Das Immunsystem stärken

von Basler Psi Verein

20. Januar 2015

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Immunreaktion bei körperlicher Konditionierung

Der bekannte niederländische Draufgänger Wim Hof hat lange Bäder im Eiswasser überstanden, in kurzen Hosen den Kilimanjaro bestiegen und wurde mit einem Eintrag im Guinness Buch der Rekorde ausgezeichnet für seine Fähigkeit, Kälte auszuhalten.

Nun haben Wissenschaftler seine Methoden zur geistigen und körperlichen Konditionierung in einem Versuch verwendet um die Reaktionen des Körpers auf Entzündungen zu untersuchen. Die Resultate der Testreihe, in der 12 Personen mit Entzündungen die Methoden anwendeten legen nahe, dass es möglich ist, dass Menschen ihre Immunreaktionen bis zu einem gewissen Grad selbst regulieren können – vor allem für Patienten mit chronischen entzündlichen Beschwerden wie rheumatische Arthritis oder entzündliche Darmerkrankungen ist dies ein Hoffnungsschimmer.

Die Ergebnisse dürfen nur als vorläufige Resultate angeschaut werden, warnt Matthiajs Kox, Erstautor der Studie, der an der Universität von Redboud in Nijmegen, Niederlanden Immunreaktionen untersucht. Kox erzählt, dass regelmässig betroffene Menschen anrufen um zu fragen, wie sie gegen ihre chronischen Leiden vorgehen sollen um endlich ihre Medikamentendosen zu reduzieren. «Wir wissen es einfach noch nicht!» müsse leider die Antwort noch heissen. Und dennoch sei die Studie ein weiteres Bespiel für die Interaktion zwischen dem Nervensystem und dem Immunsystem, sagt Guiseppe Matarese, Immunologe an der Universität von Salerno in Italien, der nicht an der Studie beteiligt war. «Anhand dieser Studie können wir diese Zusammenhänge besser aufzeigen» sagt er, aber auch: «Orthodoxe Neurobiologen und Immunologen sind immer noch skeptisch und halten die Erforschung der Interaktion zwischen Nerven- und Immunsystem eher für ein Stochern im Dunkeln.»



Kaltblütig
Im Jahr 2010, noch als Student, entdeckte Kox, dass das Nervensystem die Reaktionen des Immunsystems beeinflusst. Zu dieser Zeit hörte er das erste Mal von Wim Hof, der behauptete, er könne nicht nur seine Körpertemperatur sondern auch seine Immunreaktionen regulieren. «Wir dachten, lass es uns versuchen,» sagt Kox «Aber wir dachten ehrlich gesagt, das Resultat sei eher negativ.»



Veränderte Zustände
die Hofs Training mitmachten, weniger Erkältungssymptome festzustellen als bei der Vergleichsgruppe. Im Blut der trainierten Probanden waren ausserdem weniger Anzeichen auf eine Entzündung zu erkennen, während aber ein Protein namens Interleukin-10, das für die Bekämpfung von Entzündungen verantwortlich ist, überdurchschnittlich häufig im Blut vorkam. Nach Kox Vermutungen spielen die Atemübungen wahrscheinlich die grösste Rolle bei der Unterdrückung der Entzündungsreaktion. 30 Minuten nach Beginn der Atemübungen, aber vor der Injektion, konnten erhöhte Adrenalin Werte festgestellt werden – ein Hormon, das im Verdacht steht, unter anderem auch das Immunsystem zu beeinflussen. Kox und Pickkers hoffen nun den Effekt der Atemübungen isolieren zu können und so eine Studie mit mehreren Leuten durchführen zu können. Die Studie untersucht bis jetzt nur kurzzeitige Entzündungen und liefert noch keinerlei Daten über chronische Entzündungsbeschwerden. Aber die aktuelle Studie werde dabei helfen, den Zusammenhang zwischen Nerven- und Immunsystem klarer herausarbeiten zu können, sagt Kevin Tracey, Physiker und Präsident des Feinstein Institut für Medizinische Untersuchungen in New York. «Das Immunsystem zu verstehen, ohne seine neuronalen Regulatoren zu kennen, ist nicht möglich und nun hat man einem solchen Regulator entdeckt, den man auch noch selbst regulieren kann.»


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