Kontakte zu Verstorbenen, The Sixth Sense von PD Dr. Jakob Bösch

von Basler Psi Verein

27. Januar 2015

Hiesige Filmkritiker wundern sich, warum der Film "The Sixth Sense" in den USA einen durchschlagenden Erfolg verzeichnen konnte, über 6 Wochen die Charts anführte und 300 Millionen Dollar oder mehr einspielte

Es sei kein echter Gruselfilm und auch kein wirkliches Psychodrama, wurde gesagt. Der Film dürfte nicht nur wegen seiner hervorragenden Dramaturgie und der schauspielerischen Leistung, sondern auch wegen seines Inhaltes die Menschen anziehen, in den USA noch mehr als hier. Der Film schildert eine psychologische Wirklichkeit, die in Fachkreisen kaum zur Kenntnis genommen wird und trotzdem für hunderttausende von Kindern alltäglich ist. Der fast gleichzeitig mit "The Sixth Sense" in den hiesigen Kinos angelaufene Film "Stir of Echoes" hat die gleiche Thematik zum Inhalt, zeigt aber nicht nur ein sensitives Kind, sondern auch die gewaltsame sensitive Öffnung eines Erwachsenen, wie sie alltäglich nicht nur durch Hypnose, sondern auch durch körperliche und seelische Schocks eintreten kann. Die Darstellung, wie ein Wesen eines verstorbenen Menschen sich an lebende Menschen wendet, um ein Verbrechen aufzuklären, entspricht durchaus den Schilderungen vieler Betroffener. Ebenso ist recht wirklichkeitsgetreu dargestellt, wie Betroffene selber und insbesondere die Angehörigen beginnen an der geistigen Gesundheit derart plötzlich sensitiv gewordener Menschen zu zweifeln.

Die amerikanische Psychiaterin Judith Orloff, heute Professorin an der Universität von Californien in Los Angeles, die als Kind hellsichtig und hellfühlend war, hat in ihrem Buch "Jenseits der Angst" ausführlich beschrieben, in welche Nöte ein sensitives Kind kommen kann, wenn seine hellsichtigen Fähigkeiten von den Erwachsenen nicht wahrgenommen oder geglaubt werden. Auch hier zu Lande sind die Menschen zahlreich, die wegen ihrer paranormalen Begabungen und dem Unverständnis der Erwachsenen als Kinder psychische Störungen entwickelten. Noch lehnen es Psychiater und Psychologen in der Mehrzahl ab, diese Phänomene ernst zu nehmen und wissenschaftlich zu untersuchen. Pioniere auf diesem Gebiet sind Marius Romme, Ordinarius für soziale Psychiatrie in Maastrich und Phil Thomas, Ordinarius für Psychiatrie an der Universität von Wales. Diese Autoren weisen darauf hin, dass z.B. das Phänomen des Stimmenhörens, nach offizieller Lehrmeinung ein Zeichen für Psychose, bei 10 - 15% der Bevölkerung zeitweise vorkommt. In einem bis zwei Drittel der Fälle soll es sich um Menschen ohne psychische Störungen handeln, aber auch bei Angststörungen, Depressionen, dissoziativen Störungen usw. findet sich das Phänomen.

Marius Romme untersuchte und begleitete während 4 Jahren, d. h. von 1996 bis 1999 80 Kinder, die alle Stimmen hören. Manche sehen auch farbige Auren um die Menschen und verkehren mit "geistigen" d. h. nichtmateriellen Wesen. Noch in diesem Jahr sollen die hauptsächlichen Ergebnisse veröffentlicht werden.



Psychische Störungen durch Verstorbene
1911 erschien das Buch des amerikanischen Arztes Carl Wickland mit dem Titel: "30 Jahre unter den Toten", in dem er eingangs beschreibt, wie er als Medizinstudent beim Sezieren einer Leiche zusammen mit Kommilitonen von einer nicht sichtbaren aber deutlich spürbaren Kraft angegriffen wurde. Seine sensitiv veranlagte Verlobte konnte den "Geist" erkennen, der zu der von den Studenten bearbeiteten Leiche gehörte und schliesslich auch durch Aufklärung dieses Wesens die Ruhe wieder herstellen. Carl Wickland hat mit seiner späteren Frau als Medium über 30 Jahre lang Menschen mit psychischen und körperlichen Störungen behandelt, die nach den Erfahrungen dieser Arbeitsgruppe durch Seelen von Verstorbenen verursacht worden seien. Wickland bringt eindrückliche Fallgeschichten bei Alkoholismus und anderen Süchten, bei Suizidalität, Verbrechen, Störungen in der ehelichen Beziehung usw. Leider aber schreibt er nicht, wie viele Patienten er insgesamt mit seiner Methode behandelt hat und wie gross die Erfolgsquote war. Viele der Verstorbenen zeichneten sich dadurch aus, dass sie einen recht eingeschränkten Horizont und eine entsprechend enge Intelligenz hatten. Viele dieser Wesen hätten nicht realisiert, dass sie verstorben waren und wunderten sich nur darüber, dass sie von keinem lebenden Menschen beachtet und bemerkt wurden. Es waren hauptsächlich Wesen, die entweder eines plötzlichen Todes gestorben oder die auf ein schweres Unrecht fixiert waren, das sie in ihrem Leben begangen hatten; ausserdem überzeugte Materialisten, die nicht glauben konnten, nach dem Verlust ihres Körpers noch weiter ein Bewusstsein zu haben.

Der Biologe und Entwicklungsforscher Rupert Sheldrake weist in seinem Buch "Engel die kosmische Intelligenz" darauf hin, dass alle uns bekannten Kulturen und Religionen die Existenz von Geistwesen, mit denen kommuniziert werden kann, angenommen haben. Diese Überzeugung war auch ein Teil der Wirklichkeit bei den alten Ägyptern, Griechen, Römern und in der Bibel.



Hilfe an Jenseitige
Eine bedeutende Gruppe dieser die Menschen kontaktierenden Geistwesen, bilden die hilfesuchenden Toten. Zahllos sind die Berichte über Kontakte mit solchen Verstorbenen im Mittelalter. Joseph Görres schreibt in seinem ab 1836 erschienen 5-bändigen Werk " Die christliche Mystik" z. B. über Franziska von den Sakramenten: "Verstorbene aller Stände, Geistliche und Weltliche, Päpste, Erzbischöfe, Äbte, Priester, Mönche und Nonnen, Adeliche und Unadeliche, Religiöse und Laien kamen in ihre Zelle, erzählten ihr von ihren Nöthen, und die Versehen, die sie zu büssen hatten, und suchten Rath und Hülfe". Innerhalb der katholischen Kirche finden wir immer wieder ausführliche Beschreibungen und Beobachtungen von frommen Menschen oder Heiligen, vornehmlich Frauen, die solchen Toten, den sogenannten "Armen Seelen" Hilfe leisteten durch Gebet, Unterweisung und Übernahme von asketischen Übungen oder Krankheiten. >Maria Anna Lindmayr (1657 - 1726) im katholischen München fand kaum Widerspruch mit ihren Berichten über den Verkehr mit armen Seelen. Die Münchner sollen auf ihren Rat hin die Dreifaltigkeitskirche gebaut und dadurch von der Pest verschont geblieben sein. Die Carmelitin Lindmayr wurde schon ein Jahr nach ihrem Tod selig gesprochen.

Ausserhalb der katholischen Kirche machte Emanuel von Swedenborg (1688 - 1772), zunächst ein europaweit bekannter, naturwissenschaftlich gebildeter Gelehrter besonders von sich reden, als er sich ab 1745 als "Geisterseher" zu erkennen gab. In diesem Jahr, also mit 57 Jahren, soll er das erste einer Reihe von spontanen Erlebnissen gehabt haben, die seinem Leben ein völlig neue Wendung gaben. "In jener Nacht", berichtet er, "wurden die Augen meines inneren Menschen geöffnet, so dass ich in die Himmel, die Geisterwelt und die Hölle blicken konnte. Ich fand dort viele, die ich gekannt habe - manche schon längst gestorben, andere erst vor kurzem." Einerseits bezeugte eine ganze Reihe hochstehender Persönlichkeiten, unter ihnen Königin Ulrike von Schweden, sie hätten von Swedenborg deutliche Beweise seiner Fähigkeit erhalten, in dem er ihnen Mitteilungen von Verstorbenen machte, die er unmöglich habe wissen können. Andererseits wurde Swedenborg heftig angegriffen, unter anderem von Kant. Der im 18. Jahrhundert sich stärker ausbreitende Materialismus machte es den Exponenten des Spiritismus immer schwerer, Glauben zu finden, unabhängig ob sie sich innerhalb oder ausserhalb der katholischen Kirche befanden.

Anna Katharina Emmerich (1774-1824), deren Visionen über das Leben Jesu vom Dichter Clemens Brentano während Jahren aufgezeichnet wurde, die aber daneben auch immer wieder Verstorbenen zur Erlösung geholfen habe, musste sich diversen Prüfungen unterziehen und wurde heftig angefeindet, ebenso wie die sie betreuenden Ärzte und Priester.

Justinus Kerner, der gleichzeitig ein naturwissenschaftlich ausgerichteter Arzt und ein romantischer Dichter war, veröffentlichte 1829 den Bericht über seine Patientin Friederike Hauffe unter dem Titel "Die Seherin von Prevorst". Das Buch löste einen wahren Aufruhr aus. Ein Freund des Autors schrieb 1830 aus Berlin, die Leute würden sich das Buch förmlich aus den Händen reissen. Es wurde die berühmteste und wahrscheinlich auch umschrittenste Krankengeschichte des 19. Jahrhunderts. Kerner war mit naturwissenschaftlicher Beobachtungsschärfe und Experimentierfreudigkeit ans Werk gegangen. Neben vielen anderen Versuchen und Erkenntnissen bildete der Verkehr mit Verstorbenen, "das Hereinragen der Geisterwelt in die Unsere" einen wesentlichen Teil des Buches. Friederike Hauffe beklagte sich oft über den Eigensinn der Verstorbenen, denen sie mit Gebet und Aufklärung helfen wollte. Die Verstorbenen hielten oft an ihrer Idee fest, irgend ein Vergehen in ihrem Leben müsste korrigiert oder aufgelöst werden. Offenbar gelang es Kerner in einigen Fällen, Tatsachen aufzudecken nach Angaben der Verstorbenen, die weder die Patientin noch er selber wissen konnten. In einem Falle wurden sogar bei Grabungen nach den Angaben einer sich als Kindsmörderin bezeichnenden Wesenheit, die Gebeine eines Kindes gefunden. Die Erscheinungen wurden von der Seherin oft zuerst dunkel und mit zunehmendem Gebet und Bekehrung heller und heller wahrgenommen, bis diese Wesen sich verabschiedeten. Daneben scheinen die den Menschen sich zeigenden Verstorbenen immer eine allegorische Aufmachung mit typischen Merkmalen aus ihrem Leben zu wählen, so dass sie leicht erkannt werden können.

Kerner selber bemerkte, dass oft die Vorurteile der Verstorbenen, deren Weiterkommen in der jenseitigen Welt behindern würden. Andere Kritiker bemerkten, nach Aussagen dieser Wesenheiten müsse man annehmen, dass der Mensch nach seinem Tode allmählich zu einer Art Schwachsinnigen degeneriere. Schoppenhauer ärgerte sich, aus den Angaben und dem Benehmen dieser Geister müsse auf eine "empörend absurde, ja niederträchtig dumme Weltordnung" geschlossen werden. Manche Dichter und Philosophen des 18. und 19. Jahrhunderts haben sich zur Frage der Geisterwelt geäussert.

Im Jahre 1859 veröffentlichte Allan Kardec mit bürgerlichem Namen Rivail geheissen, ein ehemaliger Schüler Pestalozzis, sein erstes Werk: " Das Buch der Geister". Dieses und seine folgenden Bücher verursachten ein gewaltiges Aufsehen. Sie wurden immer wieder neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt. Vor allem in den lateinischen Ländern fand Kardec ein grosses Echo. In Brasilien bildet der Espiritismo oder Kardesismo neben Candomblé und Umbanda zwar die kleinste der drei grossen spiritistischen Strömungen, zählt aber immer noch 8 bis 10 Millionen Anhänger. Die Bücher Kardecs sind eine Art Bibel des Spiritismus geworden und in Brasilien spricht man offiziell von der "Doutrina", der Doktrin von Kardec. Sowohl in Kontinentaleuropa wie in England gab es im 19. Jahrhundert eine ganze Reihe weiterer Gelehrter, die die Phänomene der sogenannten Geisterwelt untersuchten und damit unter anderem den anglo-amerikanischen Spiritualismus begründeten. Freud grenzte sich scharf gegen alle sogenannt paranormalen Phänomene und damit auch gegen seinen früheren Schüler C.G. Jung scharf ab. Erst kurz vor Ende seines Lebens bekannte er, er würde sich dem Studium der paranormalen Phänomene widmen, wenn er sein Leben noch vor sich hätte. Freud war in eine Zeit hineingeboren worden, da die aufsehenerregenden Erfindungen wie Phonograph, Auto, Flugzeug usw. das Interesse der Menschen mehr und mehr auf die materielle Welt lenkten und Wissenschaft mit Materialismus gleichgesetzt wurde.



Heutige Strömungen
In der englischen Heiler- und Medienausbildung bildet die Kontaktaufnahme zu Verstorbenen in der Mehrzahl der Fälle einen Teil des Lehrganges. In Brasilien bildet der Glaube an den Kontakt mit Verstorbenen nicht nur ein wichtiges Element in den verschiedenen spiritistischen Gruppierungen, auch die Abgrenzung zur katholischen Kirche ist fliessend. Trancesitzungen einzeln und in Gruppen in denen Verstorbene ins Licht "geschickt" und Lebende dadurch von Krankheit befreit werden, finden täglich viele Tausendmal statt. Auch hierzulande ist innerhalb der katholischen Kirche die Hilfe für arme Seelen durch besonders dafür ausgewählte Personen weiterhin ein Thema. 1968 erschien der Bericht der Vorarlbergerin Maria Simma, einer einfachen Frau aus dem im grossen Walsertal gelegenen Dorf Sonntag. Ihre Berichte haben grosse Ähnlichkeit mit den Schilderungen ihrer Vorgängerinnen, wie Maria Anna Lindmayr oder Friederike Hauffe. Die Erscheinungen der Verstorbenen bestürmen sie mit Anliegen, die sie stellvertretend bei lebenden Angehörigen erledigen soll, oder mit Bitte um Gebet oder Übernahme von Sühne und körperlichen Leiden. Das Büchlein erlebte innert kürzester Zeit unzählige Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Von Maria Simma liegen die Zeugnisse ihrer geistlichen Betreuer sowie ein sechsseitiges psychologisches Gutachten eines Universitäts-Institutes vor, dass es sich um eine integre und geistig-seelisch gesunde Person handeln würde.

In der neueren spirituell-esoterischen Bewegung ist die Zahl der Medien unübersehbar geworden, die behaupten, mit Verstorbenen in Kontakt treten und unter Umständen dadurch auch Lebende von gesundheitlichen Störungen befreien zu können. Seriös und illustrativ für die Arbeitsweise erscheint z.B. der autobiographische Bericht der Innerschweizerin Silvia Wallimannin ihrem ersten Büchlein: "Lichtpunkt". Das Gegenstück dazu bildet ein sensationell aufgemachtes Buch, eines international bekannten Mediums, das vor ein paar Jahren von ihrem damaligen Partner stimuliert wurde, aktiv Kontakt zu allen möglichen berühmten Leuten wie Louis Amstrong, J.F. Kennedy, Marylin Monroe und vielen anderen aufzunehmen. Der Partner des Mediums wollte sogar einen per Abonnement bezahlten Informationsdienst aus dem Jenseits aufbauen, das Medium machte aber schliesslich nicht mehr mit und trennte sich von dem Mann.
In den USA gibt es eine wachsende Zahl von Psychologen, Theologen und Ärzten, die sich der Spirit Releasement Therapy verschrieben haben und in zwei Verbänden organisiert sind. Die ASRT (Association for Spirit Releasement Therapy) berichtet von rasch zunehmenden weltweiten Kontakten, organisiert Workshops und Konferenzen und hat schon zahlreiche Bücher und Manuale herausgegeben. Die Therapeuten arbeiten teilweise mit den Betroffenen direkt, teilweise mit Hilfe eines Mediums. Immer mehr werden entsprechende Therapien auch auf Entfernung gemacht. Eines der Hauptziele dieser Gruppierungen ist die Anerkennung ihrer Therapien bei den grossen medizinischen und psychologischen Verbänden. Als Begründerin dieser Therapieform darf die amerikanische Psychologin Edith Fiore (1997) mit ihrem Buch "The Unquiet Death" angesehen werden. Bisher liegen viele Fallberichte über Heilungen vor, jedoch kaum Angaben über Erfolgsquoten, Indikationen und Langzeitwirkungen.



Heimat im Licht oder Ort der Verdummung?
Vergleicht man die Beschreibungen, die hilfesuchende Verstorbene den sensitiv begabten Menschen über das Erleben im Jenseits geben, zeigen sich eklatante Unterschiede zu den "Jenseitserfahrungen" klinisch toter Menschen, die wiederbelebt wurden. Die einen realisieren oft nicht, dass sie gestorben sind und wenn sie sich doch darüber klar geworden sind, irren sie umher, versuchen sich an Menschen zu hängen oder haften an ihnen vertrauten Orten. Aus den Nahtodeserlebnissen erfahren wir, wie die vom Körper befreite Seele durch einen Tunnel in ein meist wunderbares Licht schwebt, geistige Führer oder Christus antrifft, Lebensrückschau hält und aus Sehnsucht nach der lichtvollen Welt nicht mehr ins Erdenleben zurückkehren möchte. Aus den divergierenden "Jenseitserfahrungen" werden ebenso unterschiedliche Vorstellungen über eine Existenz nach dem Tode entwickelt. Daraus könnte geschlossen werden, dass gewisse Menschen Führer antreffen und ins Licht geleitet werden, andere aber auf dieses Privileg "Ins Licht abgeholt" zu werden verzichten müssen und als Verstorbene ohne Körper weiterhin auf der Erde umher irren, bis ihnen zufällig ein Medium oder ein Spirit-Releasement-Therapeut begegnet. Allerdings werden durch eine solche Deutung mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Zunächst ist zu fragen, warum bisher so wenig über "negative" Nahtodeserlebnisse berichtet wurde. Raymond Moody (1975) berichtet über gar keine solchen negativen Erlebnisse und Kenneth Ring stellte 1984 fest: "Die meisten Experten scheinen darin übereinzustimmen, dass es sich um 1% oder weniger aller berichteten Fälle handelt". Tatsächlich scheinen jedoch solche negativen Berichte deutlich häufiger zu sein als bisher -wie oben zitiert- in der Literatur angeführt wurde. Die amerikanische Ärztin Barbara R. Rommer berichtete 1999 (Free Spirit, Vol. 4/3 und 4), dass die "Less Than Positiv" (LTP) Erfahrungen nach den Erkenntnissen von ihr und anderen Forschern 15 - 18% der Nahtodeserlebnisse ausmachten. Die Betroffenen würden die Erlebnisse kaum berichten aus Angst, kritisiert und verurteilt zu werden. Die Erfahrungen würden hauptsächlich Schrecken, Verzweiflung, Schuldgefühle und überwältigende Einsamkeit beinhalten. Rommer ist überzeugt, dass auch diese Erlebnisse meist Anstoss zu tiefgreifendem spirituellem Wachstum seien.

Weiter ist zu fragen, warum die Schilderungen Verstorbener wie sie uns durch Medien berichtet werden, oft so banal und wenig intelligent erscheinen, selbst wenn es sich um die Wesen von auf Erden überdurchschnittlich begabten Menschen handeln soll. Eine Erklärung könnte sein, dass diese Medien sich täuschen und sich nur einbilden, zu ehemals berühmten Diesseitigen in Kontakt zu stehen. Diese Erklärung mag teilweise zutreffen, dürfte aber insgesamt dem Verständnis dieser Phänomene nicht gerecht werden. Eine wesentlich tiefer greifende Erklärung, die aber bisher noch kaum diskutiert wurde, besagt, dass auch bei Verstorbenen Dissoziationen, d. h. Abspaltungen von Bewusstseins- oder Persönlichkeitsanteilen vorkommen können. Bei lebenden Menschen spricht man von Verdrängung ins Unbewusste. Wenn jedoch kein Körper als gemeinsames Verbindungsglied mehr vorhanden ist, könnte ein Bewusstseinsteil "verloren" gehen und als quasi selbständige Wesenheit in einer nichtkörperlichen Existenzebene angetroffen werden. Was sensitiven Menschen dann oft begegnet, wären nicht notwendigerweise Verstorbene sondern allenfalls nur abgespaltene Bewusstseinsteile davon. Für diese Sichtweise spricht die jahrtausendealte schamanische Überlieferung, dass Seelenteile durch Schockerlebnisse im Leben abgespalten und in der nichtalltäglichen Wirklichkeit von Schamanen gefunden werden können. Ausführliche Beschreibungen finden sich in den ins Deutsche übersetzten Büchern von Sandra Ingermann. Demnach wäre ein plötzlicher Tod und insbesondere ein Unfalltod selber ein Schockerlebnis, das zu Seelenverlust führen kann.

Ein riesiger interdisziplinärer Forschungsbedarf in der Psychologie, Psychiatrie Ethnologie und Theologie tut sich hier auf. Es ist zu hoffen, dass auch die Universitäten die materialistischen Vorurteile überwinden und sich diesen Fragen öffnen.



Literaturangaben

Emmerich Anna Katharina (1974), Visionben und Leben, München, ISBN 3-87904-043-5

Fiore Edith (1997) THe Unquiet Death, Ballantine Publishing, New York, ISBN 0-345-42021-7

Görres Joseph (1960), Die christliche Mystik, GrazDruck- und Verlagsanstalt,

Ingermann Sandra (1998), Auf der Suche nach der verorenene Seele, Ariston, Kreuzlingen,ISBN 3-7205-2019-6

Ingermann Sandra (1999) Welcome Home - Die Heimkehr der Seele; Kreuzlingen, München, iSBN 3-7205-2069-2

Kerner Justinus (1973), Die Seherin von Prevost, Stuuttgart, ISBN 3-7984-0131-4

Lindmayr Maria Anna (1974), Mein Verkehr mit den armen Seelen, Stein a. Rhein, ISBN 3-7171-0567-1

Sheldrake Rupert (1998), Engel, die kosmische Intelligenz, Kösel, München, ISBN 3-466-36504-X

Simma Maria (1968), Meine Erlebnisse mit Armen Seelen, Stein a. Rhein, ISBN 3-71710217-6

Wallimann Silvia (1995), Lichtpunkt, Freiburg, ISBN 3-7626-0310-3

Wickland Carl (1994), Dreissig Jahre unter den Toten, St. Goor, ISBN 3-876667-001-2

Moody Raymond (1975) Life after Life. Simons Island, GA: Mockingbird

Ring Kenneth (1984) Heading Toward Omega: In Search of th Meaning of the Near-Death Experience. New York: Morrow

Rommer Barbara (1999) The Less Than Positive Near-Death Experience; Free Spirit (Vol 4/3&4) pp1-8


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