungstheorien werden auch in einer «positiven» Variante verbreitet, die unter vielen «Esoterikern» zur Zeit en vogue ist. Sie vertreten unter grossem Applaus die These (nein, sie verbreiten keine Thesen, sondern sie wissen es…), dass diese Krise dazu da ist, um einen Endsieg der «Lichtkräfte» über die Kräfte des «Dunklen» oder «Satan» zu erringen. (Mehr darüber und konkrete Beispiele folgen in einem ausführlicheren Artikel zu einem späteren Zeitpunkt)
So schreibt die 18-jährige Christina von Dreien, die neue «Lichtgestalt» der deutschsprachigen Esoterikszene, in ihrem Newsletter vom 16. März (den ganzen Text finden Sie hier) unter anderem Folgendes:
(…) Diejenigen Menschen, die auf der Erde das Sagen haben, die Fäden ziehen und die diese Macht nicht abgeben möchten, haben diesen Virus in die Welt gesetzt, um ihre Pläne weiter zu verwirklichen. Heisst doch Corona nichts anderes als Krone. Die Krone auf dem Plan, der Schlussstein.
Der Virus ist aber nicht so gefährlich, wie diese Menschen es gerne gehabt hätten. (…)
Ich finde das ungeheuerliche Behauptungen, welche die junge, sympathisch wirkende Frau da in die Welt setzt. Und es macht mich sprachlos, wie viele Menschen ihr unbesehen glauben.
Die sozialen Netzwerke, die 2011 im Rahmen des sogenannten arabischen Frühlings als grosse Chance gesehen wurden, Freiheit einzufordern, demokratische Strukturen zu fördern und in Diktaturen den Widerstand zu organisieren, spielen in dieser Krise wiederum eine grosse Rolle, wenn auch eine zwiespältige.
Einerseits finden sich dort viele konkrete und uneigennützige Hilfsangebote und Solidaritätsbekundungen. Anderseits wirken sie als Brandbeschleuniger für abstruse Ideen, selbsternannte Experten und Kriminelle, die die Situation und die Verunsicherung der Menschen ausnützen. Manche verbreiten sich «viral».
Ein auf die Erde zurasender und uns bedrohender Asteroid ist weder gut noch böse. Genausowenig ist das Virus weder böse noch gut. Es ist einfach ein Virus.
Es liegt in der menschlichen Natur, dass wir nach Sinn in einem solchen Geschehen suchen. Ich habe grossen Respekt vor im Einklang mit der Natur lebenden indigenen Schamanen und Weisen, die das gegenwärtige Geschehen als Abwehrreaktion unserer Mutter Erde deuten. Ich sympathisiere mit dem «Gaia-Prinzip», das die Erde als lebendigen Organismus betrachtet. Es ist ein schönes Bild, dass die Erde sich mit diesem Virus eine Atempause erzwingt. Schliesslich hat das Virus geschafft, einen grossen Teil des Luftverkehrs lahmzulegen, was keine Klima-Demo je hätte erreichen können.
Es scheint, dass viele Menschen den Gedanken nicht aushalten, dass wir keine Kontrolle über gewisse Dinge haben, die auf unserem Planeten geschehen. Sie fühlen sich sicherer, wenn sie davon ausgehen, dass jemand Kontrolle ausübt und im Hintergrund die Fäden zieht und seien es «dunkle Mächte». Ein Grundprinzip dabei ist, dass was auch immer geschieht, sie sich in ihren Ansichten bestärkt fühlen. Für sie gibt es nur schwarz oder weiss, Licht oder Dunkel, «Gott» oder «Satan». Wir Menschen sind aber nicht schwarz oder weiss – wir bestehen alle aus verschiedenen Grautönen.
Angst ist sicherlich ein schlechter Ratgeber. Bitte verwechseln Sie jedoch Vorsicht nicht mit Panikmache. Ich persönlich halte mich in solchen Zeiten lieber an anerkannte Experten und habe den Eindruck, dass wir hier in der Schweiz transparent informiert werden. Klar wird mir nach solchen Aussagen vorgeworfen werden, ich sei naiv, ich würde in der «Matrix» leben und würde mit diesen Ansichten das materialistische Weltbild der modernen Wissenschaft zementieren.
Ein Vorwurf, der an mir nach vielen Jahren Einsatz für ein erweitertes Weltbild abtropft. Ich bin es auch gewohnt angegriffen zu werden, wenn ich auf der anderen Seite des Zauns stehe, weil ich von der Realität paranormaler Phänomene überzeugt bin.
Und ich hege die Hoffnung, dass unsere Gesellschaft nach überstandener Krise nicht die Freiheitsrechte einschränken wird, sondern im Gegenteil noch wachsamer sein wird gegenüber totalitären Tendenzen und hoffentlich solidarischer mit den Schwachen und Armen unserer Gesellschaft.
Tragen Sie Sorge zu sich und Ihren Mitmenschen, machen Sie etwas Sinnvolles mit der freien Zeit (falls Sie jedoch zur Zeit besonders gefordert sind, wünschen wir Ihnen viel Kraft!), lassen Sie sich auf die entstandene Leere ein, geniessen Sie den Frühling in der freien Natur und bleiben Sie gesund!
Über Lucius Werthmüller
Lucius Werthmüller, geboren 1958 und unerwartet verstorben 2021, setzte sich während über 30 Jahren mit allen Grenzgebieten auseinander. Er war seit 1991 Präsident des «Basler Psi-Vereins». Im Jahr 1994 stiess er als Programmgestalter zum Team der «Basler Psi-Tage» und war von 1999 bis 2007 deren Projektleiter. Im Jahre 2000 erhielt er den Preis der «Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie». Er war Präsident der Gaia Media Stiftung und war Projektleiter des internationalen Symposiums «LSD – Sorgenkind und Wunderdroge», das im Januar 2006 anlässlich des 100. Geburtstags von Dr. Albert Hofmann in Basel stattfand. Zusammen mit Dieter Hagenbach war er Autor der Biografie «Albert Hofmann und sein LSD». Zu seinen weiteren Aktivitäten gehörten die Mitarbeit an parapsychologischen Forschungsprojekten und die Publikation von Artikeln zu Themen der Parapsychologie.
Neben anderen Aktivitäten betrieb er mit viel Leidenschaft ein Buchantiquariat. Lucius Werthmüller war Vater dreier erwachsener Söhne und lebte mit seiner Partnerin Sabin Sütterlin in Basel.
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