​Interview mit dem Feng Shui Berater Dominik F. Rollé

von Basler Psi Verein

23. Januar 2015

Feng Shui zeigt wie man die Geheimnisse der chinesischen Weisheit für Gesundheit, Wohlergehen und Glück in den eigenen vier Wänden anwenden kann.


Feng Shui des Westens geht von der Tatsache aus, dass jede Kultur über eigene Methoden verfügt, um die Energie eines Raumes in Harmonie zu bringen. Von der asiatischen Kultur sind die Techniken entliehen, die Energie eines Wohnraum zu erfassen und sie nach harmonischen Prinzipien aufzuwerten.

PARA: Was bedeutet der Ausdruck Feng Shui?
Dominik F. Rollé: Feng bedeutet Wind, Shui bedeutet Wasser. Wind und Wasser sind zwei Elemente, die als Eigenschaft das Fliessen und Strömen in sich haben. Sie sind damit die Energieträger, die einem Ort oder einem Haus frische Energie zuführen. Der Wind bringt die frische Energie, und das Wasser sammelt sie.

PARA: Feng Shui kommt aus China. Kannst du etwas über seine Entstehungsgeschichte erzählen?
Dominik F. Rollé: Über das Alter von Feng Shui gibt es verschiedene Angaben. Einige Quellen sprechen von 6000, andere von 3000 Jahren. Die Chinesen bemühten sich zuerst darum, ihre Ahnen zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Himmelsrichtung mit den richtigen Beigaben zu begraben. Dabei gingen sie von der Annahme aus, dass der Familiensegen mit der Unterstützung aus der Geistigen Welt gesichert werden kann.

PARA: Worum geht es im Feng Shui?
Dominik F. Rollé: Im Feng Shui ist man bestrebt, den Energiefluss (das Chi) eines Ortes auf möglichst ideale Weise zu harmonisieren. Bewohner und Umgebung werden in einen nährenden Energieaustausch gebracht.
Feng Shui ist eine Verbindung von Kunst und Wissenschaft, die in erster Linie auf genauer Beobachtung beruht. Ursprünglich wurden energetische Phänomene in der Natur untersucht, um die Behausungen möglichst harmonisch in die Umgebung einzubetten. Das analytische Denken ist zweitrangig woraus man leicht verstehen kann, dass im Westen Feng Shui nicht selten auf Unverständnis stösst.

PARA: Wie wurden energetische Phänomene untersucht?
Dominik F. Rollé: Die Zyklen der Natur wurden genau beobachtet: Feinste Veränderungen im Tages- oder Jahresablauf wurden wahrgenommen. Aufgrund ihrer Wahrnehmungen folgerten die Chinesen, dass sich die Energie immer weiterentwickelt. Diese Wissen wurde auf den Menschen übertragen. Wenn die Energie eines Menschen ins Stocken gerät, dann kann er krank oder unglücklich werden: das Leben kann sich nicht mehr weiterentwickeln.
Ein Feng Shui Berater schaut zuerst nach, wie die Energie fliesst. Dabei verwendet er die fünf Wandlungsphasen der Lebensenergie als Hilfsmittel, oder er arbeitet mit den Polaritäten von Yin und Yang. So kann er herausfinden, wo der Energiefluss im Haus feststeckt.

PARA: Was verstehst du unter den fünf Wandlungsphasen der Lebensenergie? Hat das etwas mit den fünf Elementen zu tun?
Dominik F. Rollé: Ja. Im Feng Shui gibt es fünf Elemente: Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Im Westen sind die vier Elemente ein statisches System, im Osten sind die fünf Wandlungsphasen (Elemente) ein dynamisches System: Das Wasser nährt das Holz; dieses lässt Feuer brennen und damit Erde (Asche) entstehen; unter Druck entsteht in der Erde Metall, an dessen kalter Oberfläche wiederum Wasser kondensiert. Die Energie durchwandert also ständig diese fünf Wandlungsphasen, sie verwandelt sich gewissermassen von einem Zustand zum anderen.

PARA: Hat Feng Shui einen taoistischen Hintergrund?
Dominik F. Rollé: Wir wissen, dass Feng Shui aus dem Taoismus herausgewachsen ist. Der Taoismus will eigentlich nichts bewirken: es geht um Harmonie. Aber wie es dem Menschen oft entspricht, kamen auch bei Anwendern von Feng Shui Machtgelüste und Profitdenken auf. Das missbräuchliche Anwenden von Feng Shui bewirkt eine Stärkung des Egos, was dem Taoismus wiederum nicht entspricht.

PARA: Lässt sich Feng Shui, das auf östlichem Gedankengut beruht, überhaupt in unserer Kultur anwenden?
Dominik F. Rollé: (lachend) Ja, man kann es anwenden. Feng Shui entspringt zwar einer Kultur, die der unseren in vielen Dingen diametral gegenübersteht. Aus diesem Grund lässt es sich nicht einfach unreflektiert in unsere Architektur übertragen. Es macht wenig Sinn, neben den Designermöbeln einen chinesischen Drachen aufzustellen oder eine rustikale Balkendecke mit Bambusflöten vollzuhängen. Feng Shui des Westen geht von der Annahme aus, dass jede Kultur über eigene Methoden verfügt, um die Energie eines Raumes in Harmonie zu bringen. Von der östlichen Kultur ist aber die Art entlehnt, eine Situation zu erfassen und die Prinzipien, wie ein Wohnraum optimiert werden kann.

PARA: Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit Symbolen aus?
Dominik F. Rollé: Wenn wir zum Beispiel den Drachen betrachten, dann hat er bei uns im Westen eine ganz andere Geschichte als im Osten. Dort ist der Drache die glückverheissende Kraft die gefeiert wird. Es gibt kaum ein Haus in dem nicht irgendwo ein Drachenmotiv anzutreffen ist. Bei uns kommt der Drache in erster Linie in Sakralbauten vor oder auf Brunnen im Zusammenhang mit dem heiligen Georg, der die Erdkräfte zu bändigen versucht. Ich versuche in der Feng Shui Ausbildung die Leute dazu zu motivieren, mit Symbolen zu arbeiten, die sie verstehen. So gilt es Symbole zu finden, deren Bedeutung analog ist.

PARA: Sind denn Symbole nicht universell?
Dominik F. Rollé: Bestimmt gibt es universelle Symbole, aber die meisten wurden kulturell geprägt, sonst würden sich Kulturen nicht so verschieden ausdrücken. Das möchte ich voll respektieren.

PARA: Besteht da nicht auch die Gefahr, dass wir die chinesische Kultur zu idealisieren beginnen? Übersieht man dann nicht allzu leicht die Schattenseiten dieser Kultur, die zum Beispiel jungen Mädchen die Füsse einschnürte?
Dominik F. Rollé: Mich schmerzt es zu sehen, was mit China passiert. Die Unterdrückung der Frau existiert in ländlichen Gegenden immer noch. Unverständlich ist mir auch der Hassneid, den die Chinesen auf Tibet zu haben scheinen. Trotzdem denke ich die Chance der Welt liegt darin, dass wir den Austausch zwischen den Kulturen fördern.

PARA: Du hast schon erwähnt, dass Du östliche Symbole mit unseren Symbolen ersetzt, gibt es sonst noch Unterschiede zwischen dem ursprünglichen asiatischen Feng Shui und dem Feng Shui des Westens, das du lehrst oder in Beratungen anwendest?
Dominik F. Rollé: Eine Beratung läuft in beiden Kulturen ganz anders ab. Der durchschnittliche Asiat ist autoritätsgläubig. In China kommt ein Berater mit seinem Lo Pan und seinen Berechnungen zu einer Familie und gibt klare Anweisungen, was zu geschehen hat: Das Bett muss in diesen Raum, hier wird ein Kristall aufgehängt, dieses Fenster wird geöffnet und jenes geschlossen. All diese Anleitungen werden diskussionslos ausgeführt. Der Durchschnittschinese hat nicht das Bedürfnis zu verstehen, weshalb er diese Ratschläge bekommt. Durch seine Autoritätsgläubigkeit besteht dann auch die Chance, dass tatsächlich etwas passiert.
Eine derartige Beratung kann man im Westen nicht machen. Wir sind Menschen einer Kultur, die etwas auch verstehen wollen.

PARA: Wie gehst Du bei einer Beratung vor?
Dominik F. Rollé: Wenn ich einen Wohnraum betrete, versuche ich den Bewohnern zu zeigen, in welchen Lebensbereichen Herausforderungen sind, und wo sie gut dastehen. Es macht keinen Sinn eine Korrektur anzuwenden, ohne die Situation dem Klienten offen darzulegen. Feng Shui des Westen zielt stark auf eine innere Veränderung ab. Der Klient muss zuerst bereit sein, einen neuen Weg zu gehen. Dabei unterstützt die Feng Shui Korrektur den Schritt, den jemand zu vollziehen bereit ist.
Es kann vorkommen, dass jemand nicht bereit ist, ein anstehendes Thema aufzugreifen.. Selbstverständlich akzeptiere ich einen solchen Entscheid und gehe zum nächsten Punkt.

PARA: Du hast den Lo Pan erwähnt, was ist das für ein Werkzeug?
Dominik F. Rollé: Der Lo Pan ist ein chinesischer Feng Shui Kompass. Er beschreibt die Qualität der verschiedenen Richtungen und gibt Hinweise für gutes oder schlechtes Feng Shui.  Ich habe zusammen mit Marc Häberlin einen Lo Pan für den Westen entwickelt. Ich war einfach daran interessiert was die alten Meister über die Richtungsqualitäten herausgefunden hatten. Ich war verblüfft von der Genialität ihres Systems. 

Wir im Westen unterscheiden nur Norden und Süden mit der Kompassnadel. Wir sagen, die Magnetströme fliessen in diese oder jene Richtung. Der Asiat geht mit der Unterteilung des Horizonts viel weiter. Von Grad zu Grad haben wir einen anderen Winkel zum Magnetfluss und damit einen anderen Einfluss.  Diese Differenzierung, diese Feinfühligkeit kann uns einiges lehren. Vielleicht kann man das vergleichen mit der Pulsdiagnose des chinesischen Arztes, der vierzehn verschiedene Pulse ertastet.  Wenn ich bei einer Beratung die Himmelsrichtungen mit der persönlichen Thematik in Verbindung zu bringen versuche, kann ich ganz gezielte Korrekturen vorschlagen. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass ein Familienmitglied Schwierigkeiten hat und spezieller Unterstützung bedarf. Wenn es den anderen Familienmitgliedern gleichzeitig gut geht, kann man folgern, dass das Feng Shui des Hauses nicht allzu schlecht sein kann. In so einem Fall berechnet man das chinesische Geburtshoroskop der betreffenden Person und passt die Einrichtung seiner Person an.

PARA: Wenn du zu einer Beratung gerufen wirst, möchtest du wissen, was die potentiellen Kunden für Erwartungen haben. Ist es nötig, dass die Leute Auskunft über ihre momentane Situation geben?
Dominik F. Rollé: Ich erkundige mich immer nach den Schwierigkeiten und der aktuellen Lebenssituation. So wird mir klar, welchen Herausforderungen sich der Klient stellen möchte und wo er auch tatsächlich Unterstützung braucht. Ein Arzt fragt einen Patienten auch zuerst, wo es schmerzt und operiert ihm nicht als erstes den Blinddarm und den Meniskus, nur weil es an diesen Stellen einmal Probleme geben könnte, dasselbe gilt auch für Feng Shui.

PARA: Wie erkennt man einen seriösen Feng Shui Berater?
Dominik F. Rollé: Ein sehr wichtiger Aspekt bei einer Beratung ist das auf einander eingehen. Für mich ist es wichtig zu erklären, wozu eine Veränderung gut ist. Ausserdem versuche ich immer verschiedene Lösungsvorschläge aufzuzeigen. Es geht darum eine Korrektur zu finden die dem Bewohner zusagt. Der Berater erklärt, was vom energetischen Standpunkt aus korrigiert werden muss .Dabei gibt es immer verschiedene Lösungen; der Klient entscheidet dann nach seinem Sinn für Aesthetik, welche Korrektur er vornehmen will.

PARA: Kriegst du Rückmeldungen nach Beratungen?
Dominik F. Rollé: Einige Leute melden sich nach einiger Zeit wieder um zu berichten. Für mich persönlich ist das sehr wichtig, um selber dazu lernen zu können. Hat eine Korrektur nicht richtig gegriffen, können wir eine andere Lösung suchen. Das Regelwerk Feng Shui hat sehr viele Ausnahmen, was die Reaktion des Bewohners nicht genau voraussagbar macht. Die beidseitige Kommunikation ist deshalb sehr wichtig.

PARA: Hast du schon einmal jemandem den Rat gegeben, er soll am besten seine Wohnung verlassen?
Dominik F. Rollé: Bis jetzt ist das nur einmal vorgekommen. Dabei handelte es sich aber nicht um Feng Shui Kriterien, sondern um Elektrosmog. Es ging um die Wohnung einer schwangeren Frau und ihres Mannes. Bei der Ausmessung der Wohnung stellte sich heraus, dass es in der ganzen Wohnung keinen einzigen Raum gab, der den Grenzwert unterschritten hätte. Quelle dieser Belastung war ein Hochspannungsmast, den man nicht einfach mit Feng Shui Massnahmen unschädlich machen kann.

PARA: Du bietest eine Feng Shui Ausbildung an. Werden dort Themen wie Elektrosmog auch behandelt?
Dominik F. Rollé: Ja. Für uns ist ausserdem auch die Radiästhesie sehr wichtig. Meine Frau ist auf dieses Gebiet spezialisiert. Diese Themen werden gleich am Anfang der Feng Shui Ausbildung behandelt. Der Umgang mit Rute und Pendel wird hier aber nicht gelehrt. Es braucht längere Zeit, bis jemand seinen Willen ausschalten und dem Pendel die Führung überlassen kann. Wir können aber auch das Wachstum der Bäume in der Umgebung beobachten und daraus Rückschlüsse ziehen oder Messgeräte einsetzen. Mit den gezeigten Techniken können bereits einfache Sanierungsmassnahmen ergriffen werden.

PARA: Gleicht unsere Radiästhesie der östlichen Art Störzonen aufzufinden?
Dominik F. Rollé: Die Chinesen reden von Erdströmen, den Adern des Drachen, auf denen man sich nicht aufhalten sollte. Sie dürfen auch nicht zerschnitten oder überbaut werden. Das kennen wir auch von unserer Radiästhesie her. Wenn auf gewissen Linien ein Eisenpfahl eingeschlagen wird, dann streut es die Kraft und die Energielinie innerhalb der Erde wird unterbrochen. In China weiss man, dass eine solche Handlung Unglück anzieht. Dieses Unglück manifestiert sich dann oft in Form von Krankheit. In China unterscheidet man nicht zwischen Globalgitter, Verwerfung oder Wasseradern, sondern betrachtet jede Anomalie als Lebenskraft des Drachen, den man nicht erzürnen will.

PARA: So sind die Chinesen in diesem Bereich weniger differenziert?
Dominik F. Rollé: Ja. Es gibt nun auch westliche Radiästheten die in China Kurse geben.
Allerdings gab es auch eine Messtechnik mit dem Lo Pan: Der Feng Shui Meister ging dabei ganz langsam mit dem Lo Pan über das Gelände und beobachtete die Bewegungen der Kompassnadel. Jedes Zittern gab ihm Hinweis auf eine Erdstörung.
Im Westen wissen wir, dass die Reizzone dort am stärksten ist, wo der Übergang vomguten Platz zur Störzone ist. Man konnte nachweisen, dass an solchen Stellen die Magnetströme sehr fein lokal verändert sind und das lässt sich mit einer sehr leichten Kompassnadel messen.

PARA: Wem empfiehlst du eine Beratung?
Dominik F. Rollé: Sicher ist jede Lebenslage, in der man eine Unterstützung wünscht, geeignet. Sinnvoll ist eine Beratung auch bei der Planung eines Umzugs oder eines Umbaus. Mir ist aufgefallen, dass man oft mit einer neuen Wohnung unbewusst dasselbe Muster anzieht, wie in der alten Wohnung. Deshalb lohnt es sich die Situation zu klären.

PARA: Sprichst Du mit Deiner Ausbildung vor allem Architekten an?
Dominik F. Rollé: Natürlich fände ich es auch schön, wenn sich immer mehr Architekten mit Feng Shui auseinandersetzen würden. Bauwerke sind heute zum Teil Kunstobjekte geworden, aber vielfach sind sie nicht mehr Wohnraum für die Seele. Viele Häuser haben ähnliche Feng Shui Probleme. Als Beispiel möchte ich zerklüfteten und offene Räume mit vielen Kanten erwähnen. Dieses Phänomen entspricht unserer Zeit: wir werden kantiger, wir achten uns immer mehr auf unsere eigenen Bedürfnisse und sind ruhelos. Im traditionellen Feng Shui würde man da von einem extremen Yang Uebergewicht reden, bei dem schliesslich auch die Gesundheit leiden kann.

PARA: Für wen ist die Ausbildung geeignet?
Dominik F. Rollé: Empfehlenswert ist die Ausbildung für Menschen, die mit dem Wohnraum bewusster umgehen möchten. Feng Shui ist ein sehr wertvolles System, um die eigenen Wandlungsprozesse mit praktischen Gestaltungsmöglichkeiten zu unterstützen. Natürlich ist die Ausbildung auch für diejenigen geeignet, die beruflich mit Einrichtung, Bauen und Planen zu tun haben oder in Heilberufen tätig sind.

PARA: Bewirkt nicht vor allem die Bewusstmachung eines Konfliktbereiches und damit die Auseinandersetzung eine Besserung?
Dominik F. Rollé: Das ist meiner Ansicht nach ganz bewusst das übergeordnete Ziel. Was haben wir letztlich in dieser Welt anderes zu tun als bewusster zu werden?

Das Interview führten Sabine Sütterlin und Lucius Werthmüller


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