Bali – Insel der Götter und Dämonen von Marlen Hämmerli

von Basler Psi Verein

21. Januar 2015

​Als ich das erste Mal auf Bali landete, zog mich die Götterinsel sofort in ihren Bann! Diese indonesische Insel ist enorm farbenfroh und bietet viele Sinneseindrücke.

     

Sie ist voller Gegensätze: lange weisse Sandstrände und von Lava schwarz gefärbte Ufer, idyllische Dschungelkulisse und pulsierende Grossstädte. Die Balinesen scheinen vielfältige Kräfte zu mobilisieren, um ihre Kultur am Leben zu erhalten, obwohl Bali von Touristenströmen nahezu „überschwemmt“ wird. Ausserhalb der Touristenzone begegnete ich Menschen, die ihre spirituellen Rituale in tiefer Versenkung vollziehen. Weit ab vom Tourismus erlebte ich unvergessliche Begegnungen mit der Bevölkerung. Der Hinduismus hat sich in Bali weit von seinen Wurzeln entfernt. Die balinesische Kultur ist geprägt vom Animismus, dem Glauben an eine beseelte Natur, an Götter, Dämonen und magische Kräfte. Täglich suchen Einheimische Heiler, Magier und Geistmedien auf, um deren Dienste in Anspruch zu nehmen. Die wenigsten Touristen haben Zugang zu diesem un-verfälschten Kulturgut, denn die Inselbewohner sprechen in der Regel nicht mit Fremden über ihre magischen Praktiken. Als Tourist landet man meistens bei „Touristenheilern“.



Die echten Balians (Geistheiler) oder Dukuns (schamanische Heiler) werden von den Göttern berufen und haben sich in deren Dienst zu stellen. Tun sie dies nicht, so glaubt man, würde Unheil über sie und ihre Familien kommen. Oft wirken sie in Tempelanlagen die den Ausländern nicht bekannt oder zugänglich sind. Die Balinesen sind sehr religiös und leben ihre Spiritualität offen. Sie versuchen, so oft wie möglich in Kontakt mit der Götterwelt zu sein und deswegen wird ihr Alltagsleben von vielen Ritualen bestimmt. Diese sollen den Gläubigen in Einklang mit dem Kosmos und seinen göttlichen Prinzipien bringen. Da der Mensch zwischen den kosmischen Polen liegt, muss er die Harmonie, die Gleichmässigkeit wahren. Mithilfe von Geisterbeschwörungen sollen die negativen Kräfte der Natur gebannt werden und die Menschen sich auf die positiven Kräfte besinnen. Um die Naturgeister und Götter günstig zu stimmen oder die Dämonen zu besänftigen, werden täglich mehrmals rituell Blumengaben dargebracht.
Die Balinesen glauben, dass neben der Vielzahl an Göttern ein einziger Gott über alles herrscht. Ausserdem verehren sie die Gottheiten Brahma, Vishnu und Shiva und sind fest mit dem Ahnenkult verflochten. Ihr Glaube an Wiedergeburt ist selbstverständlich und die Dualität ist wichtig: Himmel und Erde, Sonne und Mond, Reinheit und Unreinheit, Leben und Tod, Gut und Böse, Götter und Dämonen und so fort. Jede religiöse Handlung dient dem Ziel, diese Gegensätze auszubalancieren. Der Tempeltanz ist auf der Götterinsel wichtig und eine Huldigung an die Gottheiten. Kultur und Religion sind derart miteinander verschmolzen, dass sie nicht voneinander zu trennen sind. Tanz und Musik wird den Kindern früh beigebracht und eingeübt. Zu jedem Tempelfest und zu sehr vielen religiösen Zeremonien gehört eine Tanzdarbietung. Einige Tänze werden nur von Männern ausgeführt und andere nur von Frauen und jungen Mädchen. Jede Bewegung ist genau vorgegeben und bedarf teilweise langer Schulung. Die kostbare Kostümierung spielt eine sehr wichtige Rolle. Die Balinesen wirken auf den ersten Blick sehr ausgeglichen. Sie sind Meister darin, ihre Gefühle zu verstecken, denn Individualismus, wie wir Europäer ihn kennen, haben die Balinesen nicht. In ihrem Leben dreht sich alles um die Gemeinschaft und deshalb ist man stets bestrebt, sich von der besten Seite zu zeigen. Die Balinesen sind sehr kontraktfreudig und lächeln oft.



Wenn jemand krank ist, so ist das eine Angelegenheit der (Dorf) Gemeinschaft. Die Balinesen suchen deshalb den Heiler oft mit ihrer Sippe und Freunden auf. Es gibt keine Besprechung unter vier Augen in einem Behandlungszimmer, wie wir Westler es gewohnt sind. Die Behandlungen erfolgen oft im Freien oder in einem Tempel im Beisein der Begleitenden und sonstigen Anwesenden. Selbst intimste Angelegenheiten werden öffentlich erläutert und gerade diese Offenheit ist nicht nur für die kranke Person heilsam, sondern ebenso für andere Anwesende, die vielleicht unter ähnlichen Problemen leiden. So hören alle sehr gespannt zu, was erzählt wird.


Die Balinesen sind Meister darin, im Hier und Jetzt zu verweilen, im Abstand nehmen vom Gestern und Morgen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit stets auf die Gegenwart und verweilen so gut es geht in ihr. Die Begegnung mit dem Dancing Dukun Ida Bagus Wedastra war für mich einzigartig. Er ist meines Wissens der einzige Tempeltänzer und Hohepriesteranwärter, der als tanzender Heiler wirkt. Es gibt zwar einige Priester, die auch heilend und therapeutisch wirken, aber keine die solche „tanzende Heilseancen“ vollziehen.


Ida Bagus Wedastra ist ein Meister darin, die Menschen oftmals auch nur durch seine „Alltags-Anwesenheit“ zu beeindrucken. Sein Motto lautet: I love myself. Er ist der Meinung, dass man als erstes sich selbst lieben lernen soll, dann ist man auch fähig, anderen Liebe zu geben. Wer mehr über Balis Spiritualität und Kultur erfahren möchte, dem empfehle ich folgendes Buch: Ratu Pedanda. Reise ins Licht - bei einem Hohepriester auf Bali von Milda Drüke. Wer gerne die Kultur Balis erleben möchte, ist herzlich eingeladen, mit mir nach Bali zu reisen oder Ida und mich sowie das Inana-Zentrum auf Bali zu besuchen: www.inana.ch

Marlen Hämmerli, März 2008

www.hamali.ch, marlen.haemmerli@besonet.chVeranstaltungen von Ida Bagus beim Basler Psi-Verein finden Sie hier.


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