Interview mit dem britischen Medium Tony Stockwell

von Basler Psi Verein

08. Dezember 2014

Tony Stockwell arbeitet bereits seit über zwanzig Jahren als Medium. Er sammelte seine ersten Erfahrungen in einer spiritualistischen Kirche in Essex.

Heute noch, als erfolgreiches Medium, kehrt er immer wieder gern nach Canvey Island, dem Ort seiner Anfänge zurück, da er gerne im intimen Rahmen einer kleinen Kirche einen Gottesdienst abhält. Als Kind wollte er Koch werden, falls ihm eine Karriere als Astronaut oder Countrysänger nicht gelingen sollte. Später absolvierte er eine Ausbildung zum Buchhalter, eine Tätigkeit die er lange ausübte. Am Anfang konnte er seine spirituelle Arbeit abends und an den Wochenenden ausführen, bis er schliesslich ein Vollzeitmedium wurde. Viele kennen Tony aus Fernsehsendungen oder haben seine Bücher gelesen. Im Folgenden lesen Sie einen Auszug aus einem Interview des Magazins Silent Voices (www.silentvoices.org.uk). Das Interview wurde bearbeitet und übersetzt von Sabin Sütterlin.



Welche Erfahrung als Medium ist Dir am stärksten in Erinnerung geblieben?

Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten, da ich mich an viele und höchst unterschiedliche Momente erinnere. Erinnerungswert waren sie aus verschiedenen Gründen. Als ich zum Beispiel in London im Palladium arbeitete, beeindruckte mich dessen bedeutungsreiche Geschichte; ich erinnere mich an die Aufnahmen der ersten Fernsehserien und nichts kommt an das Gefühl heran, das Dich überkommt, wenn Du die erste Kopie eines von Dir geschriebenen Buches in der Hand hältst. Speziell in Erinnerung ist mir auch der Fall des ermordeten Londoner Modells Sally-Ann Bowman geblieben. Ich gab der Familie ein Reading bevor die verantwortliche Person gefasst wurde. Linda, Sally`s Mutter, war natürlich am Boden zerstört und wollte verzweifelt Antworten auf ihre Fragen. Es konnten in der Sitzung einige Details geklärt werden. Die Geschichte ging mir sehr nahe und ich wollte unbedingt bestmöglich der Familie helfen.



Wie alt warst Du bei Deiner ersten Begegnung mit einem Spirit und wie fandest Du heraus, dass Du ein Medium bist?

Schon in meiner Kindheit hatte ich immer wieder Begegnungen mit Geistwesen, meine ersten Erinnerungen datieren aus der Zeit als ich drei oder vier Jahre alt war. Erst viel später, als ich das erste Mal eine spiritualistische Kirche aufsuchte, begann ich meine Erfahrungen und deren Bedeutung zu verstehen. Ich wurde eingeladen an einem Zirkel teilzunehmen und daraus hat sich meine heutige Tätigkeit entwickelt.



Wie gehst Du damit um, wenn im Rahmen einer öffentlichen Demonstration eine Botschaft durchkommt, die sehr persönlich ist und nur für deren Empfänger bestimmt ist?

Manchmal kann ich spüren, dass das Übermitteln der Botschaft auch in einem öffentlichen Rahmen für den Empfänger in Ordnung ist. Erst kürzlich erkannte ich während einer Botschaft, dass die Verstorbene zu Lebzeiten eine Prostituierte gewesen war. Ich spürte, dass ich dieses Erkennungszeichen nutzen durfte und tatsächlich war für den Empfänger gerade dieser Hinweis beweiskräftig. In anderen Fällen kannst Du den Kern der Botschaft so verfassen, dass nur der Empfänger versteht wovon Du sprichst, oder aber Du bittest die Person nach der Demonstration zu Dir zu kommen, um unter vier Augen die Botschaft übermitteln zu können. Es ist mir ein grosses Anliegen, niemanden während einer Demonstration in Verlegenheit zu bringen. Ausserdem finde ich es wichtig, den emotionalen Aspekt eines Jenseitskontaktes nicht zu sehr zu strapazieren. Es ist einfach zu sagen «sie liebt Dich wirklich wirklich wirklich sehr....von ganzem Herzen....für immer und ewig»; solche Aussagen berühren alle Anwesenden und lösen Tränen aus, aber für den Empfänger der Botschaft kann das unfair sein. Liebesbezeugungen können Teil einer Botschaft sein, aber sie ausgiebigst zu betonen gehört nicht zu meiner Medialität.



Was ist Deine Meinung über geerdet sein und Schutz?

Wie viele anderen Medien bin ich geprägt von den Ansichten meiner ersten Lehrer. Ich hatte das Glück, dass eine meiner ersten Mentoren die absolut bodenständige Joan Barham war. Wir führen unser Leben auf der physischen Ebene, haben tagtäglich über unsere Sinne physische Erfahrungen und sind deshalb meistens geerdet. Um medial zu arbeiten öffne ich mich für die geistige Ebene, indem ich meine Bewusstheit steigere und in die Kraft komme. Ich öffne mich bewusst für den Kontakt zur Geistigen Welt und das Verschliessen oder Lösen geschieht am Ende von allein. Oft erzählen Leute, sie hören die ganze Zeit Geistwesen reden – das mag bei wenigen tatsächlich so sein. Wenn ich das von einem Schüler höre und dann darum bitte, er möge mir einen beweiskräftigen Hinweis aus der Geistigen Welt übermitteln, dann ist das Gehörte entweder nicht richtig oder die so mitteilungsbedürftigen Geistwesen wollen plötzlich nicht mehr reden. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht an spontane Begegnungen mit Geistwesen und Botschaften von ihnen glaube, aber ich glaube, wir sind die meiste Zeit geerdet und geschlossen ohne uns allzu sehr darum bemühen zu müssen. Ähnlich denke ich über Schutz. Ich glaube nicht, dass ich darum bitten muss, ich stelle mir nicht vor, dass ein Umhang oder eine Steinmauer mich schützen, da ich wahrhaftig glaube, dass diejenigen, die mit mir arbeiten, mich auch schützen. Ich glaube, dass wenn Du aus der richtigen Einstellung heraus und voller Liebe für die Spirits arbeitest, Du nicht extra um Schutz zu bitten brauchst.



Deine Arbeit führt Dich in viele Länder. Geniesst Du das Reisen und gibt es Probleme, wenn Du in nicht-englischsprachigen Ländern Jenseitskontakte herstellst?

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass die Reisen ins Ausland für mich Arbeit sind und ich mein Zuhause oft sehr vermisse. Ich bin mit einem grossartigen Partner, vielen Freun- 101 den, einer lieben Familie und zwei fröhlichfrechen Border Terriers gesegnet, die ich sehr vermisse wenn ich unterwegs bin. Im Ausland ist mein Terminplan üblicherweise sehr dicht und es bleibt nicht viel Zeit um das Land kennen zu lernen. Die Sprachbarriere im Ausland ist nicht ein grosses Hindernis. Wie die meisten Medien arbeite ich vorwiegend hellfühlig und dies transzendiert die Sprache. Ich spüre die Information und Geschlecht, Alter, die Umstände des Todes und körperliche Besonderheiten – da spielt die Sprache keine Rolle. Wenn ich aber Namen von Personen oder Plätzen übermitteln möchte, von denen ich nie gehört hatte, können Probleme entstehen. Ich bin überzeugt, dass die Medialität ein Spiegelbild des Denkens nutzt und Zugang zu den Dingen hat, die im Datenspeicher des Mediums angelegt sind. So ist es für mich schwierig, wenn ich Namen von Personen oder Plätzen, eine bestimmte Art Süssigkeiten oder ein Getränk übermitteln möchte, zu denen in meinem Denken nicht bereits ein Bezug besteht. Dieses Problem kann natürlich mithilfe der Hellhörigkeit oder Hellsichtigkeit überwunden werden.



Denkst Du, es sei wichtig, dass jeder seine eigene Geistführerin oder seinen Geistführer kennt? Welchen Rat kannst Du denjenigen geben, die bisher noch keinen Kontakt zu ihr oder ihm herstellen konnten?


Ich persönlich finde es toll, wenn Du Dich mit Deinen Geistführern und deren Energien verbinden kannst. Dadurch entsteht mehr Vertrauen in deine Arbeit. Ausserdem kannst Du von ihnen grossartige Unterweisungen und gute Orientierungshilfe erhalten. Ich denke, den eigenen Geistführer zu kennen kann eine wertvolle persönliche Erfahrung sein, aber es sollte sich nicht alles um den Geistführer drehen. Ich denke, dass gegenwärtig die Tendenz besteht, die Geistführer zu sehr zu verehren und zu oft das Denken darauf beschränkt wird, dass «mein Geistführer grossartiger ist als Deiner» – auch möchte ich mich nicht über all die «berühmten» Geistführer auslassen. Denjenigen die noch keinen Kontakt zu ihrem Geistführer haben, rate ich, sich darüber keine Sorgen zu machen – sobald der richtige Zeitpunkt da ist, wird dieser Kontakt geschehen. Nimm Dir Zeit, einfach zu sitzen und Dich mit der Geistigen Welt zu verbinden, ohne irgendetwas zu erbitten – weder Botschaft, Philosophie noch Orientierungshilfe. Dies empfehle ich auch denjenigen, die bereits eine Verbindung zu ihrem Geistführer haben, da sich beim Sitzen die Verbundenheit vertieft und Du Dich anschliessend erfrischt fühlst.



Wie motivierst Du Dich, um immer noch Freude an der Arbeit zu haben?

Meine Hauptmotivation war und ist immer die Liebe zu dieser Arbeit. Wenn dem nicht so wäre, könnte ich sie nicht ausführen. Die frühen Flüge, von Zuhause weg sein, die immer wieder anderen Arbeitszeiten, die Kritik, der die Medialität immer wieder ausgesetzt ist, wird bei weitem übertroffen von der Freude bei der Arbeit und der grossen damit verbundenen Befriedigung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals eine Tätigkeit ausübe, in der die Geistige Welt nicht involviert ist. Auch suche ich immer nach neuen Herausforderungen und arbeite auf unterschiedliche Arten. Oft nehme ich einen Auftrag an, weil er etwas beinhaltet das ich noch nie getan habe, oder mich an einem Ort oder in ein Land führt, das ich nicht kenne. Die Verbindung zur Kirche aufrecht zu erhalten ist mir auch wichtig. Ich bin immer noch im positiven Sinn aufgeregt, wenn ich dazu komme, in Canvey Islands Spiritualist Church vor einer Handvoll Besuchern zu demonstrieren – ähnlich wie bei meiner allerersten Demonstration an diesem Ort. Ich weiss, dass ich grosses Glück habe so viele Möglichkeiten und Einladungen zu erhalten. Ich hatte auch das Glück mit einigen der besten gegenwärtigen Medien wie Mavis Pitilla, Eileen Davies und James Van Praagh zusammen zu arbeiten – alles Menschen, die mich inspirieren.



Wie ist die Zusammenarbeit mit James Van Praagh?

James ist ein spezieller Mann und ich fühle mich geehrt, nicht nur mit ihm zusammen zu arbeiten sondern ihn auch zu meinen Freunden zählen zu können. Als äusserst erfolgreicher Mann ist er trotzdem einer der spirituellsten und demütigsten Männer, die mir je begegnet sind. Er strahlt eine spirituelle Qualität aus, die sofort auf Dich wirkt und die ich bewundere. Nicht im Sinn von «ich bin heiliger als Du» (glaub mir, er hat immer ein paar unanständige Witze auf Lager) sondern weil er so freundlich ist, so viel Mitgefühl und einen ausgeprägten Sinn für Spiritualität hat. Ausserdem ist er sehr grosszügig und unterstützt meine Arbeit – er hat mich vielen Personen vorgestellt und interessante Arbeitsmöglichkeiten vermittelt. Gemeinsam haben wir auch eine Minitour durch Amerika gemacht, das war wirklich toll und er kannte einfach jeden! Gemeinsam haben wir auch in Beverly Hills demonstriert und er hat mich vielen berühmten Schauspielern, Sängern und Komikern vorgesellt.



Welches ist deine Lebensphilosophie?

In meiner Arbeit ist es mir sehr wichtig, die Geistige Welt mit Respekt zu behandeln, ihre Intelligenz anzuerkennen und zutiefst dankbar dafür zu sein, dass sie mit mir arbeiten. Die Liebe mit dem Spirit zusammen zu arbeiten sollte immer die Motivation sein; alle Gedanken an Erfolg, Ehrgeiz oder Karriere sind irrelevant. Die Annahme, dass ich ewig existiere, spielt eine grosse Rolle bei meiner Art mein Leben zu führen und Entscheidungen zu treffen. Letztendlich bin ich für all meine Handlungen – seien sie gut oder schlecht – und deren Konsequenzen verantwortlich. Ich versuche, mir gegenüber immer ehrlich zu sein und auf meine innere Stimme zu hören. Ich vergleiche mich nicht mit anderen, es beschäftigt mich nicht ob jemand etwas hat oder eine Möglichkeit erhält die ich nicht habe. Ich bin glücklich, dass ich keine solchen Gedanken habe. Im Leben geht es darum, freundlich zu sich und anderen zu sein; diese einfache Wahrheit hilft uns den wunderbar schwingenden Spirit, der wir sind, auf wahrhaftige Art auszudrücken. Das Negative aus der Vergangenheit loslassen ist entscheidend um zu verhindern, dass nachtragende Gedanken, die selbstzerstörerisch sind und Dich zurückhalten, aufkommen können. Ich versuche immer nach vorne zu schauen und gleichzeitig wertzuschätzen, was um mich bereits vorhanden ist.



Als Kind hatte Tony Stockwell oft das Gefühl, anders zu sein. Schon damals sah er Personen, die andere nicht wahrnahmen. Geboren in London, hatte Tony eine normale Kindheit im Kreise der Familie. In seiner Jugend erlebte er heftige paranormale Geschehnisse. Als er im Alter von 16 Jahren von einem Freund in eine spiritistische Kirche eingeladen wurde und zum ersten Mal ein Medium bei der Arbeit beobachtete, wusste er, dass er sein Leben diesem Thema widmen wollte. Dies war der Beginn von Tonys Reise zu einem der bekanntesten Medien Englands.


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