Krise als Chance, von Ruediger Schache

von Basler Psi Verein

28. Januar 2015

​Ich wuchs in einem mittelständischen Unternehmerhaushalt auf und studierte scheinbar passend Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftspsychologie an der Universität in München

     



Ich erarbeitete mir eine Stelle als Werbeleiter in einem erfolgreichen Industrieunternehmen und nach elf Jahren heiratete ich meine Partnerin. Dieses Ritual leitete eine deutliche Veränderung in der Partnerschaft ein, die ganz anders war, als beide es sich vorgestellt hatten. Etwa ein Jahr danach kam die Trennung. In gegenseitiger Liebe und gleichzeitig mit grossem inneren Drama und vollkommenen Unverständnis darüber, was mit uns geschah. Wir liebten uns und dennoch konnte es – entgegen jeder Logik – nicht gemeinsam weiter gehen. Als Folge dieses bedeutsamen Verlustes erlebte ich eine grundlegende Lebenskrise. Es kamen immer mehr Zweifel daran auf, dass die Realität tatsächlich so ist, wie ich sie bislang wahrgenommen hatte. Weder das bis dahin Studierte und Gelernte, noch meine gesamte wissenschaftliche Ausbildung hatte mir diesen Schmerz und Verlust ersparen oder auch nur erklären können.

Dieses für meinen Verstand vollkommen surreale Erlebnis führte erst zu einem inneren Zerbrechen und dann zum ersten Schritt von Aufwachen. Ab diesem Moment, begann meine wahre Suche nach Erklärungen. Ich hatte verstanden, dass das bisherige Leben einige bedeutsame «Unglücksmacher» enthalten hatte, die allesamt mit mir selbst, meinem mangelnden Wissen, bestimmten Ängsten und Gefühlen zu tun hatten. Als ein grosses Gefängnis dabei erkannte ich die «Angst vor dem Loslassen». Ich wollte Sicherheit, Geborgenheit und Regelmässigkeit und um diese Illusion aufrecht zu erhalten war ein Teil des Verstandes gut im Wegsehen und Verdrängen geworden. Und dies hatte letztlich zu den dramatischen Ereignissen geführt. Bis dahin hatte ich gelernt, dass Kontrolle und Ausrichtung für den Erfolg entscheidend ist. In meiner Partnerschaft jedoch hatte es eindeutig nicht funktioniert. Hinzu kamen nun deutliche körperliche Zeichen, von denen ich sicher wusste, dass sie Vorboten einer Krankheit waren, falls ich nicht sofort etwas Grundsätzliches im Leben verändern würde. Ich kündigte meine Stelle als Werbeleiter.

Von da an reiste ich viel in der Welt herum, zu Menschen und Orten, von denen ich mir Erklärungen darüber erhoffte, was sich hinter der erlebten Kulisse des Lebens abspielt. Dabei sammelte ich viele lebensverändernde Erfahrungen. Nach einigen Jahren des Reisens und immer wieder Zurückkehrens entschied ich mich dafür, herauszufinden, was das Leben mit mir machen würde, wenn ich jegliche Sicherheit aufgeben würde. Ich kündigte mein Haus, verkaufte, verschenkte oder entsorgte meinen gesamten Besitz – jeden einzelnen Gegenstand –, bis nur noch ein grosser Koffer übrig blieb. Meine Idee war, an einen Ort in der Welt zu fahren, an dem ich noch nie zuvor gewesen war und an dem ich vielleicht lernen konnte, was mich interessierte. Also erwarb ich ein One- Way-Ticket nach Brasilien. Im Ort eines bekannten Heilers wollte ich selbst erleben, ob spirituelle Heilung körperlicher Krankheiten völliger Unsinn ist, oder ob daran etwas Wahres ist. Weil ich solange zu bleiben bereit war, bis eine innere Stimme mir sagte, dass es genug war und ich gehen kann, lebte ich letztlich fast zwei Jahre in dem Heilungszentrum. Ich lerne sehr viele Menschen aus aller Welt mit zum Teil hochdramatischen Lebensgeschichten und Krankheiten kennen. Und ich erlebte unter anderem einige eindeutige Heilungs- «Wunder». Wichtiger als diese waren für mich aber die Lebensgeschichten und Erkenntnisse der Menschen, mit den ich mich austauschte. Nach etwa einem Jahr in diesem Ort kamen plötzlich immer mehr Menschen zu mir und suchten Rat. Irgendwie hatte sich herumgesprochen, dass im vorletzten Haus im Dorf jemand lebte, der einem weiterhelfen könnte, wenn man Dinge nicht verstand. So kam ich ohne Absicht in die Rolle eines Beraters. Irgendwann sagte mir jemand, ich sollte doch dieses Wissen in Form von Seminaren an viele Menschen weiter geben. Ich hielt das für vermessen, denn wer war ich schon, dass ich anderen Menschen etwas sagen könnte. Ich beschloss, erst dann Seminare anzubieten, wenn drei verschiedene Menschen ungefragt auf mich zukämen und mich dazu aufforderten.



Das betrachtete ich als klares Zeichen. Einige Monate später kamen ein Amerikaner und noch ein paar Wochen später eine Schweizerin, die mir diese Frage stellten: Warum gibst du keine Seminare und stellst es vielen zur Verfügung? Das war ein klares Zeichen, das ich akzeptieren konnte. Ich packte meine wenigen Sachen und sass genau zehn Tage später im Flugzeug nach Deutschland. Als ich zurückkam, hatte ich nichts: Keine Wohnung, keinen bekannten Namen, keinen Besitz und kaum noch Geld. Ich wusste nur, dass ich Wissen hatte, welches anderen nützlich sein kann. Also baute ich mit einfachsten Mitteln eine MiniWebsite und dachte mir drei Seminarthemen aus. Weil mein Lebens- und Erkenntnisthema damals «Beziehungen und Liebe» war, hatte das erste Seminar genau damit zu tun: Warum geschieht in Beziehungen genau dies und nicht etwas anderes? Noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich mit Gruppen gearbeitet und innerhalb von zwei Wochen war ein Seminar mit siebzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefüllt. Offensichtlich war das Wissen, das ich weitergab für andere nützlich, denn schon bald hielt ich regelmässig Seminare im deutschsprachigen Raum ab. Ohne öffentliche Werbung füllten sich die Gruppen und ich konnte mir nicht genau erklären, wie es vor sich ging. Ich schrieb für die Teilnehmer vieles in kleinen Newslettern zusammen und versendete diese kostenlos per Email. Innerhalb weniger Monate war der Abonnentenstamm auf über Tausend angewachsen und ständig kamen Neue hinzu. Irgendwann fragte mich ein Teilnehmer, ob es denn das Gelehrte auch als Buch gäbe. Bis dahin hatte ich oft diesen oder jenen Autor empfohlen, doch inzwischen hatte ich so viel selbst erschlossen und entwickelt, dass ich einfach keine passenden Bücher dazu weitergeben konnte. Also schrieb ich mein erstes Sachbuch Das Geheimnis des Herzmagneten.

Als ehemaliger Werbe– und Grafikmann gestaltete ich das Buch mit einfachen Mitteln auch gleich von vorne bis hinten optisch perfekt und gab das Manuskript an etwa fünfzehn Verlage weiter. Innerhalb von drei Wochen hatte ich Angebote von fünf Verlagen auf dem Tisch liegen. Ich entschied mich für einen Verlag in München und bald darauf war das Geheimnis des Herzmagneten zum Druck fertig. Inhaltlich und optisch genau so, wie ich es selbst entworfen hatte. Noch ehe das Buch im Handel lieferbar war, berichtete die Bild- Zeitung in einer Serie darüber. Das führte dazu, dass das Buch alleine aufgrund von Vorbestellungen auf den Bestsellerlisten stand, noch ehe man es im Laden abholen konnte. Innerhalb von zwölf Monaten waren Sprachlizenzen in über zwanzig Länder von Brasilien bis hin nach Russland und China vergeben. Seitdem schreibe ich und gebe, wenn die Zeit es erlaubt, Einzelcoachings. Seminare halte ich inzwischen mit meiner Frau Nicole, die sich schon vor unserem Kennenlernen hierauf besonders spezialisiert hatte. Letztlich machten mich weder mein Wunsch noch mein Wille, sondern die Hingabe an das Leben, von einem Manager in der Geschäftswelt zu einem Autor von Büchern über Beziehung und Spiritualität. Das was ich erfahren habe so weiter zu geben, dass es vielen Menschen auf ihrem Lebensweg hilft, ist die Kraft, die mich antreibt.


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