Nachruf: Hans Lucius Werthmüller, 12.5.1958 - 9.4.2021

von Sabin Sütterlin

05. Mai 2021

Eine geliebte Stimme ist verstummt.

Am Morgen des 9. Aprils ist Luci völlig unerwartet gestorben. Die Todesursache ist unbekannt. Luci war noch bis am Sonntag davor topfit und freute sich auf den Frühling – er war voller Tatendrang.

Luci verbrachte während seiner letzten Wochen oft den ganzen Tag in seinem Garten im Wasserschutzgebiet der Langen Erlen. Er hatte bereits Listen angelegt mit neuen Ideen zur Gartengestaltung.

Letzten Winter hat Luci viel Zeit mit dem Ordnen der Unterlagen zur Geschichte seiner Herkunftsfamilie verbracht. Er sortierte die spannenden Dokumente z.B. über seinen Grossvater mütterlicherseits, der Ingenieur der Andenbahn und Bagdadbahn gewesen war. Nachdem dieser in Konstantinopel eine Bernerin geheiratet hatte, zog er mit seiner Frau an verschiedene Orte in Syrien, unter anderem lebten sie einige Zeit in Aleppo. Als Lucis Grossmutter schwanger mit Lucis Mutter wurde, starb ihr Mann an der Grippe und sie reiste allein mit einer kleinen Tochter in unruhigen Zeiten zurück in die Schweiz.

Lucis Vater war Autor, Dichter und Philosoph. Er führte während vielen Jahren eine renommierte Buchhandlung am Spalenberg, die seinen Namen trug. Im Nachlass seines Vaters stiess Luci auf geistige Kostbarkeiten in Form von inspirierenden Gedanken, die sein Vater niedergeschrieben hatte. Die Liebe zu den Büchern und eine tiefe Verbundenheit mit fernöstlichem Gedankengut und Mystik hat Luci von seinem Vater geerbt. Die Mutter Heidi Werthmüller war, wie ihr Mann, sehr naturverbunden. Sie hat ihrem Sohn die Liebe zur Natur und zum Gärtnern vorgelebt; auch war sie eine gute Kommunikatorin, ein weiterer Zug den Luci von ihr übernommen hat.

Luci wurde vor einigen Monaten von seinen Kindern gebeten, einen Podcast über sein Leben zu sprechen. Wie alles in seinem Leben ist er dieses Projekt voller Energie und Leidenschaft angegangen. Wir haben das Glück in seinen Unterlagen ausführliche Notizen zu seinem Leben vorgefunden zu haben; aber leider gibt es keine Aufnahme.

Seine Arbeit sah er nicht als Bürde; sie war seine Leidenschaft, welcher er sich bisweilen komplett hingab. Seine Denkweise und sein Auftreten waren einmalig und haben unser aller Leben geprägt und bereichert. Er hinterlässt eine Lücke, von welcher wir uns nicht vorstellen können, wie wir sie ausfüllen können; dennoch sind wir froh um jeden Moment, den wir mit ihm verbringen konnten.

Luci hinterlässt Sabin, seine Partnerin seit 43 Jahren, und drei Söhne: Till, Pablo und Robin. Zu seiner grossen Freude war er auch Schwiegervater dreier wunderbarer Frauen und glücklicher Grossvater von fünf quirligen Enkeln. Mit ihnen verbrachte er gerne Zeit und liebte es, Unfug mit ihnen zu treiben. Er zeigte ihnen einerseits die Natur, andererseits beglückte er sie, indem er mit ihnen Baustellen aufsuchte und ausgiebig mit den Bauarbeitern diskutierte. Gerne setzte er sie auch auf den Führersitz eines Baggers. Luci blühte in der Rolle des fünffachen Grosspapa auf. Die kleinen Kinder brachten ihn oft zum Lachen und er entdeckte Aspekte seiner selbst in ihnen. Beim Spielen mit seinen Enkeln kam seine lebensfrohe und junggebliebene Natur zum Vorschein, so dass er auch einmal mit einem Hammer auf dem Parkett bei sich zuhause herumschlug, um die Kinder zu bespassen.

Luci als junger Erwachsener

Luci und Sabin sind sich nach der Matur auf den Stufen der Uni Basel beim Immatrikulieren näher gekommen. Das Studium haben sie allerdings nicht ernstgenommen und sind 1978 mit ihrem gemeinsamen Freund Stefan Meier und Sabins Schwager im Auto nach Amsterdam gefahren und von dort nach New York geflogen. Die verrückte Reise führte sie quer durch die USA und Mittelamerika bis nach La Paz. Nachdem ihr ganzes Geld aufgebraucht war, sind sie wieder in die Schweiz zurückgekehrt. In Basel haben Stefan, Luci und Sabin im Herbst 1979 ein neues Zuhause in einer grossen Wohngemeinschaft gefunden. Dieser Ort war für Sabin und Luci während siebzehn Jahren eine geliebte Heimat, eine Oase des freien Lebens mitten in der Stadt. Bis 1982 unternahmen Luci und Sabin mehrere ausgedehnte Reisen, vor allem durch Marokko und Indien. Mit der Ankunft ihrer Kinder wurden sie sesshaft.

Lucis Weg in die Parapsychologie

Lucis Weg zum Basler Psi-Verein begann am 1.11.1986. Damals besuchte er das erste Mal die Basler Psi-Tage mit seinem Mitbewohner Claude Gacon. Dort filmten sie den brasilianischen Trancechirurgen Edson de Queiros, der Operationen ohne Narkose und Desinfektionsmittel auf der Bühne des Kongresszentrums der Messe Basel durchführte. Voller Fragen bat Luci Matthias Güldenstein um ein Gespräch. Aus dieser Begegnung entstand eine inspirierende und mehrjährige Zusammenarbeit.

Luci wurde 1991 zum Präsidenten des Basler Psi-Vereins gewählt und hat die damit verbundenen Aufgaben bis zum Schluss mit viel Enthusiasmus und kreativen Ideen ausgeführt. 1994 wurde Luci erstmals Programmgestalter der Basler Psi-Tage. 1999 - 2007 war er deren Projektleiter. 2000 erhielt er den Preis der Schweizer Stiftung für Parapsychologie.

Luci und die Bücher

Während dreissig Jahren betrieb Luci ein auf Parapsychologie, Spiritualität und östliche Philosophie spezialisiertes Antiquariat, welches 2001 im Keller des Basler Psi-Vereins an der Neuweilerstrasse eine neue Heimat fand. Obwohl er zehntausende Bücher in Gestellen und Kisten hat, brauchte er nur den Namen eines Autors zu hören und er wusste, ob er dessen Werke an Lager hat. Er hatte die Gabe, den Inhalt eines Buches erfassen zu können, indem er kurze Zeit darin herumblätterte. Er sagte oft, dass Bücher seine Freunde seien.

Luci und LSD

Im Jahr 2006 organisierte Luci gemeinsam mit seinem guten Freund Dieter Hagenbach das Symposium LSD – Sorgenkind und Wunderdroge anlässlich des hundertsten Geburtstages von Albert Hofmann. Dieser Anlass wurde zu einem absoluten Highlight für Luci und die teilnehmenden Personen! Im Jahr 2008 veranstaltete er gemeinsam mit Dieter das World Psychedelic Forum. Beide Kongresse fanden im Basler Messezentrum statt, die Teilnehmenden reisten aus mindesten 37 Ländern an. Luci ist Gründungsmitglied und seit dem Tod von Dieter Hagenbach 2016 Präsident der Gaia Media Stiftung.

Luci als Autor

2011 kam das reichbebilderte Buch Albert Hofmann und sein LSD heraus. Dieses Buch schrieb er gemeinsam mit Dieter Hagenbach. Es enthält eine Fülle an Informationen über LSD und seine Auswirkungen auf das Bewusstsein, die Gesellschaft und die Kunst und Musik. Das Buch wurde auf Englisch übersetzt und Luci hatte die Ehre, es unter anderem im legendären City Lights Bookstore in San Francisco vorzustellen. Der englische Titel lautet Mystic Alchemist. Die Gestaltung und das Bildmaterial dieser Version entsprachen genau Lucis Vorstellungen und Wünschen.

Wir behalten Luci als warmherzigen Lebenspartner und liebevollen Vater in Erinnerung, der von sich sagte, nie erwachsen geworden zu sein und sein Leben so intensiv wie möglich nach seinen eigenen Regeln gelebt hat. Er hat bis zum Schluss seine rebellische Ader ausgelebt und blieb in allen Aspekten ein Unikat.

Luci wurde kremiert und im engsten Familienkreis zu seiner letzten Ruhestätte gebracht.

Sabin

Till & Nadine mit Sanna

Pablo & Romy mit Lio und Amélie

Robin & Linda mit Laurin und Aurelio

Therese

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Obituary: Hans Lucius Werthmüller, 12.5.1958 - 9.4.2021

by Sabin Sütterlin

05 May 2021

A beloved voice has fallen silent.

On the morning of 9 April, Luci died unexpectedly. The cause of death is unknown. Luci was still in top form until the Sunday before and was looking forward to spring - he was really motivated.

During his last weeks, Luci often spent the whole day in his garden in the Lange Erlen water conservation area. He had already made lists with new ideas for garden design.

Last winter, Luci spent a lot of time organizing the documents on the history of his family of origin. He sorted through the exciting documents about his maternal grandfather, for example, who had been an engineer on the Andes Railway and Baghdad Railway. After he married a Bernese woman in Constantinople, he and his wife moved to various places in Syria, including living in Aleppo for some time. When Luci's grandmother became pregnant with Luci's mother, her husband died of influenza, and she travelled back to Switzerland alone with a young daughter in troubled times.

Luci's father was an author, poet and philosopher. For many years he ran a renowned bookshop on Spalenberg that bore his name. In his father's estate, Luci came across spiritual treasures in the form of inspiring thoughts that his father had written down. Luci inherited his love of books and a deep connection with Far Eastern thought and mysticism from his father. His mother Heidi Werthmüller was, like her husband, very close to nature. She instilled in her son a love of nature and gardening; she was also a good communicator, another trait Luci inherited from her.

Luci was asked by his children a few months ago to do a podcast about his life. Like everything in his life, he approached this project full of energy and passion. We are fortunate to have found extensive notes on his life in his files; but unfortunately, there is no recording.

He did not see his work as a burden; it was his passion, to which he gave himself completely at times. His way of thinking and his manner were unique and have shaped and enriched all our lives. He leaves a gap that we can't imagine how to fill, but we are glad for every moment we could spend with him.

Luci leaves behind Sabin, his partner of 43 years, and three sons: Till, Pablo and Robin. To his great joy, he was also the father-in-law of three wonderful women and the happy grandfather of five lively grandchildren. He loved spending time with them and getting into mischief with them. On the one hand, he showed them nature, on the other hand, he made them happy by visiting construction sites with them and discussing at length with the construction workers. He also liked to put them in the driver's seat of an excavator. Luci flourished in the role of the grandfather of five. The young children often made him laugh and he discovered aspects of himself in them. Playing with his grandchildren brought out his fun-loving and young-at-heart nature, so much so that he once banged a hammer on the parquet floor at his home to keep the children entertained.

Luci as a young adult

Luci and Sabin got to know each other when they enrolled at the University of Basel after graduating from high school. They didn't take their studies seriously, however, and in 1978 they drove to Amsterdam in a car with their mutual friend Stefan Meier and Sabin's brother-in-law and flew from there to New York. The crazy journey took them across the USA and Central America to La Paz. After all their money was used up, they returned to Switzerland. In Basel, Stefan, Luci and Sabin found a new home in a large, shared house with a group of like-minded people in autumn 1979. This place was a beloved home for Sabin and Luci for seventeen years, an oasis of free living in the middle of the city. Until 1982, Luci and Sabin travelled extensively, especially in Morocco and India. With the arrival of their children, they settled down.


Luci's path to parapsychology

Luci's path to the Basel Psi Association began on 1.11.1986. That was when he first attended the Basel Psi Days with his flat mate Claude Gacon. There they filmed the Brazilian trance surgeon Edson de Queiros performing operations without anesthesia and disinfectants on the stage of the Congress Centre at Messe Basel. Full of questions, Luci asked Matthias Güldenstein for a talk. This encounter resulted in an inspiring collaboration that lasted several years.

Luci was elected president of the Basel Psi Association in 1991 and carried out the associated tasks with great enthusiasm and creative ideas until the end. In 1994 Luci became program designer of the Basel Psi-Days for the first time. From 1999 to 2007 he was its project manager. In 2000 he received the prize of the Swiss Foundation for Parapsychology.


Luci and the books

For thirty years Luci ran an antiquarian bookshop specializing in parapsychology, spirituality and Eastern philosophy, which found a new home in the basement of the Basel Psi-Verein in Neuweilerstrasse in 2001. Although he has tens of thousands of books in racks and boxes, he only needed to hear the name of an author and he knew if he had their works in stock. He had the gift of being able to grasp the contents of a book by leafing through it for a short time. He often said that books were his friends.


Luci and LSD

In 2006, Luci and his good friend Dieter Hagenbach organized the symposium LSD - Problem Child and Wonder Drug on the occasion of the hundredth birthday of Albert Hofmann. This event became an absolute highlight for Luci and the people who attended! In 2008 he organized the World Psychedelic Forum together with Dieter. Both congresses took place in the Basel Exhibition Centre, and participants came from at least 37 countries. Luci is a founding member and, since Dieter Hagenbach's death in 2016, President of the Gaia Media Foundation.

Luci as author

In 2011, the richly illustrated book Albert Hofmann and his LSD was published. He wrote this book together with Dieter Hagenbach. It contains a wealth of information about LSD and its effects on consciousness, society and art and music. The book was translated into English and Luci had the honor of presenting it at the legendary City Lights Bookstore in San Francisco, among other places. The English title is Mystic Alchemist. The design and visuals of this version were exactly what Luci had in mind and wanted.

We remember Luci as a warm-hearted life partner and loving father who said of himself that he never grew up and lived his life as intensely as possible according to his own rules. He lived out his rebellious streak until the end and remained unique in all aspects.

Luci was cremated and taken to his final resting place in the closest family circle.

Sabin

Till & Nadine with Sanna

Pablo & Romy with Lio and Amélie

Robin & Linda with Laurin and Aurelio

Therese


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