Er­ken­ne dei­nen See­len­part­ner - Anne Heintze

von Basler Psi Verein

07. September 2016

Anne Heintze im Interview

Bei Ih­rem Be­such in Ham­burg sp­re­chen Sie zu­n­ächst über In­tui­ti­on und wie sie ei­nem da­bei hel­fen kann, wei­se Ent­sch­ei­dun­gen zu tref­fen. Was be­deu­tet für Sie per­sön­lich In­tui­ti­on und war­um ist sie so nütz­lich? Ich le­be nach mei­ner In­tui­ti­on. Das be­deu­tet nicht, dass ich den gan­zen Tag plan­los bin. Es be­deu­tet viel­mehr, dass ich der In­tui­ti­on viel Frei­raum und Spiel­raum ge­be. Wenn ich ir­gend­ei­nen schein­bar un­mo­ti­vier­ten Ein­fall ha­be und mir et­was in den Sinn kommt, das ei­ne große, star­ke Kraft be­sitzt, dann fol­ge ich so ei­nem Im­puls. Manch­mal ist es je­doch nicht die rich­ti­ge Zeit, die­sen Im­puls zu fol­gen. Dann schrei­be ich mir die­se Idee auf und kom­me spä­ter dar­auf zu­rück. Durch das Ver­trau­en in mei­ne In­tui­ti­on ha­be ich schon vie­le sehr wert­vol­le Er­fah­run­gen ge­macht. Mir sind auch schon wun­der­ba­re Men­schen be­geg­net, weil ich mich in­tui­tiv auf sie ein­ge­las­sen ha­be. Ich ha­be so­gar meh­re­re große Ent­sch­ei­dun­gen auf der Ba­sis mei­ner In­tui­ti­on ge­trof­fen und bei kei­ner ein­zi­gen ha­be ich das be­reut.

Muss man ei­gent­lich be­son­ders spi­ri­tu­ell sein, um über ein ho­hes Maß an in­tui­ti­ven Fähig­kei­ten zu ver­fü­gen? Über­haupt nicht. Der Bau­er, der auf sei­nem Feld zu ei­ner be­stimm­ten Zeit ei­ne be­stimm­te Frucht sät, muss nicht spi­ri­tu­ell sein. Die Mut­ter, die un­be­wusst und in­tui­tiv das tut, was ihr Kind jetzt ge­ra­de braucht, eben­so we­nig. Es ist aber sehr hilf­reich, wenn ein Mensch ak­zep­tiert, dass jen­seits der phy­si­schen Be­rei­che im Le­ben me­ta­phy­si­sche As­pek­te wirk­sam sind, die eben­so Ein­fluss auf uns al­le ha­ben.

Gibt es be­stimm­te Tech­ni­ken, mit de­ren Hil­fe man ler­nen kann, sei­ne In­tui­ti­on bes­ser wahr­zu­neh­men und auch der Stim­me der In­tui­ti­on ziel­si­cher zu fol­gen? Oh ja, es gibt ei­ni­ge Me­tho­den und Übun­gen, mit de­nen man die Sin­ne schu­len kann. Ein ganz ein­fa­cher Ver­gleich: Je­der Hand­wer­ker wird ein Ex­per­te in sei­nem Fach, wenn er sei­ne Werk­zeu­ge vir­tu­os be­herrscht. Je bes­ser er das kann, um­so fei­ner wer­den sei­ne „Wer­ke“, um­so schö­ner die Er­geb­nis­se sei­ner Ar­beit. Mit un­se­rer In­tui­ti­on ist es nicht an­ders: Je bes­ser wir mit ihr um­ge­hen kön­nen, um­so fei­ner kön­nen wir die­se in­ne­re Weis­heit nut­zen. Da­zu die­nen men­ta­le Übun­gen zur Vi­sua­li­sie­rung, Be­wusst­sein­sübun­gen für mehr Geis­tes­klar­heit, Me­di­ta­tio­nen und mehr.


Wie hilf­reich ist un­se­re In­tui­ti­on, wenn es dar­um geht den See­len­part­ner zu fin­den? Ei­ne ge­schul­te In­tui­ti­on macht es sehr viel leich­ter, ei­nen See­len­part­ner zu fin­den. Wenn es ei­ne In­stanz in uns gibt, die mit fei­nen An­ten­nen wahr­neh­men kann, dass da ge­ra­de ein see­len­ver­bun­de­nes We­sen ins ei­ge­ne Le­ben ge­t­re­ten ist, dann wird die­ses We­sen we­ni­ger leicht an uns vor­bei ge­hen und auf Nim­mer­wie­der­se­hen ver­schwin­den. Wir al­le kön­nen ler­nen, auf die­se fei­nen Si­gna­le der In­tui­ti­on zu ach­ten und sie so in un­ser Le­ben zu in­te­grie­ren.

Ist ei­ne See­len­part­ner­schaft das glei­che wie ei­ne „nor­ma­le“ Lie­bes­be­zie­hung? Wel­che Un­ter­schie­de gibt es? Die meis­ten Lie­bes­be­zie­hun­gen be­gin­nen mit Ver­liebt­heit, See­len­part­ner­schaft über­springt die­se Ver­liebt­heit je­doch oft. Es ist gleich ei­ne tie­fe Ver­bun­den­heit, ein in­ne­res Er­ken­nen des an­de­ren spür­bar. Oft fühlt es sich an wie ein war­mes Nach­hau­se­kom­men. Das fühlt sich an­ders an als der berühm­te Blitz­schlag, mit dem die heiße Lie­be auf den ers­ten Blick oft be­schrie­ben wird. Dann ist es auch oft so, dass es un­glaub­li­che Par­al­le­len in den Le­ben der Lie­ben­den gab oder frühe­re Ge­le­gen­hei­ten, wo sie sich hät­ten be­geg­nen kön­nen. Vie­le Men­schen „frem­deln“ sehr in neu­en Be­zie­hun­gen, in See­len­part­ner­schaf­ten fällt das oft weg, denn es ist nicht nö­tig, da von An­fang an die­se be­zau­bern­de Ver­bun­den­heit be­steht. See­len­part­ner kom­mu­ni­zie­ren oft non­ver­bal.

Vie­le Sin­gles seh­nen sich vom gan­zen Her­zen nach der großen Lie­be, nach ih­rem See­len­part­ner. Kön­nen Sie ih­nen ein paar Tipps ge­ben, wie es mög­lich ist ei­nen See­len­part­ner zu fin­den? Das mit der ge­ziel­ten Su­che ist so ei­ne Sa­che: Sie ist meist vom Wil­len ge­speist. Da­mit ver­hin­dert man aber den „Flow“, das Ge­sche­hen­las­sen oder im schlimms­ten Fall macht man es un­mög­lich, den See­len­part­ner zu fin­den. Den­noch kann je­der ein­zel­ne viel dafür tun, um den See­len­part­ner in sein Le­ben ein­zu­la­den: in­dem er sich selbst vor­be­rei­tet für die Lie­be in sei­nem Le­ben und lernt, sei­ner ei­ge­nen Weis­heit zu ver­trau­en. Auf der Grund­la­ge der Selbst­lie­be wird der See­len­part­ner viel leich­ter ge­fun­den. In mei­nem See­len­part­ner-Buch ha­be ich 25 Kri­te­ri­en vor­ge­stellt, die es leich­ter ma­chen, den See­len­part­ner zu er­ken­nen, und vie­le We­ge, die die Lie­be oh­ne Li­mit ins Le­ben ein­la­den.

Übers In­ter­net ei­nen See­len­part­ner zu fin­den ist wahr­schein­lich aus­sichts­los, oder? Vie­le See­len­part­ner wer­den jetzt de­fi­ni­tiv „Nein“ ant­wor­ten. Den­noch ha­ben sich un­zäh­li­ge Paa­re schon auf die­sem We­ge ge­trof­fen. Es ent­stand ganz oh­ne kör­per­li­che Nähe ei­ne tie­fe Ver­traut­heit und sie ha­ben schon on­li­ne ei­ne tie­fe Ver­bun­den­heit ge­spürt. Ich glau­be so­gar, dass das In­ter­net viel mehr See­len­part­ner­schaf­ten mög­lich macht, denn wir kön­nen so un­se­re „Reich­wei­te“ er­höhen. Bei In­ter­net­be­kannt­schaf­ten fällt vor­ab der op­ti­sche As­pekt weg, der vie­le Men­schen da­hin­ge­hend be­ein­flusst, ob das an­de­re Ge­schlecht sei­nen Vor­s­tel­lun­gen ent­spricht. Im vir­tu­el­len Le­ben geht es in ers­ter Li­nie erst mal um die Kom­mu­ni­ka­ti­on. Bei die­ser kannst du oh­ne Be­ein­flus­sung durch die Op­tik im­mer wei­ter kom­mu­ni­zie­ren und so mehr über dei­nen Ge­genüber und sein In­ne­res er­fah­ren.

Sie sind ei­ne be­kann­te Ex­per­tin für Hoch­be­ga­bung und Hoch­sen­si­bi­lität. Wie kommt es, dass Sie sich ins­be­son­de­re auf die­se The­men spe­zia­li­siert ha­ben? Ir­gend­wann in mei­ner Ar­beit als Coach kam ein­mal der Tag, an dem ich mir über­leg­te, mit wel­chen Kli­en­ten es mir per­sön­lich am meis­ten Freu­de be­rei­te­te zu ar­bei­ten, wel­che Rat­su­chen­den am schnells­ten ih­re Zie­le er­reich­ten und wel­che Coa­chings am her­aus­for­dernds­ten wa­ren. Es war leicht fest­zu­s­tel­len, dass es sich oft um be­son­ders an­spruchs­vol­le Men­schen, um schwie­ri­ge Si­tua­tio­nen und kom­p­le­xe Fra­ge­s­tel­lun­gen han­del­te. Ich such­te nach den Ge­mein­sam­kei­ten, die all die­se Men­schen mit­ein­an­der ver­ban­den. Die­se wun­der­ba­ren Men­schen wa­ren re­de­ge­wandt, hat­ten ein ho­hes En­er­gie­le­vel, ei­nen wa­chen Ver­stand und wa­ren aus­ge­prägt fein­füh­lig. Es wa­ren in­tel­li­gen­te und sen­si­b­le Men­schen mit ei­nem brei­ten Wahr­neh­mungs­spek­trum. Es han­del­te sich um Men­schen, de­ren Le­ben nicht ge­rad­li­nig ver­lau­fen war. Es wa­ren su­chen­de Men­schen und sol­che, die vie­le Fra­gen stell­ten. Die größ­te Ge­mein­sam­keit, die ich fand, war, dass all die­se Men­schen be­son­ders be­gabt wa­ren, ent­we­der auf geis­ti­ger oder emo­tio­na­ler Ebe­ne.

Wor­an kön­nen Men­schen er­ken­nen, dass sie hoch­sen­si­bel sind, und wie kom­men sie in un­se­rer mo­der­nen Ge­sell­schaft mit ih­rer star­ken Sen­si­bi­lität klar? Hoch­sen­si­bi­lität ist ei­ne be­son­ders aus­ge­präg­te Be­ga­bung zu fei­ner, in­ten­si­ver und emp­find­li­cher Wahr­neh­mung mit al­len fünf kör­per­li­chen Sin­nen. Men­schen mit ho­her Wahr­neh­mungs­fähig­keit ha­ben auf­grund ei­ner phy­sio­lo­gi­schen Dis­po­si­ti­on ih­res Ner­ven­sys­tems ei­ne er­höh­te Empfäng­lich­keit für Rei­ze – und zwar so­wohl für äuße­re Rei­ze wie Geräu­sche oder Gerüche (was ich als Hoch­sen­si­bi­lität be­grei­fe) als auch für in­ne­re, wie zum Bei­spiel Stim­mun­gen, Ge­füh­le an­de­rer, Er­in­ne­run­gen und Ah­nun­gen (wor­un­ter ich Hoch­sen­si­ti­vität ver­s­te­he). Un­se­re Ge­sell­schaft ist nun lei­der nicht von und für fein­füh­li­ge Men­schen ge­macht. Sen­si­b­le Men­schen müs­sen erst ih­re per­sön­li­chen Stra­te­gi­en ent­wi­ckeln, die es ih­nen er­mög­li­chen, in ei­ner un­sen­si­blen Welt glück­lich und zu­frie­den zu le­ben.

Wie un­ter­s­tüt­zen Sie als Le­bens­leh­re­rin, The­ra­peu­tin und Coach hoch­sen­si­b­le Men­schen? Das Wich­tigs­te ist es, zu er­ken­nen, dass Hoch­sen­si­bi­lität ei­ne Ga­be ist. Sie ist ein Teil des in­ne­ren Po­ten­zi­als ei­nes Men­schen und oft mit sei­ner Le­bens­auf­ga­be, sei­ner Be­stim­mung, sei­ner Be­ru­fung ver­bun­den. Die­se zu fin­den ist enorm wich­tig für die Le­bens­qua­lität, die Ge­sund­heit und den Er­folg. Auf dem Weg die­ser Er­kennt­nis steht die Ent­wick­lung von Selbst­ver­trau­en und Selbst­lie­be im Vor­der­grund. Dar­aus er­ge­ben sich dann die Fähig­kei­ten mit Stress bes­ser um­zu­ge­hen, was für vie­le hoch­sen­si­b­le Men­schen be­son­ders wich­tig ist, da­mit sie in ih­rer Mit­te blei­ben kön­nen. Ich ar­bei­te mit Em­power­ment-Stra­te­gi­en, Re­pa­ren­ting, Emo­ti­ons­coa­ching, Men­tal­ar­beit und mehr – al­les ganz nach Be­darf. Da­durch we­cke ich die Kräf­te der Selbst­re­gu­la­ti­on, die in je­dem Men­schen vor­han­den sind.


Diesen Artikel teilen

Aktuelle Veranstaltungen zu diesen Themen

Kategorien

Coaching

Direktlink