Erinnerungen an Donatus Rüetschi

von Basler Psi Verein

19. Januar 2015

Am 26. September dieses Jahres ist Dr. Donatus Rüetschi, langjähriger Präsident der SVPP und Mitglied des Psi-Tage Teams, an den Folgen eines Herzanfalls gestorben.

   

Links: Donatus und Lucius an den Psi-Tagen 1999
Rechts: Donatus Rüetschi mit Clemens Kuby und Harald Wessbecher an den Basler Psi-Tagen

Donatus wurde 1955 geboren. Nach Abschluss seines Studiums war er fünfzehn Jahre lang als Veterinärmediziner tätig. Er liess sich zum Medium, Heiler und Astrologen ausbilden und gab im In- und Ausland Privatsitzungen und Seminare. Später arbeitete Donatus in seiner «Praxis für Gesundheit und persönliche Entwicklung» bei Bern. Weiter beschäftigte er sich intensiv mit den Systemaufstellungen nach Bert Hellinger und organisierte auf diesem Gebiet Seminare mit Dr. Albrecht Mahr, der dank seiner Vermittlung seit vielen Jahren regelmässig beim BPV arbeitet. Sein Hauptinteresse galt «dem Verständnis der menschlichen Existenz und den dabei auftretenden Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten». Bei all seinen Tätigkeiten war ihm «ein seriöses, kritisches, von gesundem Menschenverstand geprägtes Vorgehen» wichtig. Wir haben uns vor rund 20 Jahren kennengelernt. Zu Beginn hatten wir gewisse Schwierigkeiten einen gemeinsamen Nenner zu finden, da wir sehr verschiedene Charaktere sind und auch eine unterschiedliche Arbeitsweise hatten. Er war ein sehr systematischer Mensch, während ich eher intuitiv und chaotisch vorgehe. Während ich bei einem Text mal am Anfang, mal am Ende arbeite, immer wild durcheinander bis er langsam Kontur und Klarheit gewinnt, arbeitete Donatus sich systematisch vom Anfang bis zum Ende durch. Ich erinnere mich daran, wie ich das erste Mal staunend seine sauber beschrifteten Ordner sah, in denen jedes Dokument am richtigen Ort lag – alle auf den Millimeter ausgerichtet. Ich vermute, das Empfinden einer gewissen Fremdartigkeit des Anderen beruhte auf Gegenseitigkeit. Bald jedoch lernte ich seine Zuverlässigkeit und Effizienz zu schätzen. Wir haben sowohl im Rahmen des Teams der Basler Psi-Tage als auch in unseren Funktionen als Präsidenten der SVPP respektive des BPV gut zusammen gearbeitet. In enger Zusammenarbeit haben wir das Konzept der Zeitschrift PARA entwickelt, dem gemeinsamen Publikationsorgan der drei Gesellschaften. Zunehmend lernten wir einander wertzuschätzen. Einerseits fanden wir zusammen über interessante Diskussionen über Themen die uns beide brennend interessierten, aber auch darüber, dass wir beide sehr zuverlässig einmal eingegangene Vereinbarungen und Verpflichtungen erfüllten, was den gegenseitigen Respekt nährte. Als Donatus das erste Mal ernsthaft erkrankte, stand er im Konflikt zwischen seinem Pflichtgefühl und dem Wissen, dass er eigentlich Zeit für sich selbst nehmen musste. Ich spürte seine Dankbarkeit als ich ihn dazu ermutigte, sich auf seine Genesung zu konzentrieren, ihm erklärte dass wir seine Arbeiten übernehmen könnten und dass es auch kein Drama sei, wenn halt mal etwas nicht wie geplant laufe.



   

Links: Christoph und Donatus

Rechts: Das letzte gemeinsame Bild des Teams der Basler Psi-Tage (von links): Harald Wiesendanger, Lucius Werthmüller, Donatus Rüetschi, Eva Güldenstein, Alex Schneider, Matthias Güldenstein

Nach der Aufgabe der Psi-Tage führten Unstimmigkeiten im Vorstand der SVPP dazu, dass er sich aus der Vereinigung zurückzog und auch seine Arbeit als Heiler und Medium aufgab. Seither hatten wir nur noch einen losen Kontakt. Seit früher Jugend war es sein grosser Traum gewesen, Lokomotivführer zu werden. Eisenbahnen, speziell die Rhätische Bahn, faszinierten ihn zeitlebens. Als Ersatz für den nicht erreichbaren Traumberuf liess er sich nach seinem Rückzug aus den spirituellen Gebieten zum Postautochauffeur ausbilden und genoss diese Arbeit sehr. Sein Entscheid, als Veterinärmediziner mit Doktortitel, eine Arbeit anzunehmen, die weniger gesellschaftliches Prestige bot, dafür seinem Lebenstraum näher war, verstärkte meine Achtung. Leider machten gesundheitliche Probleme ihm einen Strich durch die Rechnung. Er schrieb mir: «Als ‚Poschi-Schofför‘ zur periodischen ärztlichen Kontrolle aufgeboten, zeigte sich beim Kardiologen, dass in meinen Herzkranzgefässen wieder Verengungen entstanden sein mussten. Bereits vor neun Jahren wurden ja solche zufällig im Rahmen eines Gesundheits-Checks entdeckt und behandelt. Leider hat sich der Zustand meiner Herzkranzgefässe seit der ersten Untersuchung vor neun Jahren dramatisch verschlechtert. (…) Medizinisch bin ich in guten Händen und versuche, meinen Teil dazu beizutragen, damit sich der Zustand meiner Herzkranzgefässe nicht weiter verschlechtert, sondern wenn möglich stabilisiert oder sogar verbessert. Ein herzkranker
‚Poschi-Schofför‘ wird natürlich sofort aus dem Verkehr gezogen. Da mir noch nie langweilig war, weiss ich mir zu helfen und geniesse die viele freie Zeit – besonders auch mit dem Ziel der Genesung. Während ich meine koronare Herzkrankheit nach dem ersten Befund vor neun Jahren noch leichter verkraftet habe, macht mir der diesjährige zweite Befund schon sehr zu schaffen.» Er fand eine neue Arbeit als Lehrer in der Ausbildung von angehenden Arzt- und Tierarzt-Assistentinnen. Darüber schrieb er mir: «Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, ging es mit meiner Gesundheit – soweit beurteilbar – aufwärts und ich bin recht zufrieden damit. Mein zunehmend umfangreicherer Job als Fachlehrer für MPA, DA und TPA nimmt mich voll in Anspruch. Einerseits bin ich glücklich damit, andererseits können diese Teenager recht mühsam sein.» Donatus hatte ein Buch geschrieben mit vielen Übungen zur Entwicklung medialer Fähigkeiten. Er fragte mich an, ob ich eine Möglichkeit sehe, dieses zu veröffentlichen und übergab mir das Manuskript. Ich empfand dies als grossen Vertrauensbeweis seinerseits.
Ich sandte das Manuskript mehreren Verlagen, erhielt jedoch durchwegs Absagen. Daraufhin diskutierten wir andere Möglichkeiten
wie die schrittweise Publikation auf unserer Website. Ich wollte einen würdigeren Rahmen für seine wertvolle Arbeit, fand jedoch
keine gute Lösung und schob dieses Projekt vor mir her. 2011 fragte er bei mir nach wie es um die Publikation stehen würde. Nur wenige Tage vor der Nachricht seines Todes stiess ich mit schlechtem Gewissen wieder auf das Manuskript und nahm mir vor, mich um eine Publikation zu bemühen. Sein Tod ist mir Ansporn, das mir anvertraute Vermächtnis allen zugänglich zu machen. Einer seiner letzten Rundbriefe zum Jahresende an die, «die mich etwas besser kennen», endete mit folgenden Worten: «Ich nehme jeden Tag nach dem anderen und will dem Fluss des Lebens folgen – im Vertrauen darauf, dass alles seine Richtigkeit hat. ‚Es gaht immer wieder es Türli uf!‘» Nun ist für ihn das grosse Tor in eine andere, geistige Dimension aufgegangen.



Im Folgenden finden Sie Erinnerungen an seinen Schwiegersohn von Matthias Güldenstein sowie von Christoph Bürer, der lange mit Donatus in der SVPP zusammen gearbeitet hat.

Erinnerungen an Donatus Rüetschi von Christoph Bürer
Donatus Rüetschi habe ich gegen Ende der 1980er-Jahre an einer Parapsychologie-Veranstaltung in Bern kennen gelernt. Donatus war Vizepräsident der Schweizerischen Vereinigung für Parapsychologie SVPP und interessierte sich besonders für Medialität – genau das, was ich schon lange gesucht hatte. Wir verstanden uns gut und so kam es, dass ich auch eine Vorstandsaufgabe im Verein übernahm. Der damalige Präsident und Gründer, Dr. Theo Locher, war ein ausgesprochener Pragmatiker, der eher den Weg der parapsychologischen
Forschung gehen wollte. Donatus hatte die Idee, eine Vereinstochter, die «Psi-Gruppe Bern» zu gründen mit dem Ziel, mediale Veranstaltungen für das breite Publikum zu organisieren. Die Psi-Gruppe Bern erhielt dann sogar ein eigenes Label und erreichte innerhalb kurzer Zeit viele Interessierte. Anfangs der 1990er-Jahre wurde Donatus Rüetschi zum Präsidenten der SVPP gewählt. Dieser Start sollte auch eine neue Ära für den Verein bedeuten. Donatus hatte die Vision, eher einen Erfahrungsweg zu gehen und Medialität und Heilen auch öffentlich zu demonstrieren. Donatus lud mich damals ein, zusammen einen medialen Abend bei einer Berner Studentenverbindung
zu gestalten. Etwas ganz neues! Es war eine eindrückliche Erfahrung, die anwesenden Studenten zeigten zwar Interesse, waren aber indes überaus kritisch eingestellt. Trotzdem konnten wir einen Erfolg verbuchen: unsere Aussagen trafen unerklärlicherweise zu. Die Lancierung der Swiss Week in Stansted Hall im Arthur Findlay-College in England – zusammen mit den Schwester-Vereinigungen in Basel und Zürich – war von Anfang an ein Erfolg: Donatus Rüetschi war Organisator mit Leib und Seele. Es kamen damals für eine Woche rund 100 Teilnehmende mit nach England. Noch heute besuchen viele an der Medialität Interessierte diese Swiss Week. Wir lernten viele britische Medien und Heiler kennen, von denen einige dann auch in die Schweiz kamen. Donatus Rüetschi war selber Medium und Heiler. Gemeinsam beschritten wir den Weg der britisch-medialen Schule und organisierten mit grossem Enthusiasmus Kurse, Zirkel und Wochenendseminare für Menschen,
die ihre medialen Fähigkeiten entdecken und schulen wollten. Das war eine erfahrungsreiche Zeit, in der ich Donatus viele Male erlebte, wie er als Medium und Heiler seine Gabe den Menschen zur Verfügung stellte. Dann war da auch eine andere Idee, die in der Schweiz neu war: die Qualität der wachsenden spirituellen Medien-Gemeinde in der Schweiz zu fördern. In Zusammenarbeit mit den Schwester- Vereinigungen lancierten wir das Schweizer Sensitiven-Register, in dem sich spirituelle Medien verpflichteten, einen definierten Arbeitskodex einzuhalten. Ich habe Donatus als einen feinsinnigen und «gespürigen» Menschen kennen gelernt, der viele Ideen hatte, eine erfahrungsorientierte Parapsychologie zu fördern. Es ist ihm gelungen als Botschafter mitzuhelfen, die Medialität und das spirituelle Heilen in der Schweiz weiter zu verbreiten. Ich behalte meinen Kollegen und Freund in guter Erinnerung und danke ihm von Herzen für die Zeit, die wir gemeinsam erleben durften.

Christoph Bürer, Medium und dipl. psych. Astrologe,  ZFA, Worb bei Bern, www.ch-beratungen.ch



Zum Andenken an meinen Schwiegersohn von Matthias Güldenstein
Vielleicht erinnern sich einige von Ihnen noch an die Basler Psi-Tage, die letztmals 2006 stattgefunden hatten. Seit 1990 war der damalige Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Parapsychologie (SVPP) in Bern, der Tierarzt Dr. Donatus Rüetschi, zu einem wichtigen Mitarbeiter des «Psi-Tage-Teams» geworden. An den Psi-Tagen in Basel lernte er unsere Tochter Barbara Güldenstein kennen, die er 1993 heiratete. Donatus war damals schon geschieden, hatte aber eine Tochter namens Jessica, mit der sich Barbara sehr gut verstand. Deshalb sagte Jessica später zu uns: Ihr seid meine 99,9% Grosseltern. Donatus hatte seine leitende Stellung bei einer Tierarzneimittelfirma aufgegeben um sich als Heiler, Astrologe und Medium selbständig zu machen. Gemeinsam mit dem Medium Therese Furrer, die unseren Ausbildungskurs absolviert hatte, organisierte Donatus in Bern Ausbildungen für Medialität. Eine Zeit lang redigierte er die Zeitschrift PARA, die von den drei Gesellschaften herausgegeben wurde. Sein innigster Wunsch von klein an war aber, Lokomotiv-Führer zu werden. Er verwirklichte sich ihn mit einer wunderschönen Modelleisenbahn-Anlage, an der er in jeder freien Minute herumbastelte. Aber eigentlich wollte er schon mit einer richtigen Lokomotive fahren. Eines Tages, als Barbara und Donatus wieder darüber sprachen, kam die Idee auf,
dass doch Postauto-Chauffeur etwas Entsprechendes und noch Erreichbares sein könnte. Und so arbeitete sich Donatus über Lastwagen-
und Buschauffeur-Prüfung dazu durch, in der Umgebung seines Wohnortes Wohlen (BE) als Postauto-Chauffeur Dienst tun zu können.
Diese neue Beschäftigung erfüllte ihn mit viel Freude. Ausserdem hatte er unterdessen mit vielen «Bähnlern», vor allem von der Rhätischen
Bahn, aber auch anderen, einen guten Kontakt und regen Austausch. Leider machte ihm eine Schlafapnoe und damit verbunden sein Herz bald einen Strich durch die Rechnung. Aus gesundheitlichen Gründen durfte er nicht mehr Bus fahren. Zum Glück fand er 87 relativ schnell wieder eine Arbeit als Lehrer für angehende Tierarzt- und Medizinal-Gehilfinnen. Zu diesem Unterricht war er mit dem Fahrrad unterwegs, als er am 26. September einen Herzinfarkt erlitt. Man fand seinen Körper neben seinem Fahrrad liegen. Offenbar war er noch abgestiegen, als er merkte, dass sein Herz nicht mehr mitmachte. Wie wir an der Abdankungsfeier von einem seiner Bahn-Freunde erfuhren, hatte er sich kurz zuvor tatsächlich noch zur Lokführer-Ausbildung angemeldet. Dieser Knabenwunsch jedoch blieb leider unerfüllt. Natürlich waren wir alle schockiert, dass Donatus, der nächstes Jahr 60 geworden wäre, schon in die nächste Welt überwechseln musste. Wir wissen aber auch, dass er von Drüben weiterhin an unserem Leben teilnehmen wird. Sein Bahnfreund hat ihn schon am Wochenende nach seinem Tod bei sich im Führerstand gespürt, wie er verschmitzt lächelnd die Fahrt mitmachte. Lieber Donatus, wir sind traurig, dass Du physisch nicht mehr bei uns bist, und wir freuen uns, dass Du Deinen neuen Lebensabschnitt ohne langes Leiden und im Wissen darum antreten durftest, dass Du in Deinem Leben sehr vielen Menschen Freude und positive Kenntnisse vermittelt hast.


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