Reden wir mal über Gott, Herr Chopra

von Deepak Chopra

26. April 2016

Charisma kann man nicht lernen, Charisma ist ein Geschenk. Und Deepak Chopra hat jede Menge davon geschenkt bekommen.

Mit freundlicher Genehmigung vom: ENGELmagazin // www.engelmagazin.de

Er ist schon rein optisch eine attraktive Erscheinung, mit seinem silberdurchwirkten Haar und den dunklen, klugen Augen – die mal gütig dreinschauen können, mal ernst und streng und manchmal auch ein wenig belustigt. Seine bald 69 Jahre sieht man ihm nie im Leben an, ein beeindruckender Beleg dafür, was er alles über Gesundheit und Vitalität bis ins Alter geschrieben hat.

Deepak Chopra wurde in Neu Delhi geboren als Sohn eines berühmten Kardiologen. Er begann sein Studium in der Heimat, strebte aber eine Karriere in der westlichen Medizin an und so verliess er 1970 Neu Delhi in Richtung USA, mit nichts als 25 Dollar in der Tasche und der Zusage für eine Assistenzstelle an einem Bostoner Krankenhaus.

Er schaffte als Internist und Endokrinologe eine grosse Karriere, doch er begann zunehmend unzufrieden zu werden mit der praktizierten westlichen Medizin und ihrem Vertrauen in die, wie er sagt, seelenlose Verschreibung von Medikamenten. Chopra befasste sich mehr und mehr mit alternativen Heilmethoden und so fiel ihm ein Buch über transzendentale Medizin in die Hände. Er traf sich mit dem durch die Beatles bekannt gewordenen Meditations-Guru Maharishi Mahesh Yogi, eine folgenreiche Begegnung.

Chopra kündigte seinen Job im Krankenhaus und gründete zusammen mit ihm eine Firma, die sich auf den Verkauf alternativer Gesundheitsprodukte spezialisierte, vom Kräutertee bis zum Öl, bald gab es aber auch entsprechende Gesundheits-Einrichtungen. Irgendwann trennten sich die beiden geschäftlich, schliesslich gründete Deepak Chopra sein Chopra Center for Wellbeing in Kalifornien. Promis gingen bei ihm ein und aus, suchten bei ihm Rat und Heilung, von Michael Jackson bis zu Elizabeth Taylor.

Der grosse Durchbruch aber gelang ihm mit seinem zweiten Buch „Ageless Body, Timeless Mind“, das über 1,5 Millionen Mal verkauft wurde. In seinen Büchern vertritt er die Prinzipien einer ganzheitlichen Medizin, aber auch die Überzeugung, dass das Bewusstsein Realität erschaffen kann. Er jettet unermüdlich durch die Welt, schreibt Kolumnen, arbeitet eng mit Oprah Winfrey zusammen und gab sogar ein ganzes Album heraus mit musikalisch zauberhaften Interpretationen von Rumi-Gedichten, unter Mitwirkung von Madonna, Demi Moore und Goldie Hawn. Nicht umsonst bezeichnen ihn manche als den Rockstar der spirituellen Szene.

Ja, er ist bekannt und gefragt, und er scheint auch nichts gegen Wohlstand und Ruhm zu haben. Aber das trifft die Wahrheit nicht ganz, er ist wohlwollend, aber deshalb trotzdem nicht gefällig, er fordert uns mit seinen klaren Aussagen und gerade das mag der Schlüssel seines Erfolgs sein. Sich selbst macht er es übrigens auch nicht leicht, wie man den augenzwinkernden Erzählungen seines Sohnes Gotham entnehmen kann.

Gotham, selbst Autor, berichtet, wie sein Vater sich kritisch mit den eigenen Ansichten und Hypothesen auseinandersetzt, wie er immer noch weiterforscht und dazulernt, Tag für Tag. Ob er sich mit Alzheimer, Übergewicht, Managementmethoden oder spirituellen Gesetzen befasst, Deepak Chopra geht in die Tiefe und spricht die Dinge offen an.

Ich will von ihm wissen, was eigentlich einen spirituell gelebten Alltag ausmacht: „Ich glaube, am wich - tigs ten ist das Bewusstsein, mit dem man seine Realität wahrnimmt – ob es das reine Bewusstsein ist, das sich grenzenlos ausdehnen kann – und ob man fähig ist, aus dieser Ebene heraus zu leben. Ob man also nur als stiller Beobachter an den Erfahrungen teilnimmt, mögen sie nun geistig oder sonst wie wahrnehmbar sein. Andernfalls sind sie spirituell nicht losgelassen, es wäre eine reine Verstandessache.“

Das gilt dann auch für den Umgang mit einer Krise, wenn man in seinem Ärger oder seiner Angst aus dem Zustand der Achtsamkeit bzw. des reinen Bewusstseins herausfällt, so Chopra: „Die Krise ist das Ergebnis davon, dass Sie sich mit einem Teil Ihrer selbst identifizieren, der nur eine Erfahrung ist, das sind Sie nicht selbst. Tatsächlich ist der beste Weg, um mit einer Krise umzugehen, in diese Achtsamkeit zurückzugehen und sich zu fragen, wer oder was macht diese Erfahrung gerade.

Wenn Sie sich das genauer anschauen, werden Sie erkennen, dass es sich um eine Sammlung von Empfindungen, Bildern, Gefühlen und Gedanken handelt, die da hochkommen und die im Zustand der Achtsamkeit wieder abflauen. Die Erkenntnis ist, dass nicht Sie eine Krise haben, es ist der konditionierte Geist, der eine Krise hat. Wenn Sie sich selbst erlauben, ein einfacher Beobachter dieser Krise zu sein, wenn Sie wahrnehmen, was es wirklich ist und sich aus diesem Zustand herausbegeben, dann kommen Intuition, Kreativität, das höhere Bewusstsein und schliesslich auch die Lösungen.“ Eine, wie ich finde, wirklich wunderbare Anleitung bietet Chopra, wenn man seine ganz persönliche Lebensaufgabe herausfinden will: „Sehen Sie sich Ihre Lebensgeschichte an, egal, wie alt Sie sind, und schreiben Sie sie auf.

Sie werden dann ein paar wegweisende, spirituelle Momente entdecken. Schreiben Sie dann die Dinge auf, die Sie im Grunde nicht falsch machen können, weil Sie sie einfach beherrschen, das sind Ihre einzigartigen Stärken und Talente. Dann notieren Sie, wofür Sie eine Leidenschaft haben, was Sie mit Freude erfüllt, wenn Sie nur daran denken: Musik zu machen, zu malen, was auch immer. Wenn Sie jetzt Ihre Leidenschaften mit den sich wiederholenden Themen in Ihrer Lebensgeschichte kombinieren und dann noch die Dinge da - zu nehmen, in denen Sie wirklich gut sind, dann wird sich aus dieser Mischung nach und nach herauskris - tallisieren, was Ihre Lebensaufgabe ist, die höhere Lebensaufgabe wohl gemerkt, die weit über die persönliche Identität oder die Ego-Identität hinausgeht, Ihre höhere Berufung, wenn Sie so wollen.“

Was sagt eigentlich ein Mann wie Deepak Chopra, der in einem Buch einen Gott 2.0 einfordert, über Terroristen, die im Namen Gottes töten? Und was sagt es über unser Gottesbild aus, wenn wir uns fragen, wie Gott das geschehen lassen kann? „Als Erstes muss man sagen, wenn man ein Gottesbild, eine Vorstellung von Gott hat, kann das nicht Gott sein. Sobald man ein Bild hat, reduziert man die Grenzenlosigkeit in eine begrenzte Definition, mit der man sich wohlfühlt. Der Gott der Religionen, egal, welcher Religion, basiert auf einem Gott der kulturellen Mythologie einer bestimmten menschlichen Entwicklung.

Die grossen Religionen wurden alle vor langer Zeit gegründet, seitdem wissen wir einiges mehr. Wir wissen nicht alles, tatsächlich wissen wir nur wenig, aber wir haben mehr Wissen über die Realität als die Menschen damals. Wir wissen, dass das Universum rund 13,7 Milliarden Jahre alt ist, wir könnten argumentieren mit den Mechanismen der biologischen Evolution, aber wir wissen, dass alle Arten miteinander in Beziehung stehen und dass wir so etwas wie der Höhepunkt dieser Evolution sind.

Wenn wir also die Realität aus wissenschaftlicher Sicht betrachten, passt der Gott der Religionen leider nicht hinein. Was wissen wir also über die Realität heute? 96 Prozent des Universums ist nicht nur unbekannt, es wird uns vielleicht sogar für immer unverständlich bleiben. Wir haben keine Ahnung, woraus das Universum gemacht ist. Wir haben heute also eher mehr Fragen als vorher. Gott ist das Mysterium der Existenz und Gott ist ebenso das Mysterium des Bewusstseins von der Existenz.

Wir wissen, dass etwas existiert, auch wenn wir nicht wissen, wie das zustande kam. Es gibt keine wissenschaftliche oder intellektuelle Erklärung für das Bewusstsein. Was kann man also tun? Sich erden mit epistemologischer Demut: Wir wissen nicht, was wir nicht wissen, aber wir wissen auch nicht, warum wir wissen, was wir wissen. Diese Demut erzeugt andere Gefühle wie Dankbarkeit, Dankbarkeit dafür, dass man überhaupt existiert. Und aus diesen Erfahrungen heraus kommen Liebe, Freude, Mitgefühl, Empathie und Frieden. Dies sind die Zugänge zu dem, was wir eine göttliche Erfahrung oder ein göttliches Bewusstsein nennen. Zu was uns das letztlich führt?

Dass Gott kein weißhaariger Mann ist, wie er in einigen Religionen portraitiert wird, nein, Gott ist das Mysterium des Universums und wir sind das Mysterium des Universums – bei uns aber mit dem Zusatz, dass wir uns selbst kennen und uns selbst erfahren bis hin zu dem Punkt, wo wir Gott erfahren. Das wäre ein sensiblerer und universellerer Zugang zu Gott, als die verschiedenen Gottesbilder, für die Menschen bereit sind, zu töten und ihr Leben dafür zu geben.“

Das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Spiritualität, es lässt ihn eben nicht los. So jemand braucht Bodenhaftung, und die bekommt er von der Familie, seiner Frau Rita und den zwei Kindern samt Enkel. Sie nehmen den weltberühmten Autor nicht gar so ernst und das tut ihm offensichtlich gut. Gotham berichtet, wie er einmal nach Hause kam und seinen Vater im Wohnzimmer vorfand, versunken in eine Meditation mit dem Nachbarn. Gotham fragte, ob sein Vater denn wüsste, wer der Nachbar sei – dieser antwortete, ja, das sei Sean, der irgendwas mit Musik macht. Tatsächlich handelte es sich um den Rapper Sean „Diddy“ Combs. Über seine Frau Rita sagt Deepak Chopra völlig uneitel, sie habe ein erstaunlich hohes Mass an Selbstachtung, das habe er von ihr gelernt. Es ist nicht einfach neben einem Mann zu leben, der ständig im Scheinwerferlicht steht, von dem jedermann ein Foto möchte. Chopra: „Ritas Selbstachtung ist aber so gross, dass sie das nie unsicher macht.

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Selbstbild und der Selbstachtung. Viele Menschen, die sich plastisch operieren lassen, identifizieren sich mit ihrem Selbstbild. Das Selbstbild ist das, was andere von dir denken. Das wahre Selbst ist das, was du über dich denkst, es ist unverletzlich, das sollte man nie verwechseln.“

Mit freundlicher Genehmigung vom: ENGELmagazin // www.engelmagazin.de

Download des Artikels hier: http://www.bpv.ch/media/cms_page_media/42/Deepak_C...

http://www.bpv.ch/referenten/deepakchopra


Über Deepak Chopra

Er verbindet wie kein anderer das Wissen des Westens mit der Weisheit des Ostens. Als erfolgreicher Arzt stellte er fest, dass der westlichen Medizin die Seele fehlt. Daher machte er sich auf die Suche nach einer ganzheitlichen Medizin, die ihn bald in den Grenzbereich von Wissenschaft und Glauben führte, dem er sich bis heute mit Erfolg widmet. Er schrieb über 80 Bücher, die in 35 Sprachen übersetzt und insgesamt 20 Millionen Mal verkauft wurden. Das Time Magazine zählt Chopra zu den 100 herausragenden Köpfen des 20. Jahrhunderts und bezeichnet ihn als «Poet-Prophet der alternativen Medizin».

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