Matthias und Eva Güldenstein: Pioniere der Medialität in der Schweiz

von Sabin Sütterlin

15. August 2025

Wie die Medialität und der Spiritualismus in die Schweiz kamen - Matthias und Eva Güldenstein als Botschafter der Lehre vom Leben nach dem Tod

Eine Ausbildung zum Medium beinhaltet als wesentlichen Bestandteil die regelmässige Teilnahme an einem Übungs-Zirkel. An den Kurswochen mit Gordon Smith beim Basler Psi-Verein in Basel nehmen jeweils auch Personen aus Deutschland und Österreich teil. Wenn der Tag kommt, an dem über die Bedeutung der Zirkel gesprochen wird und Zirkel gebildet werden, waren die Besucher aus dem deutschsprachigen Ausland bis vor kurzem benachteiligt. In keinem Land ausserhalb Grossbritanniens und der Schweiz lässt sich so leicht ein Zirkel in der Nähe finden. Seit der Pandemie hat sich die Situation zum Guten geändert, da es nun auch Online-Zirkel gibt.

Warum sind in der Schweiz die Medialität und der Spiritualismus so weit verbreitet? Die Antwort darauf ist einfach: Die Schweiz hat schon seit 1972 mit Matthias und Eva Güldenstein engagierte Botschafter des britischen Spiritualismus.

Eva und Matthias Güldenstein, New York 1998

Matthias Güldenstein wurde 1939 geboren und war bereits als Jugendlicher von den Grenzgebieten der Wissenschaft fasziniert. Als Sechzehnjähriger entdeckte er in der umfangreichen Bibliothek seines Vaters Bücher über Astrologie. Er las diese nicht nur, sondern berechnete (damals noch ohne Computer) die Horoskope von Verwandten und Freunden. Es überraschte ihn immer wieder, wie gut seine jeweiligen Deutungen aufgenommen wurden und passten.

Ein weiteres grosses Interesse des jungen Matthias galt der Hypnose. Auch dort begnügte er sich nicht mit der Theorie, sondern wendete sie auch erfolgreich in verschiedenen Experimenten an.

Matthias Güldenstein studierte nach der Matur Biologie, Chemie, Psychologie und Pädagogik. Hauptberuflich arbeitete er als Primarlehrer und Kleinklassenlehrer. Seine Frau Eva hatte am Dolmetsch-Institut der Universität Wien Englisch studiert und als akademische Übersetzerin abgeschlossen. Sie übersetzte neben ihrer Tätigkeit als Hausfrau und Mutter zahlreiche Bücher und arbeitete als Sekretärin an verschiedenen Stellen.

Das Interesse an Psychologie, das Matthias mit seinem Vater Gustav Güldenstein teilte, führte dazu, dass Matthias an einem Vortrag des grossen Parapsychologen Professor Hans Bender teilnehmen konnte. Daraufhin besuchte Matthias von 1967 bis 1970 am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg im Breisgau Vorlesungen und Übungen zur Parapsychologie bei Professor Bender und Professor Mischo. Auf Anregung von Hans Bender gründete Matthias 1967 die Parapsychologische Arbeitsgruppe Basel (PAB). Diese wurde 1989 unter dem Präsidenten Lucius Werthmüller in Basler Psi-Verein umbenannt.

1971/1972 war Uri Geller mit seinen paranormalen Fähigkeiten wie Löffelbiegen und seiner wundersamen Fähigkeit, kaputte Uhren wieder zum Funktionieren zu bringen, in aller Munde. Bei seinen Fernsehauftritten brach das Telefonnetz einige Male zusammen, weil so viele Personen den Sender anriefen, um zu erzählen, was sich während Uris Sendung in ihren Stuben an Ungewöhnlichem ereignet hatte. Dank Uri Geller erhielt das Thema paranormale Phänomene grosse Bekanntheit.

In dieser Zeit wurde Professor Alex Schneider in St. Gallen gebeten, an Migros-Clubschulen Vorträge über Parapsychologie zu halten. Er lud britische Medien ein, um zu demonstrieren, dass diese offensichtlich paranormal gewonnene Informationen vermitteln konnten. Da Alex die Parapsychologische Arbeitsgruppe Basel kannte, fragte er Matthias, ob die Medien auch in Basel ihre Arbeit vorführen könnten. Von da an kamen regelmässig britische Medien in die Schweiz. Vor allem das Medium Gaye Muir war in Basel und an anderen Orten in der Schweiz sehr aktiv und beliebt.

Coral Polge, Matthias Güldenstein, Gaye Muir, ca. 1984             

Eva Güldenstein und Gaye Muir, ca. 1985

Matthias und Eva Güldenstein mit Pat Campbell, AFC 1988

1988 entwickelten Matthias und seine Frau Eva ein Konzept für einen zweijährigen Medien-Ausbildungskurs. Diesen führten sie während vieler Jahre gemeinsam mit britischen Medien durch. Eine solche Ausbildung gab es bis dahin noch nirgendwo. Heute führt Tochter Angelika Güldenstein diese altbewährte Familientradition am Amanar Zentrum Riehen auf ihre Art weiter.

Matthias und Eva hatten sich 1957 als Jugendliche auf einem Bauernhof in der Steiermark (Österreich) kennengelernt und 1964 geheiratet. 1965, 1967 und 1968 kamen ihre Töchter zur Welt.

Nachdem Gaye Muir Matthias 1982 für eine Woche als Gastreferent (über Hypnose) ans Arthur Findlay College in Stansted eingeladen hatte, schrieb er 1986 für den Goldmann-Verlag ein Buch über seine Erfahrungen mit dem Spiritualismus, Medien und Heilern.

1983 gründeten Eva und Matthias Güldenstein gemeinsam mit Denise Hermann und Almut Hame das Psi Zentrum Basel, die ATES AG. Diese bot bis zu ihrer Auflösung 1998 Seminare, Ausbildungen, Privatkonsultationen und Demonstrationen an der Güterstrasse in Basel an. Danach zog das Psi Zentrum nach Riehen.

1987 wurden Eva und Matthias Mitglieder der «International Spiritualist Federation» (ISF). Eva, selber unterdessen ein Medium, war lange Zeit Vertreterin dieser Organisation in der Schweiz. 2006 wurde Matthias in den Vorstand der ISF gewählt. Ausserdem waren Matthias und Eva Organisatoren von vielen Reisen ins Ausland und Übersetzer am Arthur Findlay College.

Trotz ihres grossen Interesses und ihrer Aktivität auf dem Gebiet der Medialität blieben Eva und Matthias offen für andere Grenzgebiete der Wissenschaft. Der Besuch eines Kongresses für Parapsychologie 1980 in Freiburg im Breisgau animierte Matthias dazu, in Basel einen ähnlichen Kongress zu organisieren. 1982 lernte er während der „Heilertage“ an der Natura-Messe Michel Marti, den damaligen Kongressleiter der Messe Basel, kennen. Gemeinsam mit dem Generaldirektor der Messe, Dr. Frédéric Walthard, Professor Alex Schneider und der Ärztin Dr. med. Elisabeth Studer entstand 1982 das Konzept der Basler Psi-Tage. Diese wurden im November 1983 erstmals durchgeführt.

Der Kongress mit Begleitausstellung sollte möglichst viele Aspekte eines jährlich wechselnden Themas interdisziplinär diskutieren und einem breiten Publikum näherbringen. Kritische Darstellungen waren ebenso erwünscht wie positive Möglichkeiten der Anwendung. Es war den Gründern ein Anliegen, Interessierten Informationen zu vermitteln, die helfen, sich ein eigenes fundiertes Urteil zu bilden.

In den 1990er Jahren stiessen Eva Güldenstein, Dr. Donatus Rüetschi, Dr. Harald Wiesendanger und Lucius Werthmüller zum Organisationsteam. 1995 übernahm Lucius Werthmüller die Projektleitung.

Folgende Themen wurden in den ersten Jahren während drei, später während vier Tagen besprochen:

  • 1983 Psychische Beeinflussung von Materie – Löffelbiegen, paranormale Förderung von Pflanzenwachstum und Heilen
  • 1984 Telepathie und Hellsehen
  • 1985 Leben nach dem Tod (mit den Medien Gaye Muir und Coral Polge)
  • 1986 Exotisches Psi – Paranormales in anderen Kulturen
  • 1987 Psi Total: Die Parapsychologie im Spannungsfeld zwischen unkritischer Vermarktung und skeptischer Wissenschaft
  • 1988 Reinkarnation: Argumente für und gegen ein Leben vor und nach dem Leben
  • 1989 Transkommunikation – Dialog mit dem Unbekannten
  • 1990 Orte der Kraft – Kräfte des Lebens
  • 1991 Blick in die Zukunft: Prophetie – Wahrsagen – Voraus-Wissen
  • 1992 / 94 / 96/ 98/ 2000/ 02/ 04 und 06 Insgesamt acht Mal Weltkongress für Geistiges Heilen
  • 1993 Spiritismus heute
  • 1995 Veränderte Bewusstseinszustände: Führen sie zu höherer Erkenntnis, reiferen Menschen und einer besseren Welt?
  • 1997 Das Leben nach dem Tod
  • 1999 Visionen: Zwischen Weltuntergang und Wendezeit – An der Schwelle zum dritten Jahrtausend
  • 2001 Wiedergeburt: Wahn oder Wirklichkeit
  • 2003 Die andere Welt: Auf den Spuren der letzten Geheimnisse
  • 2005 Sinn finden – Spirituelle Antworten auf letzte Fragen
  • Im November 2006 fanden die letzten Basler Psi-Tage im Kongresszentrum Basel statt. Es folgten letzte kleinere Psi-Tage in Rheinfelden.
  • 2007 Medialität – Tor zur Geistigen Welt
  • 2008 Am richtigen Ort: Harmonisch leben und wohnen

Wie sich aus der Themenvielfalt ablesen lässt, ermöglichten die legendären Psi-Tage, die Welt und die in ihr wirkenden geistigen Kräfte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Basel hat ja schliesslich lange mit dem Slogan „Basel tickt anders“ für sich geworben!

1985 bis 1989 absolvierte Matthias ein Teilzeitstudium in Heilpädagogik am Institut für Spezielle Pädagogik an der Universität Basel. Der Titel seiner Diplomarbeit lautete: Engel mit gebund’nen Flügeln – Das Los Behinderter und deren Familien aus der Sicht des britischen Spiritualismus.

Aus dieser Arbeit zum Schluss ein Gedicht eines unbekannten Künstlers zu diesem Thema:

Heavens very special child

A meeting was held quite far from earth.
„It‘s time again for another birth,“
Said the angels to the Lord above.
„This special child will need much love.

His progress may seem very slow,
Accomplishments he may not show,
And he will require much extra care
from all the folks he meets down there.

He may not run, or laugh, or play -
His thoughts may seem quite far away.
In many ways he won‘t adapt
And he‘ll be known as handicapped.

So let‘s be careful where he is sent,
We want his life to be content.
Please Lord, find the parents who
will do this special job for you.

They will not realise right away
The leading role they are asked to play.
But with this child sent from above
Comes stronger faith and richer love.

And soon they will know the priviledge given
In caring for this gift from heaven.
Their precious child so meek and mild
Is heavens very special child.


...und in Matthias‘ Worten:

Des Himmels liebstes Kind

Ein Rat wird gehalten in den Himmeln weit:
„Für die nächste Geburt ist es höchste Zeit,“
sagten die Engel zum Herrn der Gewalten,
„Dies besondere Kind muss viel Liebe erhalten.

Es mag zu verzögerten Fortschritten neigen
oder gar: nicht die kleinsten Erfolge zeigen.
Viel Fürsorge wird für es nötig werden
von allen Menschen, die es antrifft auf Erden.

Es mag weder gehen, noch spielen, noch lachen;
sein Denken scheint fern von irdischen Sachen,
bei Allem hat es Mühe, sich auszukennen,
und man wird es behindert nennen.

Lasst gut drum überlegen, wohin wir es geben,
wir woll‘n für dies Kind ein zufriedenes Leben.
Wir bitten dich, Herr, such die Eltern uns nun,
die bereit sind, für dich das Besondre zu tun.

Sie werden womöglich nicht gleich schon erfassen,
welch führende Rolle wir sie spielen lassen.
Doch wird mit diesem Kind, vom Himmel gesandt,
gestärkt sowohl Glaube, als auch Lieb‘ und Verstand,

und bald werden sie es als Vorzug erkennen,
für dies Himmelsgeschenk jetzt sorgen zu können.
Dies wertvoll sanft‘ Wesen, ob schwach, taub oder blind
ist wirklich des Himmels liebstes Kind.“

Matthias Güldenstein heute


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