Dem Leben begegnen

von Sri Vast

01. April 2015

Das Leben ist ein Ausdruck deiner Selbst, den es auf diesem Planeten zu erfahren gibt.

Das Leben ist ein Ausdruck deiner Selbst, den es auf diesem Planeten zu erfahren gibt. Um dieses Leben in seiner Essenz zu erfahren, müssen wir denjenigen kennen, der die Erfahrung macht – den ‚Erfahrenden‘. Der ‚Erfahrende‘ erfährt dieses Leben durch seine Sinne und seine Sinne sind von den Erfahrungen, die er in seiner Vergangenheit gemacht hat, manipuliert. Diese Erfahrungen kreieren das Gefühl von einem ‚Ich‘ und er behauptet, dass dieses ‚Ich‘ er selbst ist. Dieses ‚Ich‘ hat seine eigene Lebenserfahrung, weil es dieses Leben unterteilt und eine Mikro-Lebenserfahrung im Inneren kreiert. Es kreiert zwei Leben – eines im Innen und eines im Aussen. Das Leben, das von dem sogenannten ‚Ich‘ erfahren wird, wird auf das Leben im Aussen projiziert. Dies schafft Konflikte. Wenn das Leben dieses ‚Ichs‘ im Inneren nicht glücklich ist, beschuldigt es das Leben im Aussen. Um dieses ‚Ich‘ glücklich zu machen, versuchen wir die Umgebung und die Welt zu verändern, so dass keine Konfrontation mehr stattfindet. Diese Veränderungen versuchen wir das ganze Leben lang zu machen. Wir wechseln Menschen aus, wir ändern unseren materiellen Komfort, wir wechseln Orte. Wir verändern sogar den Planeten, um dieses ‚Ich‘ glücklich, friedvoll, selig und frei zu machen. Meistens sehen wir die Freiheit als Freiheit, unsere Umgebung zu wechseln, Menschen auszutauschen, die Orte zu wechseln, damit dieses ‚Ich‘ zufrieden ist, anstelle es zu konfrontieren.

Wohin auch immer wir gehen, wen auch immer wir treffen, was auch immer wir sehen, wir gehen durch diesen Prozess des Zufrieden- oder Konfrontiert-Seins. Wenn die äussere Welt mit der inneren Welt übereinstimmt, dann ist dieses ‚Ich‘ zufrieden. Wenn die Welt nicht gemäss dieses ‚Ichs‘ ist, beginnt die Konfrontation und der Kampf. Die entscheidende Frage ist, wie macht man sieben Milliarden Menschen, sieben Milliarden ‚Ichs‘ zufrieden? Der einzige Weg ist Selbstrealisierung. Wenn jemand realisiert ist, begreift er, dass die Welt seine Projektion ist. Was er sieht, ist nicht Tatsache, sondern das, was er sieht. Wenn er sich transformiert, transformiert sich auch das, was er sieht. Es ist seine eigene Kreation. Er selbst hat es durch die Geschehnisse in seinem Leben kreiert und er projiziert die Welt durch dieses Erfahrung, so dass das Leben für ihn Realität wird, weil er es erfahren hat. Aber er vergisst, dass diese Erfahrung das Ergebnis seiner eigenen Projektion ist. Wir arbeiten hart, machen so viele Dinge in der Hoffnung, dass dieses ‚Ich‘ eines Tages glücklich und zufrieden ist und frei von Konfrontationen.


   

Wir arbeiten hart, um diese Komfort-Zone zu schaffen, wo alles was ich fühle, mich reflektiert. Wenn es nicht so ist, beginnt die Konfrontation. Aber tief im Inneren wissen wir, dass wir jenseits davon sind, dass wir mehr sind, als das was wir erfahren. Es besteht die tiefe Sehnsucht, diesem Unbekanntem zu begegnen, das grenzenlos ist, das in Frieden, Glückseligkeit und Freiheit ist. Es ist eine Hoffnung, die jeder in seinem Herzen bewahrt und glaubt, dass er es am Ende seines Lebens erreicht haben muss. Es ist etwas, das man sich verdienen muss und als Ergebnis seiner Arbeit und seines Besitzes erfährt. Dies ist eine aufgeschobene und weit entfernte Hoffnung. Wenn du diese Hoffnung als Erfolg aufrechterhältst, als Endresultat aufschiebst, wirst du immer weiter laufen. Aber wenn du diese Hoffnung aufgibst, diese Hoffnung in Frieden, Glückseligkeit und Freiheit zu sein, dann macht dieses Leben keinen Sinn. Dann verlierst du die Motivation. Menschen verlieren die Motivation nicht, weil sie nicht daran interessiert sind, etwas zu tun, sondern weil sie die Hoffnung verloren haben, weil sie die Verbindung mit der Erfahrung verloren haben, die als Ergebnis ihrer Handlung erwartet wird. So wird die Handlung sinnlos.


Wir möchten unsere Motivation wiederfinden. Das ist nur möglich, wenn wir unsere Sehnsucht nach Frieden, Glückseligkeit und Freiheit wiedergewinnen. Diese Erfahrung muss in jedem Moment erfahren werden, wo auch immer du bist, mit wem auch immer du bist. Nur dann macht das Leben Sinn. Die Freiheit von diesem ‚Ich‘, das an einer Reihe von Erfahrungen in der Vergangenheit festhält, und jene in die Gegenwart projiziert wo ich meinen Frieden und meine Glückseligkeit verloren habe. Wir möchten, dass dieses ‚Ich‘ als Ich akzeptiert wird und dennoch möchten wir uns von diesem ‚Ich‘ befreien – es ist ein Paradox. Mich als ‚mich‘ oder ‚so wie ich bin‘ zu akzeptieren, ist genauso wie wenn ein Dieb das Gericht bittet: «Ich bin ein Dieb, der von der Gesellschaft akzeptiert werden muss». Und wie wird der Dieb glücklich? Wenn sein Stehlen bedingungslos akzeptiert wird? Wenn er sich deswegen nicht schuldig fühlt, wenn er sich nicht dafür schämt? Das klingt sonderbar – du wirst dem nicht zustimmen. Aber gleichzeitig sagst du: «Ich möchte so akzeptiert werden, wie ich bin». Die Frage ist: «Wer bist du?» Derjenige der nach Akzeptanz sucht? Und was ist da in dir, das akzeptiert werden muss? Was ist da in dir, das von deiner Umgebung anerkannt werden muss, so dass du dich verbunden fühlst?

Sich zu beweisen und akzeptiert zu werden ist ein ständiger Kampf solange du dich nicht selbst akzeptierst, wissend, dass die Welt, die du wahrnimmst, nicht die Welt an sich ist, sondern deine Projektion. So dass du aufhörst mit der Welt zu kämpfen, die im Aussen nicht existiert, sondern nur im Innern. Der innere Kampf kreiert Gedanken, Worte und Handlungen. Wenn die Gedanken durch Worte ausgedrückt werden und die Worte durch Handlungen, wird dein innerer Kampf in deiner Umgebung Wirklichkeit. Es wird deine Welt, die du mit anderen teilen möchtest. Eine Welt, in der du versuchst, einen Lebenspartner zu finden, ‚ein Partner in meinem Kampf‘. Im Laufe der Zeit verändert der Kampf seine Farbe. Meistens wechseln wir auch den Partner, weil der Partner nicht zu dem neuen Kampf passt. Wenn jemand transformiert, transformiert er auch die Welt, in der er lebt. Kannst du dir vorstellen, sieben Milliarden Menschen, sieben Milliarden Welten leben zusammen? Wenn wir unsere Leben teilen möchten, vergessen wir meistens, was wir teilen. Was wir teilen ist die innere Erfahrung, durch die du gehst, die von dir geschaffen wurde. Und wir erwarten Akzeptanz für diese innere Erfahrung – denn das bin ‚Ich‘. Ich identifiziere mich selbst damit.


Wenn du genau hinsiehst, findet dieses Gefühl des ‚Ichs‘ in deinem Verstand statt und wird deinem Körper aufgebürdet. Und der Körper verhält sich entsprechend und lebt das Leben dieses ‚Ichs‘, und da verliere ich den unendlichen Zustand meines Selbst.

Wenn ich mich mit meinem Körper identifiziere und dieser Körper stirbt, stirbt auch dieses Leben. Aber wenn ich diese Identität verliere, wenn ich mich jenseits meines Körpers erfahre, dann erfahre ich das Leben auch jenseits der Grenzen meines Körpers. Ich war formlos – ich erhielt die Form – ich werde wieder formlos sein; ich gehe weiter. Ich bekomme vielleicht eine andere Form und werde wieder formlos. Es ist ein Fortsetzung. Ich gehe einfach weiter. Was geschieht, wenn ich diese Form verliere? Reiner Frieden, reine Glückseligkeit, die reine Unendlichkeit. Der Schmerz gehört der Form; er gehört nicht dem Formlosen. Wenn diese Form gegangen ist, ist der Schmerz, der zu dieser Form kam, auch nicht mehr da. Wir wissen, dass wir in unserem formlosen Zustand keine Schmerzen haben, wir haben solch einen Frieden. Und wir möchten diesen Frieden, diese Erfahrung des Formlosen in dieser Form erfahren.

Du sagst, dass du göttlich sein möchtest und das Göttliche die ganze Zeit erfahren möchtest. Du sprichst nicht über das Göttliche; du sprichst vom Frieden im Inneren, von dieser Glückseligkeit im Inneren, dieser Freiheit, unendlich zu sein, wo du keine Eingrenzungen um dich hast. Denn der Schmerz, durch den du körperlich oder mental gehst, entsteht wegen deiner Begrenzungen. Jede Grenze, die du kreierst, gibt etwas, aber sie nimmt dir auch etwas. Jede Grenze kreiert ein Gefühl von ‚Ich‘, aber die gleiche Grenze nimmt etwas von deinem wahren Selbst.

Wenn wir also über das Leben sprechen, sprechen wir über das Unendliche, die ständige Evolution. Unser Kampf entsteht, wenn wir uns weigern, uns zu entwickeln. In der Natur wächst alles, alles verändert sich immer wieder. Diese Bäume dort werden sich in vier Wochen verändert haben, sie werden 30 Zentimeter gewachsen sein. Sie werden neue Blätter, neue Zweige, neue Blüten und andere Vögel haben – eine andere Schönheit. Alles verändert sich ständig, entwickelt sich von einem zum anderen und doch bezeichnen wir uns als etwas Statisches ‚Das bin Ich‘, ‚Ich bin so‘. Aber wir entwickeln uns ständig und wir weigern uns, zu verstehen, dass wir uns ständig weiterentwickeln. Wir weigern uns, zu akzeptieren, dass wir uns verändert haben, dass das Leben sich verändert hat, dass sich die Umgebung verändert hat. Wir versuchen uns als etwas Statisches, etwas Konkretes, aufrecht zu erhalten. Unser Körper verändert sich, aber unser Verstand ist nicht bereit sich zu verändern, weil er entschieden hat ‚das bin ich‘. Der Verstand ist nicht in der Lage, dem Körper zu bieten, was er möchte und unser Körper ist nicht in der Lage zu bieten, was der Verstand möchte. Wir haben somit ein Koordinationsproblem zwischen unserem Körper und unserem Verstand. Das macht die Dinge so kompliziert. Was auch immer wir denken, was auch immer wir tun, alles geschieht in unserem Verstand. Doch muss es in unserem Körper geschehen und nicht in unserem Verstand. Es muss auf Erfahrung beruhen. Das Leben muss in unserem Körper stattfinden und nicht nur in unserem Verstand. Nur dann wird das Leben real – sonst ist es nur eine Idee.


Über Sri Vast

Guruji Sri Vast ist ein erleuchteter spiritueller Meister aus Südindien, der eine geerdete und aufweckende Spiritualität lehrt, die direkt den göttlichen Ursprung in uns anspricht. Seine Lehren fordern unsere grundlegenden Lebensansichten heraus und entfachen das Verlangen nach Freiheit – es ist eine Inspiration für eine Neue Menschheit. Seine Worte und Hingabe, das Leben in authentischer Einfachheit zu leben, erwecken ein tiefes Verlangen, die eigene Selbst-Erforschung zu beginnen. Die Lehren verdeutlichen, wie wir uns selbst als natürliches Lebewesen wiederentdecken können. Weitere Information zu Guruji Sri Vast: www.srivast.org

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