Wie wirkt Hypnose? Interview von Pablo Sütterlin mit dem Hypnose-Experten Ilja Grzeskowitz

von Ilja Grzeskowitz

21. Januar 2015

Ilja Grzeskowitz bietet im April 2013 beim BPV einen einwöchigen Kurs zum Thema Impromptu Hypnose an. Aus diesem Anlass hat Pablo Sütterlin ein Gespräch mit dem Hypnose-Experten geführt.

Was ist Hypnose?
Hypnose ist die direkte Kommunikation mit dem sich im Vordergrund befindlichen Unterbewusstsein. Sie wirkt über Suggestionen, vor allem aber durch die Beziehung zwischen dem Hypnotiseur und seinem Hypnotee (der Hypnotisierte).

Welchen Einfluss hat die Hypnose auf den Körper?
Grundsätzlich keinen. Viele Menschen, die zum ersten Mal hypnotisiert werden, erwarten oftmals ein besonderes Gefühl. Tatsächlich fühlt sich Hypnose aber ganz normal an, man ist lediglich besonders fokussiert und in Kontakt mit seinem inneren Kern. Natürlich können aber entsprechende Suggestionen gegeben werden, die einen direkten Einfluss auf den Zustand des Hypnotees haben, wie beispielsweise Entspannung, Konzentration, Ruhe, Gelassenheit oder Energie.

Kann jeder hypnotisiert werden?
Hypnose nutzt die Kraft der Vorstellung. Jeder, der sich etwas vorstellen kann und in der Lage ist, sich zu konzentrieren, kann auch hypnotisiert werden. Wie so häufig gilt auch im Bereich der Hypnose die Gauss´sche Normalverteilung. Aber wie man im Fitnessstudio seine Muskeln trainieren kann, so ist es auch möglich, seine mentalen Fähigkeiten zu optimieren.

Können Sie gut hypnotisierbare Probanden ohne Suggestibilitätstest erkennen?
Ja, dies ist möglich. Ich achte vor allem auf Körpersprache, nonverbale Signale, sowie unbewusste Reaktionen auf meine Fragen und Bemerkungen.

Wie sind Sie zur Hypnose gekommen?
Wenn man sich mit Kommunikation beschäftigt, landet man irgendwann zwangsläufig bei Hypnose, weil es sich um eine besonders kunstvolle Form von positiver Beeinflussung handelt. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt hatte, desto skeptischer wurde ich bei vielen Dingen, die ich las oder auf DVD's und im Internet sah. Also habe ich angefangen, Hypnose zu lernen und zu prüfen, was gut funktioniert und was nicht. Dabei trennte sich schnell die Spreu vom Weizen und ich fing an, meinen eigenen Hypnosestil zu entwickeln, dessen Quintessenz dann schlussendlich in meinem Buch Impromptu Hypnose – Die Kunst, jederzeit und überall hypnotisieren zu können mündete.

Bei welchen Problem und Krankheiten erzielen Sie besonders gute Ergebnisse? Ist die Wirkung nachhaltig?
Ich arbeite grundsätzlich nicht mit Krankheiten, da ich kein Arzt bin. Ich verändere ausschliesslich. Gleichzeitig ist meine Arbeitsweise vollständig lösungsorientiert. Ich schaue nicht, was mit einem Menschen nicht stimmt, sondern unterstütze ihn dabei, das zu erreichen, was er möchte. Dabei fokussiere ich mich weniger auf einzelne Symptome, sondern habe immer den ganzen Menschen im Blick. Wie dauerhaft eine Veränderung ist, hängt immer von verschiedenen Faktoren ab, ich bringe meinen Klienten aber immer auch Tools und Techniken bei, mit denen Sie selbständig an ihrem Thema weiterarbeiten können.

Der britische Hypnotiseur und Mentalist Derren Brown zeigt in seinen Shows, wie er in wenigen Sekunden per Telefon oder auf der Strasse Probanden hypnotisiert und sie auf dem Zebrastreifen festkleben. Kann man gegen seinen Willen hypnotisiert werden?
Das ist ein spannendes Thema. Die Wissenschaft forscht mittlerweile sehr intensiv in diesem Feld und ist sich relativ sicher, dass man in Hypnose nichts gegen seinen Willen tun würde. Allerdings ist es natürlich auch relativ leicht, den Willen eines Menschen zu beeinflussen, dazu bedarf es ja nicht einmal der Hypnose. Ich betrachte diese Diskussion aber aus einer ganz anderen Richtung. Denn Hypnose kann nur dann seine wundervolle Wirkung entfalten, wenn sich mein Klient öffnet und mir sein Einverständnis gibt, gemeinsam mit ihm und seinem Unterbewusstsein zu arbeiten. Dies setzt eine vertrauensvolle Beziehung voraus, die man als Hypnotiseur unbedingt respektieren muss. Aus diesem Grund lege ich in meinen Ausbildungen auch so viel Wert auf die Intention der angehenden Hypnotiseure. Und schon nach ein paar Stunden wissen meine Teilnehmer meistens, was ich damit meine, wenn ich von Hypnose als «ein wunderbares Geschenk» rede, welches man seinem Hypnotee macht.

Was ist eine Blitzhypnose oder Impromptu Hypnose? Wieso wird diese von vielen Hypnotiseuren als unseriös angesehen?
Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Blitzhypnose nutzt vor allem schnelle Induktionen, die den Klienten meist innerhalb weniger Sekunden in eine tiefe Trance versetzen. Impromptu Hypnose ist hingegen die Kunst, jederzeit und überall hypnotisieren zu können und hat als Fundament die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein des Hypnotiseurs. Das eine ist eine Technik, das andere eher eine innere Haltung. Dass die Blitzhypnose manchmal als unseriös angesehen wird, liegt wohl vor allem daran, dass sie von manchen Showhypnotiseuren für dubiose Acts benutzt wird, die auf Kosten der Teilnehmer gehen. Dies liegt aber natürlich nicht an der Technik, sondern an der Ethik des Anwenders.

Kann Hypnose von jedem erlernt werden oder gibt es gewisse Voraussetzungen?
Ja, Hypnose kann von jedem erlernt werden. Trotzdem sollte man bestimmte Voraussetzungen mitbringen: Man sollte sich für Menschen und Kommunikation interessieren, offen und neugierig sein und auch gerne einmal lachen.

Sie bieten im April in Basel ein einwöchiges Intensivseminar zum Thema Impromptu Hypnose an. Worauf dürfen sich die Teilnehmer besonders freuen?
Die Teilnehmer dürfen sich auf eine spannende Woche freuen, in der sie eine faszinierende Kunst erlernen. Schon am ersten Tag ist jeder einzelne in der Lage, einen anderen Teilnehmer in Hypnose zu versetzen. Besonderen Wert lege ich dabei auf die Entwicklung eines individuellen Hypnosestils, der auf der jeweiligen Persönlichkeit des Anwenders beruht. Wir lernen ohne Skripte und lesen nichts ab. Der Schwerpunkt liegt auf dem Üben und Anwenden. Nach Beendigung des Seminars haben die Teilnehmer Hypnose von der Pike auf gelernt, beherrschen mehrere Induktionsmethoden und haben vor allem das für einen guten Hypnotiseur so wichtige Selbstbewusstsein aufgebaut. Abgerundet wird die Woche mit ersten spannenden Ausflügen in das Hypnosecoaching und die faszinierenden Möglichkeiten, welche die Arbeit mit dem Unterbewusstsein bietet. Dabei bringe ich Hypnose mit Hypnose bei und arbeite nach einem klaren Aufbau: Verstehen – Sehen – Anwenden. Vor allem zeige ich nur Dinge, die ich selber ausprobiert und für gut befunden habe.

Was unterscheidet Sie von anderen Hypnotiseuren?
Ich glaube, es ist meine Hypnose-Philosophie und die konsequente Fokussierung auf das «warum» und das «wie» beim Hypnotisieren. Denn während andere Hypnoseanwender oftmals sehr auf die Technik, also das «was», fixiert sind, weiss ich um die Wichtigkeit der richtigen Attitüde und der Beziehung zwischen Hypnotiseur und Hypnotee.

Wo sind die Grenzen der Hypnose?
Hypnose kann keine Wunder vollbringen. Aber sie versetzt Menschen in die Lage, das unglaubliche Potenzial zu nutzen, welches im Unbewussten schlummert. Wenn man diesem vertraut und sich bewusst ist, dass Hypnose einen nicht von der Verantwortung entbindet, selber ins Handeln zu kommen, dann kann es manchmal eben doch zu Veränderungen kommen, die an ein Wunder erinnern, zumindest aber sehr beeindruckend sind.

Was sagen Sie zu den Klienten, die Angst haben vor der Hypnose?
In den letzten Jahren habe ich eines festgestellt: Der Grossteil der Menschen hat vor allem daher Angst vor Hypnose, weil viele Hypnotiseure ihren Fokus genau darauf legen und in endlosen Vorgesprächen mögliche Schreckensszenarien in den buntesten Bildern ausmalen. Ich habe einen anderen Ansatz. Ich weiss um die wundervollen Möglichkeiten der Hypnose und kommuniziere dies nicht nur verbal, sondern strahle dies vor allem nonverbal aus. Meine Klienten fühlen sich also schnell sehr wohl und freuen sich von Anfang an auf die anstehende Hypnose.

Wie fühlt es sich an, in Trance zu sein?
Wie ich oben schon erwähnte, gibt es kein bestimmtes Hypnosegefühl. Wenn Sie einen guten Hypnotiseur haben, dann ist es aber immer ein angenehmer Zustand, bei dem Sie nach der Hypnose grössere Ressourcen haben werden als vorher. Man ist fokussiert, hat eine erhöhte Sinnesaufmerksamkeit und viele Menschen berichten, dass sie das Gefühl haben, sich selbst und ihrem inneren Kern näher zu sein. Mein Tipp: Achten Sie einmal auf das Strahlen in den Augen, wenn jemand aus der Hypnose zurückkommt!



Ilja Grzeskowitz ist Referent, Trainer und Autor aus Leidenschaft. Nach seinem BWL-Studium startete er eine Karriere als Geschäftsführer im Einzelhandel. Von 2002 bis 2008 leitete er über 12 Kaufhäuser mit teilweise über 500 Mitarbeitern. Bereits früh erkannte er, dass eine effektive Kommunikation der entscheidende Faktor für Erfolg und Motivation im Job und privat ist. Führung wurde zu seinem Spezialgebiet, innere Haltung zu seinem Expertenthema. Er bietet im April beim BPV einen einwöchigen Hypnosekurs an. 


Über Ilja Grzeskowitz

Ilja Grzeskowitz, CSP (gesprochen Gresch-ko-witz) ist Change Experte, Autor mehrerer Bestseller und international gefragter Keynote Speaker. Der ehemalige Top Manager im Einzelhandel war Lehrbeauftragter an der Berlin School of Law and Economics und der SRH Hochschule und arbeitet als Trendscout permanent an innovativen und praxistauglichen Change Konzepten. Als Redner und Keynote Speaker hat Ilja bereits in neun Ländern auf drei Kontinenten gesprochen. Zu seinen Kunden gehören große Marken wie Audi, Bayer, BMW, Daimler, Lufthansa, Nespresso, RWE, Telekom und Zalando genau so wie kleine und mittelständische Unternehmen. www.grzeskowitz.de

Diesen Artikel teilen

Aktuelle Veranstaltungen zu diesen Themen

Kategorien

Hypnose Psychologie

Direktlink