Die Geschichte der Schweizer Parapsychologischen Gesellschaft

von Basler Psi Verein

19. Januar 2015

Die Schweizer Parapsychologische Gesellschaft (SPG) wurde 1952 von Dr. phil. Peter Ringger in Zürich gegründet.

   

Professor Alex Schneider

Schon zwei Jahre vorher begann Ringger mit der Herausgabe der ersten parapsychologischen Zeitschrift der Schweiz, die er «Die Neue Wissenschaft» nannte. Seine eigenen Beiträge sowie die von namhaften Parapsychologen aus dem In- und Ausland sicherten ihren Erfolg. Noch heute sind die sechs  Jahrgänge der Zeitschrift eine Fundgrube für fundierte und interessante Artikel zu vielen Gebieten der Parapsychologie. Unter den 40 Gründungsmitgliedern befanden sich der Psychiater Dr. Hans Naegeli, Prof. Gebhard Frei, katholischer Geistlicher und Professor der Philosophie, Prof. Fritz Blanke, Theologe und Dozent an der Universität Zürich, Oskar Schlag, bekannter Graphologe und Esoteriker, der Schriftsteller und Dichter Konrad Falke, Dr. Karl Müller, damaliger Präsident der internationalen spiritualistischen Vereinigung sowie Néné von Muralt, das letzte noch lebende Gründungsmitglied der SPG. Schon wenige Jahre nach der  Gründung musste Paul Ringger wegen einer schweren Erkrankung vom Präsidium zurücktreten. Die «Neue Wissenschaft» wurde ebenfalls bald eingestellt, nachdem sie noch für kurze Zeit in Professor Benders «Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie» integriert worden war. Die Gesellschaft organisierte öffentliche Vorträge und traf sich regelmässig zu experimentellen Treffen und zum Gedankenaustausch. 1958 begann eine neue Ära mit Hans Naegeli als Präsidenten und der neuen Zeitschrift «Parapress», die jedoch vor  allem als internes Mitteilungsblatt konzipiert war. Zu den profiliertesten Mitgliedern gehörten Gebhard Frei, der sich speziell für die Frage eines persönlichen Überlebens des Todes und Kontaktmöglichkeiten mit dem Jenseits interessierte, und Dr. Karl Müller, der sich mit «Geisterfotos» beschäftigte, an einigen Séancen mit dem dänischen Medium Einer Nielsen teilgenommen und dabei viele Vollmaterialisationen erlebt hatte. Beeindruckend waren Hans Naegelis Berichte und Bilder von seinen ersten Reisen zu den philippinischen Heilern. Die Tradition von öffentlichen Vorträgen wurde beibehalten, Kern des Vereins waren jedoch monatliche Zusammenkünfte im kleinen Kreis, bei denen experimentiert, diskutiert und philosophiert wurde.



   

Links: Professor Ian Stevenson / Rechts: Dr. Hans Naegeli

Die SPG wuchs und zog mehrmals in grössere Lokale um. Die eigentliche Arbeitsgemeinschaft wurde zu einem Podium für viele, was erfreulich war, jedoch bedauerten einige Mitglieder den Verlust der Intimität und engen Zusammenarbeit der frühen Tage. Dafür entstanden
mehrere Arbeitsgruppen, als erste die «Spukgruppe», die es sich zur Aufgabe machte, Spukfälle mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Weiter eine Gruppe mit dem Volltrancemedium Paula Schütz zum Thema «Hellsehen in Trance». Viele ihrer Durchsagen liessen sich verifizieren, so Angaben von Sitzungsteilnehmern über frühere Leben, die wertvolle historische, kulturelle und geographische Hinweise enthielten. Der bekannte Reinkarnationsforscher Dr. Ian Stevenson war während seines Aufenthalts in der Schweiz Mitglied der SPG, überprüfte gewisse Fälle und publizierte zwei davon als Beispiele überzeugender Beweise für Reinkarnation in einem seiner Bücher. Weitere Arbeitsgruppen befassten sich mit Telepathie, ASW, Radiästhesie, Hypnose, UFO’s, Astrologie, Huna oder Mentaltraining. Neu hinzu kamen als Leiter von Fachgruppen der Huna-Fachmann Henry Krotoschin, der Atemtherapeut Marco Bischof, das Medium Linda Röthlisberger und der in der Schweiz lebende polnische Heiler Jerzy Rejmer. Einige dieser Gruppen bestanden nur für kurze Zeit, andere blieben über Jahrzehnte bestehen. In den 1970er Jahren kamen dann die ersten englischen Medien in die Schweiz. In dieser Zeit wurde der Auskunfts-, Beratungs- und Hilfsdienst für Mitglieder und Aussenstehende ins Leben gerufen. Unter der Leitung von Matthias Güldenstein, dem Gründer des BPV – damals PAB (Parapsychologische Arbeitsgruppe Basel) – trafen sich 1971 Exponenten der SPG, der SVPP (damals Bieler Psi-Gruppe, später Berner Psi-Gruppe) und der PAB auf dem Herzberg zur «Schweizerischen Parapsychologischen Tagung». «Obwohl die drei Gesellschaften jede auf ihre ganz eigene individuelle Art vorging, verband uns das gemeinsame Ziel, herzliche Kameradschaft und öfters teilten wir nicht nur Erfahrungen miteinander, sondern tauschten auch Referenten und Medien aus» wie Nénée von Muralt über diese Zeit festhielt. Überhaupt war zu dieser Zeit die Zusammenarbeit der drei Gesellschaften intensiv, wovon auch die jahrelange Publikation der gemeinsamen Zeitschrift «Parapsychika» zeugt.



   

Links: Der Parapsychologe Wilhelm Carl Tenhaeff / Rechts: Der Paragnost Gérard Croiset

In dieser Zeit wurde Prof. Alex Schneider – später Präsident der Basler Psi-Tage – Vizepräsident der Gesellschaft, der bekannte Autor Erich Wunderli trat in den Vorstand ein. Die SPG zählte damals rund 600 Mitglieder. Aktiv nahmen zu dieser Zeit auch Gerda Walther, ehemalige Sekretärin von Freiherr von Schrenck Notzing, die manchen als «Drehscheibe der Parapsychologie» galt und Karl Spiessberger, bekannt von seinen vielen Publikationen zum Thema Magie, am Vereinsleben teil. Der holländische Parapsychologe Prof. Wilhelm Heinrich Carl Tenhaeff – der erste Inhaber eines Universitäts-Lehrstuhls für Parapsychologie in Europa – war ein häufiger und geschätzter Gast. Bekannt  wurden vor allem seine Forschungen über den niederländischen Paragnosten Gérard Croiset und dessen Platz-Experimente. In Zusammenarbeit mit Professor Hans Bender führte die SPG eines der ersten Platz-Experimente mit Gérard Croiset durch. Konstantin Raudive, Pionier der Tonbandstimmenforschung, experimentierte häufig in diesem Kreis. Die SPG war zu dieser Zeit ein akademisch ausgerichteter Verein, Nicht-Akademiker hatten erst später eine Chance in leitende Funktionen gewählt zu werden. 1977 wurde die SPG 25 Jahre alt. Hans Naegeli trat vom Präsidium zurück und Alex Schneider übernahm seinen Platz. Er blieb Präsident bis Mitte der 1980er Jahre als ein Kollegium die Leitung der Gesellschaft übernahm. In dieser Zeit wurde der Heiler George Paul Huber eingestellt, der für einige Jahre die Leitung des Sekretariats übernahm. In den 1990er Jahren zählte die SPG rund 1‘000 Mitglieder. Zu dieser Zeit, die Zusammenarbeit der drei Gesellschaften war ein wenig eingeschlafen, begannen wir mit jährlichen Treffen der Vorstandsmitglieder der drei Gesellschaften, um einen besseren Austausch zu gewährleisten. Bei einer dieser Zusammenkünfte wurde unter anderem beschlossen, die Mitgliedschaft gegenseitig zu
anerkennen, was bedeutete, dass jeder, der in einem der drei Vereine Mitglied war, die Vorteile und Vergünstigungen bei den anderen beiden ebenfalls genoss. Weiter wurde beschlossen, wieder eine eigene Zeitschrift herauszugeben, die PARA, die vom kürzlich verstorbenen Dr. Donaus Rüetschi (siehe den Nachruf auf Seite 84), dem damaligen Präsidenten der SVPP geleitet wurde. Thema waren bei diesen Teffen auch die Basler Psi-Tage, bei denen die drei Gesellschaften das Patronat innehatten.



Néné von Muralt, das einzige noch lebende Gründungsmitglied der SPG

Ich erinnere mich gerne an diese Sitzungen, an denen von Seiten der SPG jeweils Néné von Muralt, René Kaufmann, langjährige Leiterin des Sekretariats, Gaby Chiappi und Viviane Scheifele, die lange Jahre den Mediensektor betreuten, und George Paul Huber teilnahmen. Im neuen Jahrtausend setzte der schleichende Niedergang der SPG ein, die Mitgliederzahlen gingen zurück bis auf zuletzt knapp 250 Mitglieder. Das Ende der ältesten und traditionsreichsten Gesellschaft für Parapsychologie in der Schweiz – die zu guten Zeiten über 1‘000 Mitglieder zählte – schien unausweichlich und hat sich über längere Zeit angekündigt. Generationen-, Richtungs- und Machtkämpfe haben sie seit mehreren Jahren geprägt und geschwächt, der Vorstand wechselte oft in seiner Besetzung, turbulente und chaotische Mitgliederversammlungen haben an ihrer Substanz gezehrt. Wir sind im Juni dieses Jahres vom Vorstand der SPG eingeladen worden, um über eine Kooperation oder sonstige mögliche Rettungsszenarien für die SPG zu diskutieren. Es zeigte sich jedoch schnell, dass es zu spät war, die SPG zu retten, da schon beträchtliche Verbindlichkeiten aufgelaufen waren und keine Zeit blieb, neue Konzepte umzusetzen. Wir haben dem Vorstand der SPG daraufhin angeboten, ihre Mitglieder bei uns aufzunehmen und ihnen als Willkommensgeschenk unter anderem zwei Gutscheine für Abendveranstaltungen zukommen zu lassen. Am 14. Juli dieses Jahres wurde an einer ausserordentlichen
Mitgliederversammlung – an der neben drei verbliebenen Vorstandsmitgliedern Rolf Nick, Andy Bauer und Patrizia Lucciolo ganze 7(!) Vereinsmitglieder sowie ein weiterer Gast und ich teilgenommen haben – die Liquidation der einst stolzen SPG beschlossen. In den zeitweise hitzigen Diskussionen war zu spüren wieviel Geschirr in den letzten Jahren zerschlagen worden war. Unser Angebot an die Mitglieder der SPG wurde an der ausserordentlichen MV angenommen. Das Konkursamt hat jedoch anscheinend untersagt, dass die Adressen an uns ausgehändigt werden. Da die SPG nach Anmeldung des Konkurses auf das noch vorhandene Geld nicht mehr zugreifen konnte, haben wir angeboten, den Versand an die verbliebenen Mitglieder zu bezahlen, damit diese zumindest das Ergebnis der ausserordentlichen Mitgliederversammlung erfahren. Rolf Nick, Mitglied des Vorstands, hat sich verdienstvollerweise bereit erklärt, einen Brief an die Mitglieder zu senden, in dem er über das Ende der SPG und über unser Angebot informierte. Nicht einmal ein Dutzend Mitglieder haben sich bei uns gemeldet, was bestätigt, wie stark die Bindung der Mitglieder an die SPG geschwunden ist. Es war ein trauriges Ende dieser traditionsreichen und verdienten Gesellschaft, die 62 Jahre existiert hat und früher international einen guten Ruf genossen hat.


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