Zu Besuch beim brasilianischen Materialisationsmedium Dona Edelarzil

von Basler Psi Verein

16. August 2016

Im Januar und Februar 2016 haben Julia und Kai Mügge, meine Partnerin Sabin und ich eine sechswöchige Reise nach Brasilien unternommen. Es handelte sich um eine Ferienreise, auf der wir auch einige besondere Menschen und Orte aufsuchen wollten.

So verbrachten wir einige Tage in der Casa de Dom Inacio des Heilers Joao de Deus, dem wohl berühmtesten Heiler weltweit, in der Nähe von Brasilia. Nachdem Joao auf Einladung unseres Sohnes Pablo zwei Mal in der Schweiz gewesen war, wollten wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihn in seinem eigenen Zentrum aufzusuchen. Mehrere tausend Hilfesuchende halten sich dort das ganze Jahr über auf, das ganze Dorf ist auf die Besucher aus aller Welt eingerichtet. Wir waren beeindruckt von den schönen Lokalitäten, den unentgeltlichen Behandlungen und der guten Organisation der Abläufe.

Auf dem Rückweg von den höchst beeindruckenden Wasserfällen in Iguaçu nach Rio beschlossen wir einen Umweg über Votuporanga – eine Provinzstadt mit rund 100‘000 Einwohner an der Strecke zwischen Sao Paulo und Brasilia – zu machen und Dona Edelarzil Munhoz Cardoso einen Besuch abzustatten.

Das erste Mal von Dona Edelarzil habe ich von Rudolf Passian gehört, der auch einen kurzen Film über sie gedreht hat. Er schilderte mir ein eindrückliches Erlebnis anlässlich eines Besuchs bei ihr: Bei Edelarzil war neben anderen Besuchern ein LKW-Fahrer, der in Votuporanga eine Panne hatte und seit mehreren Tagen auf ein Ersatzteil wartete. Laut Passian materialisierte Edelarzil aus der weissen Watte für ihn exakt das benötigte Ersatzteil!

Später haben mir auch Alex Schneider und Hans Schär über ihre Erlebnisse bei dieser aussergewöhnlichen Frau berichtet. Der Brasilienkenner Klaus Schubert hat an den Basler Psi-Tagen über seine Besuche bei ihr referiert. Ich hatte zudem mehrere Filme über Dona Edelarzil gesehen wobei das Geschehen mich eher ratlos zurückliess: Dona Edelarzil greift in grosse Haufen von mit Wasser getränkter Watte und holt aus ihr für jeden Besucher mehrere Objekte heraus, die zum grossen Teil so aussehen als ob sie sich auf einer Mülldeponie bedienen würde.

Ihre besondere Begabung soll sie im 17. Lebensjahr erhalten haben, als sie während einer schweren Krankheit von einem Geistwesen vor die Wahl gestellt wurde, entweder zu sterben oder sich fortan ganz in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen. Seither praktiziert die Mutter von vier erwachsenen Kindern diese Heilrituale. Früher sollen weit mehr Besucher gekommen sein, so dass sie dieses Ritual bis zu vier Mal täglich ausführte.

Am Donnerstag, 28. Januar 2016 verlassen wir das Hotel früh und treffen um acht Uhr morgens auf dem Gelände von Dona Edelarzil ein, wo wir die nächsten acht Stunden verbringen. Es handelt sich um ein grösseres offenes Grundstück ausserhalb der Stadt, auf dem Hühner und Katzen herumlaufen; dort stehen ein paar in die Jahre gekommene Hütten sowie ein mit Wellblech überdachter Vorbau mit Sitzbänken vor der eigentlichen Kapelle.

Die ganze Anlage wirkt eher vernachlässigt und ist von aussen in keiner Weise als ein besonderer Ort erkennbar. Keine Tafel oder sonstige Hinweise deuten am Eingang auf Edelarzils Tätigkeit hin. Etwa 70 bis 100 Hilfesuchende sind an diesem Tag vor Ort. Wir sind die einzigen Ausländer. Die meisten Hilfesuchenden scheinen organisiert mit kleinen Reisebussen aus Sao Paulo gekommen zu sein. Alle Anweisungen sind nur auf brasilianisch angeschrieben. Wir kommen zusammen mit einem brasilianischen Ehepaar, einer Facebook-Bekanntschaft von Kai, das sie ebenfalls zum ersten Mal besucht. Alle Besucher tragen ihre Namen in ein aufliegendes Büchlein ein. Es gibt keinerlei Informationen zum zeitlichen Ablauf des Tages. Die Leute werden einzeln aufgerufen und treten in eine Art Büro, in dem einer von Edelarzils Söhnen im weissen Kittel sitzt. Er erklärt uns das Prozedere. Für jede Person, die «behandelt» werden soll, kauft man ein grosses Stück Watte. Wir kaufen Watte für uns, unsere Söhne sowie zwei Freundinnen der Familie. Die Watte kostet 25 Reais pro Person, das entspricht rund sechs Franken. Für jede Person, die eine Materialisation erhalten soll, erhält man einen Plastiksack der gestempelt wird mit «Materialização » und mit dem Namen der jeweiligen Person versehen ist.

Daraufhin begibt man sich wieder in den überdachten Unterstand der an die Kapelle grenzt und zerpflückt das kompakte Stück Watte in kleine Stücke. Dabei soll man möglichst intensiv an das denken was man verändert oder geheilt haben möchte respektive an die Person für die man es stellvertretend macht – eine Art meditatives Gebet.

Alles dauert lange, es ist schon etwa 13.00 Uhr. Wir nehmen es gelassen wie alle Einheimischen es tun. Irgendwann läuft auf einem alten Bildschirm ein verpixelter Film mit schepperndem Ton über das Wirken von Dona Edelarzil. Die DVD hängt sich auf worauf der Film nochmals von Beginn an abgespielt wird. Die Türe zur Kapelle steht die ganze Zeit offen. Wir inspizieren die mit Heiligenbildern geschmückte Kapelle und schauen uns auch das gemauerte Becken an, auf dem ein feinmaschiges Sieb liegt. Das Becken hat einen Durchmesser von knapp einem Meter.

Die Besucher treten ein, um die zerpflückte Watte auf dem Sieb zu deponieren. Da die Menge zu gross wird, legen die Besucher die Watte auf ein zweites bereitliegendes Sieb. Ich werfe regelmässig einen Blick hinein und beobachte was vor sich geht. Es gibt keine Einschränkungen der Sicht oder Stellen im Raum zu denen einem der Zutritt verwehrt wird. Die Stimmung unter den Anwesenden ist locker und gelöst.

Etwa um 14.00 Uhr trifft Dona Edelarzil ein, ganz in weiss gekleidet. Unsere brasilianischen Bekannten haben für uns eine private Begegnung mit ihr arrangiert. Sie ist sehr zugänglich, erklärt jedoch gleich zu Beginn, dass sie nicht mehr wolle, dass während des Geschehens im Raum gefilmt wird und dass sie auch keine Interviews mehr geben wolle. Sie begründet dies damit, dass sie keinerlei Werbung wünsche, da sie 75 Jahre alt sei und sich am liebsten zurückziehen würde. Dies sei jedoch nicht möglich solange so viele Besucher sie aufsuchen würden. Anscheinend gehörte die Schauspielerin Shirley McLaine zu ihren Besuchern, wie auch einige brasilianische Autoren, Musiker und Politiker. Besuche von Prominenten führen jeweils zu einem grösseren Andrang von Besuchern. Wir plaudern kurz mit ihr und machen ein Gruppenfoto, während die anderen Besucher sich schon in einer Schlange vor der Kapelle aufreihen.

Wir gehören daher zu den letzten, die die Kapelle betreten und werden auf der Seite platziert. Bevor wir einen Platz in der Kapelle zugewiesen erhalten, gehen wir an ihr vorbei, wobei sie bei jedem mit einem alkoholgetränkten Stück Watte die Handgelenke und die Stirn berührt und das Kreuz schlägt, bevor sie die Watte auf den übrigen Haufen legt. Die Watte wird gewässert und geknetet. Sie ist zäh und schneeweiss.

Die eigentliche Zeremonie beginnt mit mehreren längeren christlichen Gebeten – das Vaterunser, Ave Maria und mir unbekannte Gebete – gefolgt von Gesang; die meisten Anwesenden murmeln die Gebete mit. Dona Edelarzil scheint bei normalem Bewusstsein zu sein, es ist kein Trancezustand erkennbar. Anschliessend werden die Besucher einzeln aufgerufen und treten vor sie. Das Geschehen ist bizarr. Zuerst sagt man den Namen der Person für die die «Behandlung» bestimmt ist und dann greift Dona Edelarzil in die Watte und zwar nicht tief hinein, und holt Unmengen Zeugs heraus. Knochen, Kerzen, Puppen, ein in Plastik eingeschweisstes altes Tierorgan für mich und allerlei weitere, eher gruselige Objekte. Diese wirft sie in einer Bewegung auf Zeitungspapier, in das sie von einer Helferin eingerollt werden und in einem Plastiksack verstaut werden. Klaus Schubert hat berichtet, dass er beobachtet hat, dass sie nicht immer in die Watte hineingreifen würde, sondern dass die Objekte sich zuweilen in der Luft oberhalb der Watte bilden würden. Darauf deutet auch ein Foto, das Hans Schär gemacht hat, auf dem zu sehen ist, wie ein Objekt in der Luft oberhalb der Watte schwebt. Nachdem man sein Päckchen erhalten hat, verlässt man den Raum. Draussen ist eine Patentochter von Edelarzil, die uns die Bedeutung der Objekte erklärt. Es gibt ein Merkblatt, auf dem die Bedeutung der materialisierten Objekte beschrieben ist, die in der Regel auftauchen. Es handelt sich um eine Liste mit rund 140 Objekten.

Eine Patentochter von Dona Edelarzil, die uns die Bedeutung der Objekte erklärte

Einige der überreichten Päckchen

Wir haben beobachtet, dass viele der Besucher die nicht zum ersten Mal vor Ort sind, ihre Säcke gar nicht öffnen und die Objekte betrachten, sondern sie unverzüglich auf einem bereitstehenden Karren deponieren. Es scheint sie nicht zu interessieren um was es sich handelt, es geht einzig darum, dass damit etwas gelöst werden soll. In aller Regel sollen die Objekte das Gelände nicht verlassen, sondern werden dort vergraben oder verbrannt. Wenn jemand ein Objekt mitnehmen will, muss er sich vorgängig an eine der zuständigen Personen wenden. Um die Behandlung zu vervollständigen sollen die Hilfesuchenden anschliessend einen Monat lang Gebete sprechen.

     

    

Der Nagel in der Puppe deutet auf den Einfluss von schwarzer Magie // «Meine» Objekte, links ein in Plastik eingeschweisstes Tierorgan

Ausser dem Merkblatt auf dem die Bedeutung der am häufigsten auftauchenden Objekte beschrieben wird, gibt es keine Erklärungen, bei den einheimischen Besuchern aber anscheinend auch keine Fragen. So wie ich das Geschehen verstanden habe, handelt es sich um ein heilendes Reinigungsritual und bei den Materialisationen um Objekte, die für negative Einflüsse, schwarze Magie oder ein gesundheitliches Problem stehen, das durch die Materialisation ans Licht gebracht wird und durch die Vernichtung der Objekte gelöst werden soll. Bei unserem Besuch materialisiert sie eine grosse Anzahl Objekte, deren Gesamtgewicht ich auf mehr als hundert Kilogramm schätze. Eine eindrückliche Menge, vor allem wenn man hochrechnet wie viele Tonnen in den fünf Jahrzehnten, in denen sie diese Arbeit fast täglich ausführt, zusammengekommen sind.

Die Jesusstatue auf dem Corcovado in Rio zeigte sich bei unserem Besuch mit Heiligenschein.


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