Interview mit Lucius Werthmüller

von Basler Psi Verein

26. Januar 2015

Roland Frank, langjähriges Vorstandsmitglied des BPV, führte mit Lucius Werthmüller zum 20-jährigen Jubiläum als Präsident des Basler Psi-Vereins ein persönliches Gespräch über Parapsychologie, Energien, Heiler, UFOs und das Jahr 2012.

Roland Frank (RF): Seit 1986 bist du Vorstandsmitglied des Basler Psi-Vereins und seit 20 Jahren dessen Präsident. Du beschäftigst dich schon länger mit allen Grenzgebieten der Wissenschaft. Woher kommt diese Faszination?

Lucius Werthmüller  (LW): Aus meiner Kindheit. Geschichten von indischen Heiligen und ihren Wundern haben mich immer fasziniert. Später beim Basler Psi-Verein traf ich Menschen mit speziellen Fähigkeiten. Für mich war eindrücklich zu erleben, was diese wahrnehmen und bewirken konnten. Sie verblüfften mich mit aussersinnlichen Wahrnehmungen, psychokinetischen Darbietungen oder unerklärlichen körperlichen Eingriffen – Phänomenen, die von vielen Wissenschaftlern nicht als real akzeptiert werden. Das Spannungsfeld zwischen den Grenzgebieten und der offiziellen Wissenschaft fasziniert mich noch heute. 

RF: Dein Vater hat sich für östliche Philosophie interessiert und du selber hattest eigene mystische Kindheitserlebnisse. Welcher Art waren diese und wie haben sie dich geprägt?

LW: Ich bin überzeugt, dass sie mich geprägt haben, auch wenn ich mir dessen erst später bewusst wurde. Mystische Erlebnisse zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie nicht in unserer dualistischen Sprache ausgedrückt werden können. Es waren Erfahrungen vom Aufgehen in etwas Grösserem. So hat sich z.B. beim Anblick des Sternenhimmels meine Identität in der Unendlichkeit aufgelöst. Ich erlebte als Kind auch paranormale Phänomene wie Vorauswissen oder Telepathie, die jedoch nicht mit besonderen Gefühlen oder einem speziellen Bewusstseinszustand verbunden waren. Fast immer handelte es sich um Inhalte, die keine grosse Bedeutung für mich hatten.

RF: Du hast dich mit der Erforschung biologischer und kosmischer Energien und veränderter Bewusstseinzustände befasst. Zu welchen Erkenntnissen bist du gekommen?

LW: Ich habe mich schon früh eingehend mit Wilhelm Reichs Forschungen zur Orgon-Energie beschäftigt und an verschiedenen Experimenten dazu teilgenommen. Davon ausgehend habe ich überlieferte Konzepte von Lebensenergie – Prana bei den Indern, Chi bei den Chinesen – studiert und mich ausgiebig mit dem Phänomen der Aurasichtigkeit beschäftigt. Auf Grund dessen bin ich – im Gegensatz zu den meisten zeitgenössischen Parapsychologen – fest davon überzeugt, dass es eine allgegenwärtige Lebensenergie gibt, die sich in Zukunft nachweisen lassen wird. Meine Erfahrungen zeigen mir, dass Energieformen existieren, die sich nicht in das elektromagnetische Spektrum einordnen lassen.

RF: Im Jahr 2000 hast du den Preis der Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie erhalten. Seit wenigen Jahren ist die Parapsychologie an sich wieder vermehrt ein Thema und entsprechende Veranstaltungen werden wieder besucht. Hast du dafür eine Erklärung?

LW: Ich denke nicht, dass die Parapsychologie in der öffentlichen Wahrnehmung den gleichen Stellenwert hat wie in den siebziger und achtziger Jahren – noch vor der Esoterikwelle. Hingegen legen wir selber wieder mehr Gewicht auf die Ursprünge unseres Vereins und haben es geschafft, wieder ein Publikum für Parapsychologie zu finden.

RF: Du warst an mehreren Forschungsprojekten z.B. zur Fernheilung beteiligt und hast als Projektleiter der Basler Psi-Tage (1999 bis 2006) auch Weltkongresse für Geistiges Heilen veranstaltet. Wie beurteilst du heute die Heilerszene?

LW: Ich bin nicht mehr so nahe am Thema wie damals, als wir an den Basler Psi-Tagen die ganze Heilerszene durchleuchtet haben. Ich habe zwiespältige Gefühle. Für mich ist es zweifellos so, dass es Heilenergien gibt und das Geistige Heilen funktioniert. Es ist jedoch in der Praxis schwierig den Placebo-Effekt vom paranormalen Anteil abzugrenzen; das ist jedoch für Hilfesuchende auch nicht das Wichtigste. Mein Eindruck ist, dass sehr viele neue Methoden in Mode kommen, die allerdings eher alten Wein in neuen Schläuchen darstellen. Meiner Erfahrung nach gibt es wenige herausragende Heiler, ziemlich viel Mittelmass, jedoch im Gegensatz zur öffentlichen Meinung nur wenige Scharlatane, die ihre Kundschaft bewusst täuschen. Vielleicht eine Hand voll missbraucht die Not der Menschen in der Schweiz. Ein Warnsignal stellen grossformatige Inserate in Boulevardzeitungen dar. Die Methode als solche macht nicht den grossen Unterschied aus. Hingegen können gewisse Heiler ihre Intention, etwas zu bewirken, wie einen Laserstrahl ausrichten.

Der Basler Psi-Verein arbeitet mit Heilern zusammen, die du seit vielen Jahren von ihrer Arbeit her kennst und einen Qualitätsanspruch erfüllen. Wie grenzt du diese Heiler von anderen ab?

LW: Ich sage nicht, dass unsere Heiler die Besten sind. Wir haben jedoch z.B. mit William Nonog und Alexander Rasin zwischen 12 und 15 Jahren Erfahrung und unzählige positive Rückmeldungen. Bei William Nonogs Art der Arbeit in seiner Heimat, der sogenannten
Logurgie, ereignen sich paranormale Phänomene, bei Rasin sind die Diagnosen höchst verblüffend. Für diese beiden bürge ich, dass sie herausragende Heiler sind, jedoch nicht dafür, dass all denjenigen, die sie aufsuchen, geholfen werden kann. Heilerfolge sind
zweifellos vorhanden, ebenso beim englischen Heiler Steven Upton, der seit vier Jahren bei uns arbeitet.

Heute ist der Basler Psi-Verein einer der grössten Seminarveranstalter der Schweiz, hat die Mitgliederzahl in den letzten sechs Jahren von 400 auf rund 1000 Mitglieder mehr als verdoppelt und den Umsatz vervierfacht. Wohin soll die Reise weiter gehen?

LW: Wir haben ein junges, dynamisches Team, das interessiert ist, weiter zu expandieren. Eine Vision ist, dass wir stark weiter wachsen und uns zu einem Zentrum entwickeln, wo einerseits Veranstaltungen angeboten werden und anderseits die Resultate einer Zusammenarbeit von Heilern und Ärzten fundiert dokumentiert werden könnte. Mein persönlicher Traum ist, dies mit Forschungsprojekten und einer umfassenden Dokumentationsstelle zu verbinden, um vermehrt als Anlaufstelle für Interessierte und Journalisten dienen zu können. Grosszügige Räumlichkeiten in der Stadt, in der Art wie z.B. diejenigen der «Mission 21», mit Leben zu erfüllen, das wäre ein Projekt, das wir gerne mit einem potenten Geldgeber in Angriff nehmen würden.

Du betreibst an der Neuweilerstrasse 15 auch ein auf Parapsychologie, Esoterik und östliche Philosophie spezialisiertes Antiquariat. Was interessiert deine Kundschaft zurzeit am meisten?

LW: Das ist schwierig zu sagen, da die Kundschaft eines Antiquariats verschieden ist von der einer Neubuchhandlung. Dort gehen die grossen Trends hin zur amerikanisch geprägten Populäresoterik. Meine Kundschaft interessiert sich zum grossen Teil für vergriffene
Werke aus allen Bereichen, von indischer Philosophie und alten westlichen Weisheitslehren – von Alchemie über Rosenkreuzer bis zur Theosophie. Ein genereller Trend ist wohl die Popularität des Schamanismus.

Das Jahr 2012, auf das sich verschiedene Mythen oder der Mayakalender beziehen, steht uns unmittelbar bevor. Wie schätzt du die Situation ein? Wird sich unser persönliches Leben grundsätzlich verändern?

LW: Wenn man das gegenwärtige Geschehen aufmerksam beobachtet, hat man zweifellos das Gefühl, dass enorm viel auf dieser Welt sich verändert und in Wandlung ist. Bezogen auf den 21. Dezember 2012 gehe ich davon aus, dass dies ein Tag wie jeder andere sein wird. Die Erfahrung zeigt, dass solche Daten einfach vorbeigehen. Die Entwicklung auf der Welt allerdings beschleunigt sich exponentiell. Von daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass wir an einen Punkt kommen werden, wo wir etwas Grundlegendes ändern müssen. Die Frage bleibt, ob das Bewusstsein, dass wir auf unserem Raumschiff Erde alle im gleichen Boot sitzen, rechtzeitig bei allen Menschen verankert sein wird.

Erich von Däniken war im Frühjahr 2011 beim Basler Psi- Verein eingeladen. Was hältst du von seiner These eines Besuchs von Ausserirdischen und in diesem Zusammenhang von Mutterschiffen.

LW: Ich halte es sehr gut für möglich, dass Ausserirdische schon vor Jahrtausenden unseren Planeten besucht haben. Ich bin überzeugt, dass Unbekannte Flugobjekte sich in unserer Atmosphäre bewegen, wie unerklärliche Bewegungen auf Aufzeichnungen von Radarschirmen nahelegen. Seine These von Mutterschiffen, die sich mit Unterlichtgeschwindigkeit bewegen, ist für mich eher zu traditionell gedacht. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Lichtgeschwindigkeit keine Naturkonstante ist, die immer und überall gilt. Oder dass das Raum-Zeit-Kontinuum so funktioniert, dass auch Besucher aus der Zukunft oder aus anderen Dimensionen vorbeischauen könnten. Ich würde mich jedenfalls freuen, ein UFO zu sehen.

Dann lassen wir uns überraschen. Abschliessend hast du einen Wunsch offen.

LW: Danke. Mein grösster Wunsch ist wunschlos zu werden.


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