Handeln – jetzt! von Daniel Pinchbeck

von Daniel Pinchbeck

28. Januar 2017

Massenweise sind Menschen aufgebracht und verzweifelt. Während die alte Welt um sie herum zusammenbricht, wenden sie sich Demagogen wie Trump zu, wählen den Hass und verfolgen kurzsichtige Ziele, die der Erde weiter schaden.

Diesen Menschen muss ein anderer Weg gezeigt werden, was wir aber erst dann können, wenn wir ihn selbst gefunden haben. An diesem Punkt brauchen wir mehr als nur eine vage Idee von Erfolg – es genügt nicht, im Kreis zu stehen, Hände halten und dabei John Lennons «Imagine» zu singen, während wir darauf warten, dass eine schönere Welt einfach spontan auftauchen wird. Wir müssen verstehen, was an unserem System falsch ist, während wir an greifbaren Alternativen arbeiten. Wir sollten eine Welt einfordern, die für jeden funktioniert – einschliesslich der verzweifelten, marginalisierten und benachteiligten Menschen.


Wir alle wissen, dass die Befreiung – eine authentische Erleuchtung – eine christusähnliche Hingabe verlangt. Buddhisten legen das Bodhisattva-Gelübde ab – sie verpflichten sich, aus Mitgefühl alle fühlenden Wesen, die unzählige Zyklen von Tod und Wiedergeburt erlebt haben, zu erwecken. Was bedeutet das für uns? Wir müssen einen Weg finden, unsere Solidarität mit der leidenden Erde zu verkörpern und auszudrücken.

Wenn wir Aspekte dieses einen Daseins sind – das ewige Prinzip, das Absolute, die Leere, der Schöpfergeist, der Künstler, früher bekannt als ‚Gott‘ – dann erscheinen die ursprünglichen Offenbarungen des Christentums in neuem Licht: Ich und der Vater sind eins. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wenn es da nur eine nicht-lokale Quelle gibt – ein Bewusstsein, das unendlich variabel ist und immer unteilbar dasselbe –, dann ist jegliche Trennung Illusion: Wir sind eins.

Gandhi und Martin Luther King bleiben Ehrfurcht gebietende Figuren wegen der Art, wie sie ihre Werte und Ideal lebten. Für Martin Luther King existierte das ‚Reich Gottes‘ jetzt, nicht erst in einer imaginären Zukunft. Dieses Reich Gottes existiert immer dann, wenn wir unsere Ideale mit unseren Handlungen in Übereinstimmung bringen. Gandhi initiierte eine Massenbewegung des gewaltfreien Aktivismus, basierend auf den Prinzipien von Satyagraha oder ‚Festhalten an der Wahrheit‘. Er stürzte die britische Kolonialherrschaft in Indien aufgrund dieses Prinzips: ‚Die Anhänger von Wahrheit und Gewaltlosigkeit werden Satyagraha der Tyrannei entgegenhalten und den Tyrannen mit Liebe besiegen; sie werden den Willen des Tyrannen nicht ausführen, sondern die Strafen erdulden bis hin zum Tod, die die Verweigerung des Gehorsams zur Folge haben, bis der Tyrann selbst für die Sache gewonnen ist.‘ Gandhis Denken ist so schmucklos, so rein, auch heute noch wirkt die Konfrontation damit schockierend.

Wir als Spezies haben durch unser Verhalten eine planetare Katastrophe losgetreten, die die Menschheit als Ganzes in eine initiatorische Krise geführt hat. Ich meine, dass wir auf einer unbewussten Ebene das so gewollt haben. Wir zwingen uns so dazu, uns zu entwickeln – uns zu verändern oder zu sterben – indem wir uns diese universelle Bedrohung unserer Existenz erschaffen. Entweder wir verpassen diese Chance und versagen damit als Spezies, oder wir ergreifen sie und machen daraus eine freiwillige, beabsichtigte Mutation in eine neue Art des Denkens und Handelns. Das ist die Entscheidung, der wir jetzt gegenüber stehen.

Wie Daniel in «How soon is now?» zeigt, ist das Potenzial an Chancen enorm, das wir trotz der realen Gefahren haben. Wir können es nur dann verwirklichen, wenn wir den Mut haben uns der Bedrohung unserer Existenz auf diesem Planeten entgegenzustellen – und dann zusammenkommen, um gemeinsam vorzugehen. Sting

«Er bietet uns Elemente einer neuen mythischen Struktur, verbunden mit einem Plan für die Zukunft. Seine Ideen stammen aus dem Schamanismus der Naturvölker, der Quantenphysik, der Evolutionsbiologie sowie aktuellen Entwicklungen in Bereichen wie der Energiegewinnung, Nachhaltigkeit und dem industriellen Design. Er hat die Vision eines Systems, das mehr auf Kooperation als auf Wettbewerb basiert und das unseren Kindern und deren Kindern ein Leben in relativem Frieden und Harmonie ermöglicht, ohne eine weitere Vernichtung des fragilen Ökosystems, wie sie jetzt in hohem Tempo der Fall ist.» Russel Brand in seinem Vorwort zu Daniel Pinchbecks neuem Buch


Über Daniel Pinchbeck

Daniel Pinchbeck, geboren am 15. Juni 1966, ist ein US-amerikanischer Autor und Verfechter des Gebrauchs von psychedelischen Substanzen. Der Autor ist der Sohn des Malers Peter Pinchbeck und der Schriftstellerin Joyce Johnson. Pinchbeck veröffentlichte die Bücher Den Kopf aufbrechen: Eine psychedelische Reise ins Herz des Schamanismus und 2012. Die Rückkehr der gefiederten Schlange. Zudem ist er ein Gründungsmitglied der Literaturzeitschrift «Open City». Reportagen des Autors erschienen in zahlreichen Zeitschriften. Er ist Mitbegründer des Web Magazins «Reality Sandwich». Im Februar 2017 erscheint sein neues Buch How soon is now – Wie lange wollen wir noch warten? auf deutsch.

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