Der Strom-Mann, von Luc Bürgin

von Biba Struja

06. Juni 2017

Der Strom-Mann – Biba Struja lässt Elektrizität durch seinen Körper fliessen von Luc Bürgin und Stéphanie Erni

Unglaublich, aber wahr: Biba Struja lässt Strom durch seinen Körper fliessen, ohne dass ihm das etwas auszumachen scheint. Wie lassen sich die Fähigkeiten des Mannes erklären, der es mit seiner bizarren Begabung bereits zweimal ins «Guinness Buch der Rekorde» gebracht hat?

Der kleine glatzköpfige Mann im hautengen schwarzroten «Blitz-Anzug» elektrisiert, im wahrsten Sinne des Wortes. In seinen Händen hält er zwei leitende Metallgabeln. Hunderte Male hat Biba Struja dies bereits vor Live-Publikum gezeigt. Entsprechend selbstsicher spiesst er mit den beiden Gabelspitzen eine Bockwurst auf. Sein Blick konzentriert sich auf seine Hände. Und o Wunder: Wie auf Kommando beginnt die Wurst nach wenigen Sekunden zu dampfen, um unmittelbar darauf gegart aufzuplatzen!

Biba Struja brät eine Wurst mit blossen Händen

Bibas Zuschauer mögen ihren Augen nicht trauen. Fassungslose Gesichter im Publikum – dann tosender Applaus. Denn der Serbe scheint mit seinem Leben zu spielen. In seinen Händen kann er Gegenstände mit Spannungen von über 20‘000 Volt halten, ohne durch den Strom verletzt zu werden. Der Strom scheint sogar durch seinen Körper zu fliessen, denn der Mann erhitzt kaltes Wasser allein mit seinen Händen. Wie ist das möglich? Ein Wunder? Seit der TV-Sender Sat.1 im Januar 2009 über den «Strommann» aus dem früheren Jugoslawien berichtete, sind seine Fähigkeiten auch im deutschsprachigen Raum wieder Thema. Nicht zum ersten Mal. Denn bis zum 25. Mai 2008 trat Slavisa Pajkic alias «Biba» hierzulande bereits öffentlich auf – in «Roncalli‘s Apollo Varieté Theater» in Düsseldorf. «Leider hat sich damals kaum einer für ihn interessiert », erinnert sich Sprecherin Kathrin Rauschning.


Biba Struja bei seinem Besuch in Basel im Juni 2012

Obs am Variété-Umfeld lag? Beruhen Bibas Fähigkeiten nur auf magischen Tricks, wie mancher Zuschauer damals wohl verwirrt vermutete? Nein, winkt der Mann selbstbewusst ab. Er habe seine seltsame Gabe bereits mit 17 Jahren entdeckt, rein zufällig, betont er: «Während meiner Ausbildung zum Schlosser arbeitete ich mit der Schweissmaschine und erhielt aus Unachtsamkeit einen massiven elektrischen Schlag. Seltsamerweise hat mir das überhaupt nichts ausgemacht...»

Auch die «Akte 09»-Reporter von Sat.1 staunten nicht schlecht, als sie Biba 2008/2009 in seiner Wohnung in Pozarevac, unweit von Belgrad, besuchten: Der Mann fasste vor ihren Augen mit blossen Fingern in eine Steckdose. Ohne dabei die geringste Regung zu zeigen. Später generierte er mit Hilfe eines Transformators massive 20‘000 Volt Strom, hielt eine Leuchtstoffröhre in dessen Nähe und brachte sie mit Hilfe eines Metallstabes zum Glühen – später liess er die Elektrizität gar durch seine Hand fliessen.

Noch kurioser: Biba Struja scheint Strom in seinem Körper regelrecht speichern zu können. Einmal aufgeladen entzünden sich mit Benzin getränkte Wattestäbe direkt auf seiner Haut. Eine kurze Berührung an Arm oder Stirn genügt – und winzige Blitze züngeln aus seinem Körper empor, die das Benzin zum Brennen bringen. Auf diese Weise «brät» der Mann auch Würste. Und behandelt in seiner Freizeit noch dazu Patienten aller Art, die unter den gespeicherten Stromstössen aus seinen Händen regelrecht zusammenzucken. Ein Phänomen, das auch der Sat.1-Kameramann am eigenen Leib bestätigt fand, als er sich vor laufender Kamera testhalber in Bibas Hände begab.

Etliche Male liess der «Strom-Mensch» seine Fähigkeiten bereits von Wissenschaftlern testen. Alle bestätigen sie nach Messungen mit ihren Voltmetern: Durch den Mann fliesst tatsächlich Strom! Oder wie es der Serbe selber erklärt: «Ich fühle nichts an meinem Körper. Selbst wenn 220 Volt durch meinen Mund fliessen, kann mir der Strom nichts anhaben.» Misstrauisch macht Kritiker, dass Biba für gewisse seiner Experimente zu Showzwecken einen so genannten Tesla-Transformator zu benutzen scheint – auch Tesla-Spule genannt. Damit lassen sich hochfrequente Wechselströme mit sehr hoher Spannung erzeugen. Visuell eindrucksvolle Experimente wie sie Physiker gerne demonstrieren. Der Clou: Derart hochfrequente Ströme können schmerzfrei durch den menschlichen Körper fliessen, da die Schmerzreaktion «auf Ionenleitung beruht und diese dem Wechselfeld nicht ausreichend schnell folgen kann», wie Experten betonen. Wie lässt sich aber erklären, dass Biba 1983 und 2003 gleich zweimal namentlich im weltberühmten Guinness-Buch der Rekorde aufgeführt wird?

Biba Struja hält zwei Einträge im Guinness Buch der Rekorde

Am 24. November 2001 trat der «Strommann» zudem im schwedischen Fernsehen auf, wo er im «Guinness Rekord TV» vor Livepublikum und etlichen Experten Wasser von 25 Grad Celsius auf 97 Grad Celsius erhitzte – in dem er den herkömmlichen Strom direkt durch seine Hände ins Wasser fliessen liess. Ebenfalls nur ein Trick? Kaum – das hätten sich die Macher des «Guinness Buch der Rekorde» marketingtechnisch schlicht nicht leisten können. Der jährlich neu aufgelegte Kuriositäten-Bestseller lebt bekanntlich von seiner Glaubwürdigkeit.

Was Biba ebenfalls glaubwürdig macht: Der Mann dichtet sich keinerlei paranormalen Fähigkeiten an. «Ich bin nicht ganz sicher, warum ich nichts fühle», räumt er unverhohlen ein. «Meine Haut funktioniert vermutlich wie ein Isolator. Das liegt daran, dass sie absolut trocken ist. Ich habe einfach kein Fett auf der Haut wie andere Menschen. Auch Schweissdrüsen fehlen. Weil ich nicht schwitze, prallt der Strom an mir ab.» Oder wie es ein Sat.1-Sprecher nach Konsultation eines Privatvideos aus der Universitätsklinik Belgrad salopp umschrieb, in dem der «Strommann » von Ärzten stundenlang untersucht wurde: «Biba verfügt nur über eine Hautschicht. Normale Menschen haben zwei Hautschichten.»

Dazu ein bekannter Schweizer Dermatologie-Professor aus Basel-Stadt, der namentlich nicht genannt werden will: «Dass bei diesem Mann, wie behauptet, eine ganze Hautschicht fehlen soll, ist für mich blanker Unsinn», kontert er. «So etwas gibt es nicht! Der Betroffene wäre gar nicht existenzfähig, die Haut ist schliesslich ein Organ. Es gibt natürlich verschiedene Hautkrankheiten, auch solche, bei denen das Fettgewebe von Geburt an nicht vorhanden ist – aber nur an gewissen Stellen und sicher nicht am ganzen Körper.» Konkreter formuliert es Professor Peter Itin, Chefarzt für Dermatologie am Universitätsspital Basel: «Es gibt tatsächlich eine Krankheit mit Namen ‹Aplasia cutis congenita›, bei der die Epidermis, also die äusserste Hautschicht, nicht angelegt ist. Es handelt sich dabei aber immer nur um herdartig begrenzte Hautbezirke.» Fehlanzeige also – zumindest was Biba betrifft. Was ist demnach mit dessen eigener Aussage, wonach sein Körper über keine Schweissdrüsen verfügt? Das mag dem medizinischen Grund seiner körperlichen Fähigkeiten weitaus näher kommen, wie Dr. Andrea Pfister-Wartha von der Universitäts-Hautklinik Freiburg bestätigt: «Es gibt tatsächlich Menschen, die genetisch bedingte Fehlbildungen der Hautanhangsgebilde haben, also auch der Schweissdrüsen. Je nach Ausprägung schwitzen diese Menschen wenig (Hypohidrose) oder gar nicht (Anhidrose).»

Oder wie es Professor Christos Zouboulis vom Städtischen Klinikum Dessau in tadellosem Fachjargon formuliert: «Es handelt sich hierbei um eine so genannte anhidrotische ektodermale Dysplasie (Christ-Siemens-Tourraine-Syndrom), eine X-chromosomal rezessive Erkrankung, deren Gendefekt auf dem Chromosom Xq12-13 lokalisiert ist. Das Hauptproblem bei diesem Syndrom besteht für den Betroffenen in der Hitzeunverträglichkeit.» Bei dieser seltenen Krankheit diagnostiziere man «Fehlbildungen in der Lederhaut – vermutlich die bei Sat.1 erwähnte ‹fehlende Hautschicht› – mit einem Mangel an Hautanhangsgebilden: Haare, Schweiss- und Talgdrüse», ergänzt eine deutsche Ärztin – und dürfte mit ihrer Diagnose über den Strommann ebenso richtig liegen. Denn je weniger Schweiss jemand produziert, desto schwächer leitet auch der elektrische Strom – nicht zuletzt wegen der im Körpersaft enthaltenen Salze. Wie im Fall von Biba Struja.

Bleibt die entscheidende, weil nach wie vor ungeklärte Frage: Wie gelingt es dem Mann, Strom in seinem Körper zu speichern? Bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse sei Interessierten deshalb geraten: Finger weg von ähnlichen Experimenten! Bereits Stromstärken von 0,1 Ampère können zum Tod führen. Braten Sie Ihre Würste lieber weiterhin auf dem Grill.


Über Biba Struja

Biba Struja (Serbien) wurde am 10. Februar 1957 in Poljasna nahe Pozarevac geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Schlosser. Dabei entdeckte er mit 17 Jahren rein zufällig seine phänomenale Fähigkeit: «Während meiner Ausbildung zum Schlosser arbeitete ich mit der Schweissmaschine und erhielt aus Unachtsamkeit einen massiven elektrischen Schlag. Seltsamerweise hat mir das überhaupt nichts ausgemacht...» Er hat in der Folge seine Fähigkeiten auf der ganzen Welt demonstriert und hält zwei Einträge im Guinness Buch der Rekorde. Heute ist es ihm ein Anliegen seine Fähigkeiten zu heilerischen Zwecken einzusetzen. Viele Videos finden Sie auf www.youtube.com unter dem Suchbegriff Biba Struja.

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